Achim Beiermann spricht im PG-Interview über seine Initiative „Ich bete für dich“

Foto: Andreas Bretz (abr)

Am 1. November 2020 startete Achim Beiermann seine Website “Ich bete für dich – Wenn dir das Beten schwer fällt!”. Bis Ende 2023 gingen über 800 Gebetsanliegen bei ihm ein, für die er in verschiedenen Gotteshäusern betete. Auf Beiermanns Online-Plattform www.ichbetefuerdich.de finden sich mittlerweile auch viele Interviews mit Menschen, die sich in besonderer Weise in Kirche und Gesellschaft einsetzen.

Neben christlichen Magazine wie domradio.de, IDEA oder Radio Horeb haben bereits auch weltliche Medien wie das WDR Fernsehen, die ZDF-Sendung „Volle Kanne“ oder zuletzt der Hessische Rundfunk über das Projekt von Achim Beiermann berichtet.

Wir wollten mehr über Achim Beiermann und dessen Motivation für sein Tun erfahren. Im PromisGlauben-Interview stand der Pensionär unserem Chef-Redakteur Markus Kosian Rede und Antwort.

Markus Kosian (MK): Lieber Herr Beiermann, Sie sind Initiator der Online-Plattform „Ich bete für dich – Wenn dir das Beten schwer fällt“. Wie kommt man auf so eine Idee und was machen Sie da genau?

Achim Beiermann (AB): Es klingt abgefahren, aber dem Ganzen ging ein Traum voraus. Ich träumte eines Nachts, dass ich in einer mir unbekannten Straße vor einer Haustür stand und auf die Klingel drückte. Eine ältere Frau öffnete mir die Tür mit den Worten „Schön, dass Sie gekommen sind, um für meinen schwer erkrankten Mann zu beten!“

Dieser Traum ließ mich wochenlang nicht mehr los. Schließlich fasste ich den Entschluss, diesen Traum im Internet umzusetzen. Am 1. November 2020 war es soweit: Meine Website www.ichbetefuerdich.de ging online.

Über diese Website können mir Menschen, die mit ihrer Kirche zwar abgeschlossen, sich aber ein Stück Glauben bewahrt haben, ihr Gebetsanliegen zusenden – auf Wunsch auch anonym.

Nach Eingang des Gebetsanliegens suche ich eine Kirche auf, entzünde dort eine Kerze und spreche das von mir formulierte Gebet.

Sofern der Gebetsauftrag nicht anonym angefragt wurde, schicke ich dem „Auftraggeber“ anschließend das Foto von der Kerze und den gesprochenen Text. Das ganze Angebot ist kostenlos.

Symbolbild von Doodlart auf Pixabay (CC0 1.0)
Foto: Imma Beiermann

MK: Wie viele Gebetsanliegen bekommen Sie so? Und was bewegt Menschen, für sich beten zu lassen?

AB: Ein erster zahlenmäßiger „Durchbruch“ erfolgte, als mich etwa acht Wochen nach der Veröffentlichung der Website eine Reporterin des WDR anrief. Sie war zufällig auf meine Seite gestoßen und fragte, ob ich mit einem Bericht über meinen Betdienst einverstanden sei, der zum Weltgebetstag ausgestrahlt werden sollte. Danach berichteten weitere Sender über meine Website: der Westdeutsche Rundfunk, Antenne Düsseldorf, das ZDF und andere. Ging mir anfangs im Schnitt ein Gebetsanliegen pro Woche zu, so waren es plötzlich zwischen fünf und zehn pro Woche. Diese Zahlen stiegen im Laufe der gut drei Jahre an, so dass mir bis Ende 2023 über 800 Gebetsanliegen anvertraut wurden, für die ich in verschiedenen Gotteshäusern beten durfte.

Menschen jeglichen Geschlechts, Alters und aus allen Schichten machen Gebrauch von meinem Angebot.

Es sind häufig Menschen mit persönlichen Problemen, zum Beispiel am Arbeitsplatz, mit EhepartnerInnen, mit den Eltern u.ä., Menschen, die für kranke Angehörige beten lassen oder weil sie liebe Angehörige verloren haben, Kranke, die um ihre Genesung bitten, Drogenabhängige, die von ihrer Sucht loskommen möchten bis hin zu Kindern, die um ein Gebet zur Genesung ihres geliebten Haustieres bitten.

MK: Sie haben es bereits erwähnt: Auch die Medien sind auf Ihre Seite aufmerksam geworden (https://ichbetefuerdich.de/medienberichte/). Nicht nur christliche Magazine, sondern auch weltliche wie die ZDF-Sendung „Volle Kanne“ berichteten über Ihre Initiative. Wie erklären Sie sich das mediale Interesse am Beten?

AB: Offen gesagt: Ich habe nicht die eine Erklärung dafür. Vielleicht sehen Sender mein Angebot als etwas Exotisches an, über das sich zu berichten lohnt. Vielleicht passt mein Bet-Dienst auch ganz einfach nur in die unsichere Zeit, die wir mit Corona, dem Angriff Russlands auf die Ukraine, dem bewaffneten israelisch-palästinensischen Konflikt und vielen anderen Unwägbarkeiten durchleben müssen.

Symbolbild von Th G auf Pixabay (CC0 1.0)

MK: Auf Ihrer Webseite veröffentlichen Sie auch Interviews, die Sie mit Menschen führen, die sich auf unterschiedliche Weise in Kirche und Gesellschaft engagieren (https://ichbetefuerdich.de/blog/). Es ist beeindruckend, welch unterschiedlichste Persönlichkeiten und Initiativen / Tätigkeiten Sie da präsentieren. Auch ich durfte schon über unsere Initiative PromisGlauben sprechen. Welche Persönlichkeit / Initiative hat Sie besonders beeindruckt? Geben Sie bitte mal 3 Beispiele

AB: Lassen Sie mich das bitte näher erläutern. Am Anfang lief mein Betdienst sehr schleppend an, da das Projekt im Internet ja niemandem bekannt war. Um das zu ändern, kam mir die Idee, begleitend zu meinem Angebot regelmäßig aktuelle Interviews, Gedanken und Predigten zum Thema Beten online zu stellen.

Darunter finden sich so renommierte Persönlichkeiten wie z.B. der ARD-Journalist Andreas Malessa, der Facharzt / Autor / Hochschullehrer Prof. Dr. Walter van Laack, die Theologin und Autorin Margot Käßmann, der Musiker Samuel Harfst, der Bestsellerautor Pfarrer Rainer Maria Schießler, die Theologin und Autorin Jacqueline Straub, die Schauspielerin Sharon Brauner, die Präses der Synode der EKD Anna-Nicole Heinrich, der Domkapitular und Generalvikar im Bistum Aachen Dr. Andreas Frick, der Facharzt für Anästhesiologie und ärztlicher Leiter des Palliative Care Teams (PCT) Dr. Martin Zodrow oder die FDP-Politikerin Dr. Marie-Agnes Strack-Zimmermann.

Wer hat mich besonders beeindruckt? Eigentlich jeder Mensch, der bereit war, sich zu ganz persönlichen Dingen öffentlich zu äußern, zu seinem Glauben, über sein Verhältnis zur Kirche, zum Beten.

Aber es gibt auch Menschen, die mich besonders tief beeindruckt haben.

Dazu zählt beispielsweise Dr. Benjamin Zeier. Herr Dr. Zeier ist Facharzt für Urologie. Im Januar 2020 wanderte er mit seiner ganzen Familie (5 Kinder) ins peruanische Hochland aus und übernahm dort die urologische Versorgung in einem Krankenhaus, in dem die ärmsten Einwohner Perus kostenlos medizinisch versorgt werden.

Ähnlich beeindruckt war ich von Pastor Rainer Strauß, der als evangelischer Seelsorger in einem Kinder- und Jugendhospiz in Düsseldorf tätig ist und sich daneben für die Sterbe- und Trauerbegleitung, die Väterarbeit und für die seelsorgerliche Begleitung der ehren- und hauptamtlichen MitarbeiterInnen einsetzt.

Als drittes Beispiel möchte ich Christiane zur Nieden nennen. Frau zur Nieden ist Heilpraktikerin für Psychotherapie und seit 35 Jahren ehrenamtlich als Sterbe- und Trauerbegleiterin tätig. Als Sterbebegleiterin stand sie auch ihrer eigenen Mutter bei, die sich Anfang 2010 als 88-jährige nach monatelangen Überlegungen entschloss, ihrem Leben mit Sterbefasten ein Ende zu setzen.

MK: Was steht bei „Ich bete für dich“ demnächst an? Gibt es Neuigkeiten?

AB: Im Frühjahr dieses Jahres beabsichtige ich, den ersten Podcast online zu stellen. In diesem werden die drei Schülerinnen Amelie, Lilli und Paula der 8. Klasse des Gymnasiums am Neandertal in Erkrath über ihren Besuch in einem neu gegründeten Kloster in Düsseldorf berichten.

Sollte der Podcast gut ankommen, möchte ich dieses Medium zukünftig häufiger einsetzen.

Achim Beiermann beim Beten in der Kirche

Foto: Imma Beiermann

MK: Wie sind Sie eigentlich zum Glauben gekommen?

AB: Ich wurde sozusagen hineingeboren: Aufgrund meiner katholischen Eltern war bereits meine Kindheit christlich geprägt. Der sonntägliche Kirchgang gehörte zu meinem Leben ebenso dazu, wie meine Zeit als Messdiener, Pfadfinder und Leiter in der katholischen Jugend.

Mit Beginn der Pubertät ging mir der Glaube für viele Jahre verloren. Erst mit Anfang 30 fand ich mit Hilfe meiner Frau Imma meinen Weg zurück zum Glauben.

MK: Was bedeutet Christ-Sein für Sie?

AB: Für andere Menschen da zu sein, wenn sie Hilfe brauchen.

MK: Eine Frage, die Sie in Ihren Interviews stellen, ist die Frage nach dem Gebet. Das wollen wir natürlich nun auch von Ihnen wissen. Was bedeutet Gebet für Sie?

AB: Gebet ist für mich das allabendliche Gespräch mit Gott.

MK: Herzlichen Dank für das inspirierende Gespräch mit Ihnen.

Hinweis: Kürzlich waren Achim Beiermann und sein Projekt „Ich bete für dich“ Thema in der ZDF-Sendung „Volle Kanne“. Anbei der Sendebeitrag zum Nachsehen:

Hinweis: Mehr Infos zu Achim Beiermann’s Projekt und ganz viel Inspiration gibt es unter:

www.ichbetefuerdich.de