Andrea Nahles zeigt sich zuversichtlich zum Diakonat der Frau in der katholischen Kirche

Die ehemalige SPD-Chefin Andrea Nahles sprach am Montagabend bei ihrem ersten öffentlichen Auftritt nach ihrem Rücktritt bei einem Vortrag über „Die Gleichberechtigung von Mann und Frau laut Grundgesetz und im wahren Leben“ im Benediktinerkloster Maria Laach in der Eifel. Ein Ort, der für die gläubige Katholikin eine besondere Bedeutung hat und dessen besondere Spiritualität sie beeindruckt.

In diesem Kloster, das unweit ihres Wohnortes in der Eifel liegt, hatte sich Andrea Nahles in den vergangenen Jahren regelmäßig für eine Woche zurückgezogen. Als Mitglied im Verein der Freunde des Klosters kennt sie viele Menschen in der Abtei. Bei ihrem Umzug nach Berlin hatte sie  ein Kreuz aus der Klosterwerkstatt von Maria Laach mitgenommen, das ihr für ihren Einsatz in der Bundespolitik Orientierung gab. So betonte die 49-jährige auch während ihres Vortrages am Montagabend:

„Klar fühle ich mich wohl hier in Maria Laach.“

Dass sie fest im katholischen Glauben verwurzelt ist und viel mehr als eine Taufscheinkatholikin ist, überraschte vor 10 Jahren so einige ihrer Parteigenossen, als sie ihre Biographie mit dem Titel „Frau, gläubig, links“ auf den Markt brachte, in dem sie ausführlich von ihrer katholischen Prägung berichtete. Auch in Interviews rund um die Veröffentlichung ihres Buches sprach sie damals insbesondere über ihren Glauben, mit dem sie von Kindesbeinen an aufgewachsen ist und der auch ihr politisches Engagement mitbegründet hat. Dazu sagte sie im Interview mit der FAZ im Mai 2009:

„Mit 9 Jahren bin ich Messdienerin geworden, mit 14 in eine ökumenische Jugendgruppe gegangen. Das waren frühe Prägungen, sie haben meinen Wertekodex bestimmt. Und daraus leite ich mein politisches Engagement ab.“

Auch für ihr Privat-Leben und ihren Blick aufs Leben spielt der Glaube bis heute eine bedeutende Rolle. So betonte sie in ihrem Buch:

„Mein Lebensoptimismus speist sich aus der Grundüberzeugung, dass es einen Gott gibt, der so verrückt ist, freiwillig Mensch geworden zu sein.“

Zudem betonte sie mehr als einmal, dass ihr „der Glaube eine wichtige Triebkraft in schwierigen Zeiten“ sei, wie domradio.de aktuell berichtet.

Eine wichtige Rolle auf ihrem Weg im Glauben spielte auch der Religionsunterricht, was sie im Rahmen des Ökumenischen Kirchentags 2010 in München wie folgt ausdrückte:

„Ich glaube nicht, dass ich den Sprung vom Kinderglauben zum Erwachsenenglauben geschafft hätte ohne den Religionsunterricht.“

Ihre Suche nach dem Sinn des Lebens habe sie immer wieder zu Gott geführt, berichtete sie in ihrer Biographie im Jahr 2009 weiter. Dazu schrieb sie:

„Mein Idol ist Jesus.“

Und:

„Mit keiner Person in der Geschichte habe ich mich so intensiv auseinander-gesetzt wie mit Jesus Christus. Es ist nicht leicht, Christus nachzufolgen, er ist kompromisslos anspruchsvoll. Und er ist radikal, was die Frage der Gerechtigkeit angeht.“

Die katholische Prägung sowie die vernunftbegründete Auseinandersetzung mit ihrem Glauben hatten auch Einfluss auf ihre politische Einstellung. So berichtet domradio.de aktuell, dass Andrea Nahles in einem Interview der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA) einmal erklärte habe, dass sich ihre politische Aktivität aus ihrer religiösen Überzeugung ableiten lässt. Dazu sagte sie:

„Aus meinem Christsein lässt sich mein Kompass für Gerechtigkeitsfragen entwickeln.“

Und weiter:

„Im Grunde entstand das linke, das sozialdemokratische Engagement aus meinem Engagement in der katholischen Kirche.“

Im Mai 2009 titelte die FAZ diesbezüglich „Interview mit Andrea Nahles – In der SPD wegen Jesus Christus“. In diesem Interview brachte sie auch zum Ausdruck, dass ihr Glaube mitunter auch Einfluss auf politische Entscheidungen hatte. So sagte sie damals, dass sie ihren Glauben „nie als Monstranz“ vor sich hergetragen habe, sie sich aber bei „Entscheidungen, etwa zum Embryonenschutz“ von den christlichen Positionen habe leiten lassen.

Im selben Interview betonte sie zudem, dass es ihr wichtig ist, dass das Bekenntnis zum Glauben in der öffentlichen Wahrnehmung eine Selbstverständlichkeit bleibt, was sie wie folgt zum Ausdruck brachte:

„Ich erwarte allerdings, dass das religiöse Bekenntnis und das aktive Leben des Glaubens akzeptiert werden. Und ich bin überzeugt: Christsein kann nie folgenlos bleiben, nicht privat und nicht politisch.“

An anderer Stelle äußerte sie einmal:

„Ich finde im Glauben die Energie, um selbst aktiv zu werden und die Schwierigkeiten, die vor mir liegen, anzugehen.“

Auch zu kontroversen Themen innerhalb der katholischen Kirche bringt Andreas Nahles, die Mitglied im Zentralkomitee der deutschen Katholiken ist, ihre Position klar zum Ausdruck. So äußerte sie sich aktuell bei ihrem Vortrag zum Thema Gleichberechtigung im Kloster Maria Laach zuversichtlich zum Diakonat der Frau in der katholischen Kirche. Dazu sagte sie:

„Ich kämpfe seit vielen Jahren für den Diakonat der Frauen.“

Sie glaube, „dass das erreichbar ist zu meinen Lebzeiten“, betonte Nahles am Montagabend weiter.

Ihren ersten öffentlichen Auftritt nach ihrem Rücktritt beschrieb domradio.de als kämpferisch, aber gelöst.

Andrea Nahles – Frau, gläubig, links! 

Quellen: domradio.de (1), domradio.de (2), katholisch.de, t-online.de, pro-medienmagazin.de, life.de, faz.net