Andreas Gabalier: „Ich habe am Glauben festgehalten“
Der österreichische Sänger Andreas Gabalier, der mit seinem Mix aus Rock’n’Roll und Volksmusik neuen Schwung in die Schlagerszene brachte, sprach aktuell im Interview mit der Tageszeitung Die Welt über Lederhosen, Religion und eine gespaltene Gesellschaft. Dabei erklärte der 40-Jährige, wie ihm der Glaube im Umgang mit existenziellen Lebenssituationen half.
Andreas Gabalier musste in seinem Leben zwei schwere Schicksalsschläge verarbeiten. Sein Vater und seine Schwester begingen Suizid. Gabalier schilderte im Welt-Interview, dass der „Verlust meines Vaters und dem daraus resultierenden Suizid meiner kleinen Schwester“ für ihn eine „brutal schwere Zeit“ gewesen sei. In dieser „sehr traurigen Situation“ habe er sich damals in die „Musik gestürzt“ und begonnen, eigene Songs zu schreiben. Seitdem bringe er seine „Stimmungen aus allen Lebenslagen zu Papier“, woraus auf seinen Alben eine Mischung aus Frohsinn und Sensibilität entsteht, was heute ein Markenzeichen seiner Musik ist.
Ein weiterer Anker neben der Musik ist für Andreas Gabalier sein Glaube an Gott. Danach gefragt, ob ihn der Suizid seines Vaters und seiner Schwester nicht an Gott zweifeln lassen habe, erklärte der Sänger, dass er sich unmittelbar nach den Ereignissen „schon ein bisschen verloren“ gefühlt habe und wütend gewesen sei, „weil ich so viele Fragezeichen in mir trug“, so Gabalier. Dazu betonte er:
„Aber ich habe trotzdem am Glauben festgehalten.“
Dabei half ihm eine Begegnung als Jugendlicher, an die er sich zurückerinnerte. Eine Wirtin, bei der er in seiner Schulzeit an Wochenenden arbeitete, habe ihm folgende Worte mit auf den Weg gegeben: „Es ist besser, an etwas zu glauben, als an nichts zu glauben.“ Diese Worte habe er sich gemerkt und sehe das mit seiner heutigen Lebenserfahrung „ähnlich“, so der Volks-Rock’n’Roller.
Zu verstehen, dass jedes Leben mit Rückschlägen und Trauerphasen konfrontiert ist und „jeder auf seine Art so einen Rucksack zu tragen“ habe, habe ihm geholfen den Glauben an das Gute nicht zu verlieren und den Horizont nicht zu verschließen, schilderte der 40-Jährige. Zur Bedeutung dieser Grundhaltung sagte er:
„Die Hoffnung, die uns antreibt, halte ich für noch stärker als die Liebe.“
Das empfinde er als wichtig und kommuniziere er auch auf der Bühne, so Gabalier.
Der Glaube, der ihm heute Kraft, Trost und Halt gibt, wurde in seiner Kindheit geprägt. Dazu berichtete der Sänger im Welt-Interview:
„Was ich schon als Kind an der Kirche geschätzt habe und immer noch tue, war diese Gemeinschaft. Man kam sonntags zusammen, man hat nach der Messe noch irgendwo zusammengesessen und über die Sorgen der Woche gesprochen.“
Dies sei in unseren Breiten verloren gegangen, weshalb unsere Gesellschaft vielleicht nicht mehr so gefestigt ist, mutmaßt Gabalier und erklärt weiter:
„Der Glaube ist nicht ganz unwesentlich im Leben, er steht auch für Zusammenhalt.“
Seine Glaubensüberzeugung spiegelt sich in seiner Musik wider – besonders in seinem Song „Amoi seh’ ma uns wieder“, den er 2008 schrieb und seiner verstorbenen Schwester widmete. Dieses Lied hat auch eine besondere Wirkung bei seinem Publikum. So vergehe kein Tag, an dem er nicht auf diesen Song angesprochen werde. Jeder erlebe „persönlich emotionale Abschiede“, was das Lied für viele Menschen so besonders mache, fügte der Sänger an.
Über den besonderen Moment, den dieser Song für ihn bei einem Live-Auftritten hat, sprach Andreas Gabalier im Juni 2024 im Interview mit der BILD. Dazu sagte er:
„Das Lied trägt mich seit fünfzehn Jahren von Bühne zu Bühne und hat mein Publikum und mich schon viele Tränen gekostet. Ich blicke ins Publikum und in den Himmel, denke an meine Schwester und an meinen Vater.“
Gabalier berichtete, dass seine Schwester zwei Jahre nach dem Suizid seines Vaters, ihm „auf dieselbe Art“ gefolgt sei, weil sie „mit dem Verlust unseres Vaters nicht klargekommen“ sei. Der Tod seiner kleinen Schwester sei für ihn „schrecklich“ und „noch viel schlimmer“ als der Tod des Vaters gewesen. In ihm entwickelten sich damals Vorwürfe und Wut gegenüber seinem verstorbenen Vater, schilderte der Sänger. Auch gegenüber BILD äußerte Gabalier, dass ihm die Musik, seine Familie und sein Glaube an Gott im Umgang mit seiner Wut und Trauer halfen. So habe er keine professionelle Hilfe in Anspruch nehmen müssen. Vielmehr betonte Gabalier:
„Ich rede mit meiner Familie, mit meinen Freunden und ich singe. Irgendwie muss es weitergehen.“
Und weiter sagte er:
„Der Herrgott hat das Leben so gemacht, dass es irgendwann wieder möglich ist, Freude und Glück zu empfinden.“
Anbei die Live-Version zum Song „Amoi seh’ ma uns wieder“, den Andreas Gabalier im Jahr 2008 für seine verstorbene Schwester schrieb. Ein Song voller Trost und Hoffnung!