Astrophysiker Heino Falcke: „An Jesus findet mein Glaube seinen Halt“

Der Astrophysiker Heino Falcke, der am ersten Foto eines schwarzen Lochs federführend mitgearbeitet hat, zeigte in beeindruckenden Interviews mit dem Sonntagsblatt und mit der Frankfurter Rundschau auf, wie eng Glaube und Naturwissenschaft miteinander verbunden sind und es jeden Menschen selbst überlassen ist, ob er an Zufall oder an Schöpfung glaubt.

Gegenüber dem evangelischen Sonntagsblatt erklärte Heino Falcke die Urknall-Theorie, wobei er als entscheidend hervorhob, dass es einen Anfang in dieser Welt gab. Überzeugend legte er dar, dass „das ‚Everything out of Nothing‘, das Atheisten postulieren“ nicht stimmen kann. Dazu erklärte er:

„Es kann nicht durch Nichts, aus Nichts etwas entstehen. Es kann unter Umständen aus beinahe Nichts mithilfe von Regeln etwas entstehen.“

In der „wissenschaftlichen Schöpfungsgeschichte“ werden demnach Naturgesetze und Gesetzmäßigkeiten für notwendig erklärt, „aufgrund derer unter bestimmten Voraussetzungen, die da sein müssen, die wir nicht ableiten können, die wir annehmen müssen, etwas entstehen kann“, so der Astrophysiker.

Auf die Frage, was vor dem Nichts war, findet Heino Falcke eine für ihn schlüssige Antwort in der Bibel, was er wie folgt darlegt:

„Bevor das Licht ist, spricht Gott. ‚Und Gott sprach‘, heißt es in der Bibel. Es braucht das Wort, es braucht die Regeln, um aus Nichts Licht zu machen.“

Für den Menschen beginne die Vorstellung von Zeit „aber wohl tatsächlich erst mit dem Anfang der Welt“, so der 55-Jährige weiter. Nach heutiger Erkenntnis bestehe „eine unglaubliche Komplexität, die aus einfachsten Regeln und ein paar Naturkonstanten entstand“. Diesen Prozess bezeichnet Falcke als „ein Wunder“.

Die Frage, ob das Weltall per Zufall oder durch einen Schöpfer entstanden ist, sei keine Frage, die mit wissenschaftlichen Methoden beantwortet werden könne. Diesbezüglich erklärt Falcke:

„Gott ist das, was vor der Schöpfung steht und durch die Schöpfung letztlich nicht messbar ist.“

Weiter betont der Naturwissenschaftler:

„Dass diese Erde existiert, ist und bleibt der helle Wahnsinn!“

Einer Vorstellung, die heute als Argument gegen den Glauben häufig noch vorherrscht, dass irgendwann ein Schöpfungsprozess wissenschaftlich ausgeschlossen werden könne, tritt Heino Falcke klar entgegen. So sei zwar das Weltall „physikalisch, mechanisch beschreibbar“, aber nicht, was zuvor gewesen sein könnte, „weil da die Physik in gewisser Weise aufhört“. Dazu erklärt der Professor an der Radboud-Universität Nijmegen weiter:

„Gott als Schöpfer ist die erste Ursache ohne Ursache. Diese Lücke lässt sich durch die Wissenschaft nicht füllen.“

Am Versuch, diese Lücke mit Physik zu füllen, werde die Wissenschaft „ewig scheitern“, so Falcke.

Eine Verbindung des Schöpfers, der in der Größe und Schönheit des Universums erfahrbar ist, und der menschlichen Existenz auf Erden sieht Heino Falcke im Ereignis, das sich Christen jedes Jahr zu Weihnachten bewusst machen. Dadurch dass Gott sich im „verletzlichen Kind (…) ohnmächtig mitleidend und leidend am Ende“ zeigt, begegne ihm der Mensch „ganz nah und neu, weil er mit uns leidet“. Die Schöpfung und das Kind in der Krippe seien nicht unabhängig voneinander zu betrachten, sondern miteinander zu verbinden, was Falcke wie folgt weiter beschreibt:

„Der große ferne Schöpfer ist eigentlich unerträglich ohne das Kind in der Krippe und die Wärme im Stall.“

Im Interview mit der Frankfurter Rundschau berichtete Heino Falcke, dass er in seiner Kindheit christlich sozialisiert wurde. Während Gott für ihn heute lebensprägend ist und er heute sogar als ordinierter Laie in einer „ganz gewöhnliche evangelische Gemeinde“ im Rheinland tätig ist, war der Schöpfer in Kindheitstagen für ihn „etwas Fernes“. Dies änderte sich, als sich Heino Falcke im Teenageralter in der kirchlichen Gemeinde engagierte und sich dabei mit der Bibel beschäftigte. Dazu schildert er rückblickend:

„Da wurden die alten Geschichten plötzlich auch für mich lebendig. Eines Morgens hatte ich plötzlich das Gefühl, Gott könnte mehr sein: Jemand.“

Im Zuge dessen habe er sich entschieden, sich auf den Glauben einzulassen und ihn zu vertiefen, wobei er auch an Bibelkreisen im CVJM teilnahm, wo er „alles fragen und hinterfragen“ habe können, woraufhin er festgestellt habe:

„Gott trägt mich.“

Plausibilität fand er für sein Glauben darin, dass er keinen Widerspruch zwischen naturwissenschaftlicher Erkenntnis und dem christlichen Glauben erkannte, im Gegenteil. Dass es einen Anfang des Universums gab, ist für den Astrophysiker keine Glaubensfrage, da die Urknall-Theorie darlege, „dass einmal aus einem urchaotischen Nichts mithilfe der Naturgesetze Etwas wurde“. Diesbezüglich erläutert Falcke weiter:

„Die Naturwissenschaft berührt sich da mit meinem Glauben, der mir sagt, dass Gott der Anfang von allem ist. Am Anfang war das Wort. Für mich sind auch die Naturgesetze Teil dieses Wortes.“

Tragenden Halt im Glauben findet Heino Falcke letztendlich in der Bibel, die von dem einen Gott berichtet, „der das Universum schafft und zugleich mich liebt“. Dazu betont er:

„Für mich sind es die biblischen Geschichten, die Figur Jesu, an denen mein Glaube seinen Halt findet.“

Auf den Einwand, dass er womöglich nicht an etwas anderes glauben würde, wenn er anders sozialisiert wäre, erklärt der 55-Jährige, dass er sich „stets mit anderen Menschen über ihren Glauben auseinandergesetzt“ habe und heute „eine Ahnung von den vielen Möglichkeiten, an Gott zu glauben, an eine höhere Macht, an eine Kraft, die das Ganze zusammenhält und so weiter“ habe. Für ihn wurde aber im Lauf seines Lebens das biblische Gottes- und Menschenbild immer tiefer zur tragenden Wahrheit im Glauben. So ist Jesus für ihn „ganzer Mensch und ganzer Gott“, was er wie folgt weiter erklärt:

„Jesus war ein Mensch, der so eng, so persönlich, so liebevoll mit Gott verbunden war, dass wir in Jesus Gott erkennen und erleben können.“

Überzeugend ist für Heino Falcke auch die christliche Botschaft des Kreuzes und die Erfahrung der Auferstehung, die zunächst die Jünger und „dann die Welt verändert“ habe. Dazu betont Falcke:

„Gott kann man nicht begraben. Wir sollten Jesus folgen, nicht den Mächtigen. Die sanfte Kraft Jesu ist stärker.“

Dabei ist es für den Astrophysiker, der sich in seinem beruflichen Milieu mit komplexen physikalischen Abhandlungen beschäftigt, kein Problem, dass eine im Vergleich dazu einfache Botschaft vernunftbegründet sein Herz erreicht und ihn, wie so viele andere Menschen auch, in Freud und Leid des Lebens trägt. Dazu hält Heino Falcke fest:

„Ich erfreue mich an der Schönheit der Geschichten des Evangeliums, an ihrer Einfachheit, an ihrer Fähigkeit auch nach 2000 Jahren noch zu unseren Herzen und zu unserem Verstand zu sprechen.“

Ganz in diesem Sinne fordert der evangelische Christ, dessen Gemeinde im katholischen Rheinland „sehr gute Beziehungen zu den Katholiken“ pflegt, dass Christen unabhängig von Konfession sich „auf unsere Gemeinsamkeiten und Anfänge, den Ursprung unserer Religion“ rückbesinnen sollten.

Quellen: sonntagsblatt.de, fr.de