Campino: „Einer meiner engsten Freunde ist Abt in einem Kloster“

Toten-Hosen-Frontmann Campino sprach im Interview mit volksstimme.de aktuell über den emotionalen Inhalt des neuesten Albums „Laune der Natur“ und über den Wert von Reue und Umkehr.

Den Satz „ich bereue nichts“ hält Campino „für einen der dümmsten, den man sagen kann“, da man aus Fehlern immer auch lerne. Weiter betont er diesbezüglich:

„Im Nachhinein reflektierst du dann dein Verhalten und machst es beim nächsten Mal anders.“

Das neueste Album der Toten Hosen mit dem Titel „Laune der Natur“ sei deshalb so emotional, weil im Zeitraum der Entstehung zwei wichtige Weggefährten der Band starben. Dadurch mache sich „der Tod auf dem Album bemerkbar“.

Aber auch ältere Alben wie „Kauf mich“ oder „Opium fürs Volk“ seien emotionale Platten gewesen, weil sie Themen aufgriffen, die die Band damals sehr beschäftigten. So spiele der Umgang mit der Kirche und das Thema Religion auf dem Album „Opium fürs Volk“ eine „große Rolle“. Weiter sagt Campino dazu:

„Ich bin damals auch in ein Kloster gegangen und habe mich mit einem Abt angefreundet, der noch immer zu meinen engsten Freunden gehört.“

Die Kosteraufenthalte von Campino waren in der Vergangenheit auch Thema in der Presse. So titelte die Rheinische Post im Jahr 2005 Ort der Konzentration und Ruhe: Campino zieht es ins Kloster. Fünf Mal täglich gehe er zu den Gebeten, um das Mönchsleben nachzuvollziehen, so der Düsseldorfer Rockstar damals.

Auch die WAZ berichtete im Februar 2007, dass Campino von Zeit zu Zeit Station in einem Sauerländer Kloster mache. Dazu sagte der heute 56-jährige damals:

„Ich brauchte einen Ort, an dem ich mich auf die wichtigen Dinge konzentrieren konnte.“

Dazu gehörte es, ähnlich intensiv zu schweigen wie zu beten. Um halb fünf sei er aufgestanden, um den ersten Gottesdienst nicht zu verpassen.

Der Sauerlandkurier berichtete am 1.10.2008, dass Campino an der Abtei Königsmünster in Meschede, die er regelmäßig zum Abschalten aufsuche, die „unglaubliche Offenheit“ beeindruckt.

Ende November 2008 gab dann Campino mit seinen beiden Bandkollegen Andi und Breiti eine Religionsstunde in der Regine-Hildebrandt-Schule in Birkenwerder. Der Spiegel titelte dazu: Tote Hosen als Vertretungslehrer: Hey, hier kommt Jesus“.

Campino, der in dieser Zeit auch den Film „Palermo Shooting“ mit Wim Wenders drehte, in dem es um die Suche nach dem Sinn des Lebens und eine neue Perspektive auf das Leben geht, erzählte den Schülern von seiner christlichen Prägung und sagte in der Diskussion mit ihnen über den Glauben an Gott und die Kirche u.a.:

„Am Glauben kommt man nicht vorbei.“

Den Glauben bezeichnete er als „Kraftquelle“ und erklärte, dass er jedem mit Blick auf diese „Option“ raten würde, „nicht so schnell die Tür davor zuzumachen“.

Er habe sich „immer wieder“ in seinem Leben „mit Glauben beschäftigt“. Die Auseinandersetzung damit sollte seiner Meinung nach „niemals enden“. Weiter gab Campino damals, vor knapp 10 Jahren, zu bedenken:

„Ich denke, dass auch viele Leute im Namen des Glaubens unglaublich gute Sachen machen, über sich selbst hinauswachsen und Kräfte gewinnen, die nur durch ihren Glauben zu erklären sind.“

Außerdem betonte er den Wert der Freiheit, den er mit dem Christentum in Verbindung brachte, und sagte:

„Wenn man genau hinguckt, ist unsere Gesellschaft, unsere gesamte Kultur wahnsinnig durchsetzt und geprägt vom Christentum. Auch unsere Gesetze und unser Anspruch auf Freiheit bauen auf der christlichen Religion auf.“

Nachdenklich stimmt ihn zudem die starke Gewissheit eines Schöpfers durch alle Zeiten und Kulturen hindurch. Dazu sagte er gegenüber den Schülern:

„Was mich auch immer nachdenklich macht: Egal wie verschieden die Kulturen sind – alle haben irgendwas, woran sie glauben. Das allein sollte einen stutzig machen, ob da nicht ein bisschen mehr dahinter steckt.“

Der begleitende Journalist vom Jugendmagazin Spiesser, der sich als Atheist outete, resümierte nach der Stunde verblüfft: „Ein bisschen ungläubig blicken mittlerweile alle drein. Da haben Deutschlands Vorzeige-Punks tatsächlich ein Plädoyer für den Glauben gehalten. Wer hätte das erwartet?“

Quellen: volksstimme.de und spiegel.de

 

Auch in seinen Songs kommt die religiöse Dimension immer wieder durch. Im Song „Draußen vor der Tür“ aus dem Jahr 2013 beschreibt Campino die Beziehung zu seinem verstorbenen Vater, der Presbyter in der Kirchengemeinde war. Das Lied ist bei genauerer Betrachtung voller religiöser Anklänge (z.B.: „Ich habe kapiert, dass ich dich niemals verlier“) und Symbole (man beachte das gemeinsame Brechen des Brotes oder die Tür):