Astrophysiker Heino Falcke und Harald Lesch staunen über die Schöpfung
„Den Urknall im Blick“ titelte die taz, „Ein Blick mehr als 13 Milliarden Jahre zurück“ berichtet die Tagesschau. Mit dem James-Webb-Weltraumteleskops, das am 24. Dezember 2021 von Französisch-Guayana aus in den Weltraum geschossen wurde, ist es gelungen, Galaxien und Sterne bei ihrer Entstehung kurz nach dem Urknall zu erkennen. Der Astrophysiker Heino Falcke brachte im Anbetracht dieses Ereignisses im Interview mit dem christlichen Medienmagazin Pro seine Freude über die Schöpfung zum Ausdruck. Bereits im Jahr 2016 hatten der Biologe Christian Kummer und der Astrophysiker Harald Lesch in ihrem Buch mit dem Titel „Wie das Staunen ins Universum kam“ die Entwicklung vom Urknall bis zum komplexen Gehirn im eindrucksvollen Schnelldurchlauf erklärt und dabei das Wunder des Lebens gefeiert.
Am 12. Juli hat die US-Raumfahrtbehörde NASA das mit Spannung erwartete erste Farbbild des James-Webb-Weltraumteleskops veröffentlicht, auf dem das schwarze Universum mit rötlich, gelblich und bläulich funkelnden Sternen und Galaxien zu sehen ist. Laut NASA ist es das tiefste und schärfste Infrarotbild des frühen Universums, das jemals aufgenommen wurde.
Der Astrophysiker Heino Falcke, dem im April 2019 mit einem weltweiten Forscher-Team die erste Aufnahme eines schwarzen Lochs im Universum gelang, zeigte sich im Interview mit dem christlichen Medienmagazin Pro beeindruckt von den wunderschönen Aufnahmen und dem „Erfolg modernster menschlicher Ingenieurskunst“. Dabei gab er zu bedenken, dass durch die empirische Forschung jedoch keine Erkenntnisse auf den Erzeuger des Urknalls gezogen werden könne. Hinter den Urknall könne „auch ein Weltraumteleskop nicht schauen“, so Falcke.
Mit Blick auf den Schöpfer hebt der 55-Jährige vielmehr die Größe und die Schönheit des Alls hervor, die durch die neuen Bilder „noch eindrucksvoller“ erscheinen und „für viele Menschen die Frage nach dem Ursprung, dem Wert des Menschen und der Größe des Schöpfers“ hervorrufen. Dazu betont Falcke:
„Als Christen dürfen wir dann mit Freude unseren Schöpfer loben und danken.“
Dabei brachte er zum Ausdruck, dass es bei der Frage nach Gott zwischen philosophischer / theologischer Betrachtung und wissenschaftlicher Betrachtung hinsichtlich der Erfahrbarkeit zu unterscheiden gilt, denn:
„Gott kommt man mit Teleskopen alleine nicht näher.“
Dass die Frage nach Gott durch das Staunen über wissenschaftliche Erkenntnisse hervorgerufen werden kann, machten der Biologe und Theologe Christian Kummer und der Astrophysiker und Naturphilosoph Harald Lesch in ihrem Buch „Wie das Staunen ins Universum kam“, das 2016 im Patmos-Verlag veröffentlich wurde, erfahrbar. Darin beschreiben die beiden verständlich und anschaulich, wie es kommen konnte, dass sich aus einem extremen, sehr heißen, sehr energetischen, fast vollständig gleichmäßigen Anfang eine derart komplexe Welt entwickeln konnte. Mit erfrischender Leichtigkeit gehen sie dabei der Frage nach, wie es vom Urknall bis zum Gehirn kam, das über eine Traubenhyazinthe staunt.
Das, was aktuell in den Bildern des James-Webb-Weltraumteleskops sichtbar wird, beschreibt Harald Lesch, in dem er die Kräfteakrobatik darlegt, die vor ca. 14 Milliarden Jahren den Kosmos beginnen ließ und aus der heraus sich Galaxien, Sterne, Planeten und später dann auch Pflanzen, Tiere und Menschen entwickelten. Dabei legt Lesch dar, dass die Naturwissenschaften die Naturgesetze beschreiben können, aber nicht erklären können, woher sie kommen. So schreibt er im Buch „Wie das Staunen ins Universum kam“ auf Seite 131:
„Die modernen Wissenschaften von der Natur sind reine Beschreibungswissenschaften, die keinerlei Deutungsansätze enthalten.“
Gleich zu Beginn seiner Ausführungen betont er:
„Der Verzicht auf die Warum-Frage erlaubt den Naturwissenschaftlern, nach dem Wie zu fragen.“
Durch seine Ausführungen über die zugrundeliegenden Prozesse der Entstehung des Universums und letztendlich unseres blauen Planeten mit dem „höchst staunenswerten Faktum der Stabilität des Sonnensystems“ wird der Leser selbst staunender Betrachter dieser Phänomene. Hierbei wird beim besinnlichen Leser die Frage hervorgerufen, ob der Anfang von einem Schöpfer gewollt oder nur Zufall war. Lesch macht direkt am Anfang seiner Ausführungen klar, dass die Frage, was vor dem Anfang war, ein „unlösbares logisches Problem“ sei und es uns Menschen doch „nicht ruhen“ lasse. In seinen Schilderungen gibt Harald Lesch, der sich einmal als Protestant vom Scheitel bis zur Sohle bezeichnete, zu erkennen, dass er in Anbetracht des Staunens zum Schöpfer tendiert.
Im Kapitel „Von den Gesetzen der Natur – Wie im Himmel, so auf Erden“ bedient er sich in der Überschrift wie auch mitunter im Text der biblischen Sprache. So etwa, als er beschreibt, dass die materiellen Bausteine, aus denen wir bestehen, immer gleich bleiben. Diesbezüglich schlussfolgert Lesch:
„Vom Staube kommen wir, und zu Staube werden wir. Die Bibel drückt sich hier atom- und kern-physikalisch völlig korrekt aus.“
Wenn der biblische Schöpfungsbericht erklärt, dass es aufgrund einer feststellbaren Ordnung, Gutheit und Schönheit einen Schöpfer geben muss, lässt auch der Astrophysiker dies in seinen Ausführungen nachempfinden mit Sätzen wie:
„Wäre die Natur rein chaotisch, also gesetzlos, oder würden sich die Gesetze des Aufbaus der Materie ständig verändern, gäbe es keine stabilen materiellen Strukturen.“
Und weiter:
„Wir bestehen aus Bestandteilen, die vom Himmel kamen. Wir sind Kinder der Sterne.“
Oder an anderer Stelle:
„Menschen und Pflanzen sind das Resultat einer langen Entwicklungsgeschichte auf einem ganz wunderbaren Himmelskörper.“
Der höchste Grad des Staunens wird erfahrbar, wenn Lesch das „höchst staunenswerte Faktum der Stabilität des Sonnensystems“ sowie die einzigartige und außergewöhnliche Stellung der Erde, des „blauen Diamanten“, im Sonnensystem darlegt. So hätte die sehr lange biologische Entwicklung des Menschen, niemals stattgefunden, „wenn unser Planet seine Entfernung zur Sonne merklich geändert hätte“. Dies ruft auch bei Lesch selbst die Frage auf, woher „diese unglaubliche Stabilität“ komme.
Zur besonderen Stellung der Erde im Sonnensystem hält er fest:
„Unser Sonnensystem hat besondere Eigenschaften. Es hat einen außerordentlich bemerkenswerten Planeten und eine besondere Materieform hervorgebracht: Leben.“
Wie „außergewöhnlich bis ins kleinste Detail“ und „fein aufeinander abgestimmt“ das System Erde ist, zeigt zum Beispiel die Rolle, die der Mond für das Leben auf der Erde spielt. Dazu stellt Lesch fest, dass die Traubenhyazinthe, der Biologe, der im ersten Teil des Buches ins Staunen führt, und der Astrophysiker, der für den zweiten Teil des Buches verantwortlich ist, ohne den Mond gar nicht vorhanden wären. Wie einzigartig der Fakt des menschlichen Lebens mit seiner Dimension Glaube, Liebe und Hoffnung ist, wird bis ins Mark spürbar, wenn Lesch schreibt:
„Es gibt Leben auf diesem Planeten, ein soweit wir bis heute wissen, offenbar einmaliges Phänomen im Sonnensystem.“
Am Ende des Buches resümiert der Biologe und Theologe Christian Kummer, dass das Wunderbare, worüber wir staunen, nicht das unverstanden Geheimnisvolle sei, sondern gerade das Erkannte und Verstandene.
Vor vier Jahren zitierte der Astrophysiker Heino Falcke in der ERF-Sendung „Gott sei Dank“ seinen Kollegen Harald Lesch mit Blick auf die Einzigartigkeit des menschlichen Lebens. Dazu sagte er:
„Der Mensch ist ein Sandkorn auf dieser Erde und die ist wiederum nur ein Sandkorn in den Meeren des Universums. (…) Ob wir hier sind oder nicht macht den Weltall überhaupt nichts aus. (…) Aber was würde ohne den Menschen fehlen in diesem Weltall: Glaube, Liebe und Hoffnung. Das hat mal ein Kollege von mir, Harald Lesch, gesagt.“
Weiter erklärte Falcke:
„Für mich ist es wichtig zu glauben, dass da ein Gott ist, der hinter und in diesem Weltall steckt und für den jeder einzelne Mensch wichtig ist. Ich glaube, das würde ich vermissen, wenn ich meinen Glauben nicht hätte.“
Zudem legte er in diesem Interview dar, dass er „das, was uns mit Glaube, Liebe und Hoffnung so ausmacht“ nicht für eine Illusion hält, „sondern dass Glaube, Liebe und Hoffnung von Anfang an da waren in diesem Urknall, in diesem Anfang dieser Welt, in dieser Schöpfung dieser Welt“. Dabei schilderte Heino Falcke, dass er sich gewiss sei, dass über die Materie, Regeln und Gesetze hinaus nicht nur ein „zynisches Verzweifeln“ bleibt, sondern „dass, da immer noch Hoffnung ist“. Diesbezüglich gab er zu bedenken:
„Das ist so ein Glaubenssatz, den man aber nicht im All findet.“
Das Staunen über die Phänomene im Weltall führt aber mitunter zu diesem Glaubenssatz.
Quellen: tagesschau.de (1), tagesschau.de (2), taz.de, pro-medienmagazin.de, youtube.com, Harald Lesch / Christian Kummer: Wie das Staunen ins Universum kam. Patmos-Verlag, 2016.