Annie Heger: „In der Krankenhauskapelle konnte ich Kraft tanken“
Die Sängerin, Autorin und Kabarettistin Annie Heger erhielt im Alter von 13 Jahren die Diagnose Diabetes mellitus Typ 1 – eine chronische Krankheit, die in vielen Fällen früher oder später zur Erblindung führen kann. Im Interview mit evangelisch.de sprach die 41-Jährige aktuell über den Umgang mit ihrer Krankheit. Dabei schilderte sie den christlichen Glauben als wichtige Säule in ihrem Leben.
Wie evangelisch.de einleitend zum Interview berichtet, war Annie Heger bis zu ihrem 23. Lebensjahr 17-mal stationär im Krankenhaus, u.a. aufgrund einer Essstörung und einer schweren Depression. Zum Perspektivwechsel in ihrem Leben kam es im Zuge eines dreieinhalbmonatigen Krankenhausaufenthalts, in dem sich über ihre Erkrankung hinaus auch um Lösungsansätze im Umgang mit ihrer Erkrankung „gekümmert“ worden sei. In dieser Zeit sei ihr klargeworden, dass sie nur „zwei Optionen“ habe: Entweder an der Situation „zerbrechen“ oder sich ihrer Lebenssituation zu stellen und im Anschluss das Leben zu feiern. Über die Auswirkung, die mit ihrer Entscheidung für die zweite Option verbunden war, erklärte die 41-Jährige im evangelisch.de-Interview:
„Heute kann ich sagen, ich habe mein Bestes gegeben und schaue freundlich auf mich.“
Mit diesem positiven Blick auf sich selbst moderiert Annie Heger heute die größten Liveshows des Landes und produziert Reportagen sowie Talks für die BASIS:KIRCHE, einem YouTube-Kanal der Evangelischen Kirche. Als Buchautorin lässt sie die Leser an ihren Erfahrungen teilhaben, wie zuletzt in ihrem Buch „Sei der Wind, nicht das Fähnchen – Und wenn nicht: Kurs bestimmen, Segel setzen!“ (bene!-Verlag).
Halt und Orientierung geben ihr lebensbegleitende Dinge, die Annie Heger im Interview mit evangelisch.de als ihren „Safe Space“ bezeichnet. Neben dem Essen, das sie zelebriert und als „etwas unglaublich Wärmendes und Kraftgebendes und Wunderschönes“ bezeichnet, sei auch ihr Glaube „ganz nah dabei“. Dazu schilderte die Entertainerin, dass sie in ihrem Elternhaus im Glauben erzogen wurde und dieser zunächst in ihrem Leben einfach „mitgelaufen“ sei. Einen tragenden Glauben habe sie sich „später erkämpfen“ müssen, „so dass er mich schützt und präsent ist“, ließ die 41-Jährige wissen. Ihre Kraftquellen auf den Punkt bringend betonte sie:
„Ich habe Essen im Bauch und Sonne auf der Haut. Und auch der Glaube steht auf meiner Liste der Dinge, die mir Kraft geben im Leben.“
Zu ihrem Weg im Glauben beschrieb Heger ihrer Konfirmation als wichtiges Ereignis, indem sie bewusst das Versprechen gab, „dass ich mich immer weiter auf die Suche nach Glauben machen möchte in meinem Leben“. Im Zuge der Pubertät und der Diabetes-Erkrankung sei dieses Bewusstsein aber „ins Hintertreffen“ geraten. Durch die Erfahrung der eigenen Begrenztheit begab sich Annie Heger wieder auf die Suche nach Gott. Neben Ängsten rund um den Jahrtausendwechsel hob die Entertainerin insbesondere ihre Erfahrungen hervor, die sie bei Krankenhausaufenthalten in der Klinikkapelle machte. Sie sei „immer zur Abendandacht gegangen“, sagte Heger. Auf ihre Aufenthalte in der Krankenhauskapelle zurückblickend schilderte sie:
„Ich habe gespürt, dass dort ein Ruheort für mich ist, dass dort ein Ort ist, wo ich Kraft tanken kann, und dass ich das in jeder Kirche finde.“
Zu ihrer Beziehung zu Gott, die im Lauf der Jahre gewachsen ist, teilte sie mit, dass diese „richtig gut“ sei und sie sich „sehr getragen“ und „angenommen“ fühle. Dabei empfindet Annie Heger auch den Zweifel als bedeutend, „weil der Zweifel uns erst dazu bringt, unseren Glauben nicht über den Glauben anderer zu stellen“. Weiter erklärte Heger:
„Ich glaube, Zweifel ist ein guter Freund des Glaubens.“
Die Überwindung des Zweifels wiederum führe den Menschen „vielleicht sogar näher zu Gott“, bilanzierte die 41-Jährige.
Quelle: evangelisch.de
Anbei ein Kurz-Clip aus der NDR-Sendung „Das!“, in der Annie Heger über den Umgang mit ihrer Erkrankung sprach: