Astrophysiker Harald Lesch: „Die Welt muss mehr sein als Messbares“

Der Astrophysiker, Naturphilosoph und Moderator Professor Dr. Harald Lesch war Vortragsgast in der Münsterkirche St. Alexandri in Einbeck. Dort sprach er auch darüber, dass Wissenschaft und Religion für ihn zusammenpasst.

Schon in der Vergangenheit betonte Harald Lesch einmal:

„Auf das Argument ‚Naturwissenschaft und Glauben schlössen sich aus‘ antworte ich: ‚Freund, du hast keine Ahnung von Naturwissenschaft‘.“

Grenzfragen zu Philosophie und Theologie interessierten ihn, stellte der gläubige Protestant fest:

„Ist die Welt gewollt oder Zufall?“

Bei den Fragen, die naturwissenschaftlich geklärt werden, sei nicht eine einzige Frage des Lebens betroffen. Ein Individuum stelle sich Fragen, die in der Naturwissenschaft nicht vorkämen. Dazu sagte er weiter: „Bei Messwerten sind wir richtig gut“, die Physik sei eine sinnfreie Angelegenheit. Wenn aber der Mensch eine Ansammlung von Elementar­teilchen sei, unterscheide er sich nicht von dem Material, auf dem er sitze. Wenn man glaube, dass die Welt gewollt sei und von Mit- statt von Umwelt spreche, „das wäre ein Hammer: Das gibt der Natur Würde“, so Lesch.

Wissenschaft bilde aber nur einen winzigen Teil ab. „Sie sind der Messapparat des eigenen Lebens“, erklärte Lesch zu den Zuhörern, und da gebe es Dinge, die völlig unmessbar seien: Erfahrungen, Erlebnisse, Hoffnungen, Wünsche. Dazu betonte er:

„Die Welt muss mehr sein als Messbares.“

Jede Persönlichkeit könne sich im Rahmen der Naturgesetze frei entscheiden, und das sollte sie sich nicht nehmen lassen, auch nicht durch Algorithmen.

Außerdem hob er hervor: Die Natur sei nach Gesetzen strukturiert, und sie seien die Voraussetzung dafür, dass es die Menschen gebe. Bei dessen Rolle verwies Lesch auf den Korintherbrief des Apostel Paulus im Neuen Testament der Bibel:

Der Mensch stehe für Glaube, Liebe, Hoffnung, ohne ihn würden diese drei wichtigen Dinge im Universum fehlen.

Die Auseinandersetzung mit dem Glauben an Gott sei fruchtbar. Die Existenz Gottes sei nicht ausgeschlossen und nicht bewiesen, aber sie sei auch nicht nicht bewiesen. Zum Satz „Ich glaube an Gott“ gehöre für ihn auch „Gott glaubt an mich“. Man sollte ruhig mal mit dem christ­lichen Pfund wuchern: „Fürchtet euch nicht.“

Der Zwiespalt zwischen Naturwissenschaften und Religion sei aufgebaut worden, zeigte sich der Astrophysiker gewiss.

Mehr dazu unter einbecker-morgenpost.de

 

 

Mehr zum Thema „Glaube und Naturwissenschaft“ gibt’s hier in unserem Beitrag „Ist der Glaube an Gott (ir)rational?“