Daniela Krien: „In der Liebe Gottes geborgen zu sein, ist für mich ein Trost“
Die Schriftstellerin Daniela Krien, die mit ihren Romanen ‚Die Liebe im Ernstfall‘ und ‚Der Brand‘ monatelang auf der Bestsellerliste stand, sprach aktuell im Interview mit der Süddeutschen Zeitung über den Halt, den sie im Glauben findet.
Zur Bedeutung des Glaubens in ihrem Leben erklärte Daniela Krien, deren neuestes Buch „Mein drittes Leben“ auf der Longlist des deutschen Buchpreises 2024 war:
„Ich kann mir nicht vorstellen, ohne ihn zu leben.“
Weiter bekannte die 49-Jährige:
„In der Liebe Gottes letztendlich geborgen zu sein, ist für mich ein Trost in allen schwierigen Lebenslagen. Und ich weiß: Gott verlangt nichts Unmögliches. Was mir geschieht, ist nicht ohne Sinn.“
Daniela Krien musste lernen mit einem existenziellen Ereignis umzugehen, als ihre gesund geborene Tochter einen Impfschaden erlitt und schwerbehindert überlebte. Gegenüber der Süddeutschen Zeitung machte die Mutter von zwei Töchtern bewusst, dass sich in jedem Leben früher oder später ein Schicksalsschlag ereignen werde. Dazu erklärte sie:
„Niemand bleibt gänzlich verschont, und darin liegt auch etwas Tröstliches. Wir sind damit nicht allein. Die meisten haben ein ‚Ach‘ unter ihrem Dach, mit dem sie umgehen lernen. Auch wenn sie vorher glaubten, sie würden es nicht schaffen. Sie können es.“
Im Sommer 2024 sprach Daniela Krien im Interview mit der Neuen Züricher Zeitung (NZZ) über den Umgang mit dem erlittenen Schicksalsschlag. Dabei schilderte sie ihren Glauben und grundlegende Werte als Kraftquellen.
Die Schriftstellerin zeigte sich angesichts ihrer selbst gemachten Erfahrung überzeugt, dass Menschen viel mehr aushalten können als sie ursprünglich glaubten. Diesbezüglich betonte sie:
„In uns allen ist mehr Kraft für die Bewältigung von Krisen, als wir uns in den guten Zeiten vorstellen können.“
Im Umgang mit ihrer Krise habe sie zunächst mit Gott gehadert und sei dann dazu übergegangen darauf zu vertrauen, „dass die Dinge so geschehen müssen, wie sie geschehen“, schilderte Krien. Darauf angesprochen, dass sie in ihrem neuesten Werk „Mein drittes Leben“ die Protagonistin aus dem Buch Hiob die Worte „Aber den Elenden wird er durch sein Elend erretten und ihm das Ohr öffnen durch Trübsal“ zitieren lässt, erklärte die Autorin, dass sie an diese Weisheit glaube und sich in der Auseinandersetzung damit die Frage stelle, was sie daraus lernen könne. Dies habe bei ihr dazu geführt, dass sie ihre Lebensumstände annehmen konnte und Dankbarkeit entwickelte „für das, was man gehabt hat und noch immer besitzt“. Dazu sagte sie weiter:
„Ich habe das Gefühl, vom Leben sehr reich beschenkt worden zu sein.“
Als Geschenk empfindet sie erfahrene Liebe, ihre Kinder und die Möglichkeit, ihre Begabung zum Beruf machen zu können. Vieles, was sie sich im Leben erhofft habe, sei gelungen, wobei „manches spät und mit Hindernissen“ geschehen sei. Mit Blick auf ihr Leben erkennt sie:
„Wenn ich mich jetzt verabschieden müsste, dann wäre ich sehr traurig, aber hätte nicht das Gefühl, Wesentliches versäumt zu haben.“
Den Zeitpunkt dafür bestimme aber nicht sie, fügte die 49-Jährige an. Auf die anschließende Nachfrage, wer das ihrer Meinung nach bestimmen würde, antwortete die Schriftstellerin:
„Ich bin gläubig, also liegen mein Leben und mein Tod in Gottes Händen.“
Als Fundament ihres Lebens benennt sie des Weitern ihre Familie und die Literatur.
Im Oktober 2019 sprach Daniela Krien im Interview mit dem Tagesspiegel über den Umgang mit der Behinderung ihrer Tochter. Dabei schilderte sie, dass das Leben mit einem schwer behinderten Kind „zum Teil extrem anstrengend“ sei und mitunter „auch für Verzweiflung“ sorge. Ihre Befindlichkeit nicht bzw. „nur dosiert“ nach außen zu tragen, habe für sie als auch für andere Menschen „eine schützende Funktion“, was die zweifache Mutter wie folgt erklärt:
„Je negativer ich bin, je mehr Schmerz ich preisgebe, umso weniger Gutes kommt zurück.“
Weiter berichtete Daniela Krien, wie ihr in den ersten Jahren nach dem Impfschaden ihrer Tochter das Buch „… trotzdem Ja zum Leben sagen“ des österreichischer Neurologen und Psychiaters Viktor Frankl half. Darin beschreibt Frankl seine Erlebnisse und Erfahrungen in vier verschiedenen Konzentrationslagern, darunter Auschwitz, während des Zweiten Weltkriegs. Trotzdem er alle Verwandten verloren hatte, habe Frankl beschlossen, sich nicht als Opfer zu fühlen, und die Erkenntnis entwickelt, dass sein Schicksal ihm die Möglichkeit gebe, über sich hinauszuwachsen, und die Deutungshoheit über die schlimme Erfahrung zu behalten, so Krien. Mit Blick auf ihr Leben erklärte sie:
„Mein Kind lehrt mich täglich Geduld, Demut und aktiviert die besten Seiten in mir.“
Zu erkennen, dass ihrer Tochter lebenslang von ihr abhängig sein werde, ließ ihr klar werden, dass ihre ursprüngliche Lebensplanung nicht mehr möglich war. Dadurch erkannte sie wiederum:
„Mir blieb nur das Schreiben. Ich hatte immer schreiben wollen, aber nie geglaubt, davon leben zu können.“
Den Schritt zur freien Schriftstellerin hätte sie ohne die Erkrankung ihrer Tochter „vermutlich nie gewagt“, so die Bestsellerautorin im Interview mit dem Tagesspiegel.
Im Juli 2021 sprach Daniela Krien im Interview mit der NZZ über ihre Vorstellung von einem gelungenen Leben, das für sie darin besteht, gute Beziehungen zu leben, für ihre Kinder da zu sein und sinnvoll in die Gemeinschaft eingebunden zu sein. Zudem gehöre dazu ihrer Tätigkeit als Schriftstellerin und „eine gewisse materielle Grundsicherung“. Sie versuche ihr Leben nach guten Tugenden zu führen und „jeden Tag etwas Gutes zu tun“, wobei sie sich aber der Unvollkommenheit des Menschen bewusst sei, was sie mit Blick auf ihren Glauben wie folgt darlegt:
„Ich bin im christlichen Glauben aufgewachsen und weiß, dass der Mensch zwar nach dem hohen Ideal streben kann, aber fehlbar bleibt. Die Vollkommenheit ist Gott vorbehalten. Das macht mich demütig und entlastet mich. Damit lässt es sich ganz gut leben.“
Neben dem Schreiben habe sie ihr Glaube an Gott „über die ersten Jahre nach dem Impfschaden meiner jüngeren Tochter hinweg gerettet“. Krien berichtete, dass Krankenhausaufenthalte in den ersten Lebensjahren ihrer Tochter zu ihrem Leben dazugehörten und sie Kraft in den Gebetsräumen der Kliniken getankt habe. Dazu sagte sie weiter:
„Ich habe viel Zeit in diesen Räumen verbracht, und ich bin immer gestärkt wieder herausgekommen.“
Sie habe dort für das Leben ihres Kindes und für ihre eigene Stärke gebetet sowie dafür, „mein Schicksal halbwegs würdevoll zu tragen“, ließ Daniela Krien zum Inhalt ihrer Gebete wissen. Auf die anschließende Frage, ob sie heute deshalb eine so starke Frau sei, antwortete die Autorin:
„Die Kraft kommt nicht nur aus mir selbst heraus. Ich fühle mich oft verbunden mit etwas Größerem, was mir Stärke verleiht und mir vor allem den Sinn des Ganzen zeigt.“
Weiter zeigte sie sich überzeugt, dass ein Glaube an puren und sinnlosen Zufall es ihr schwerer gemacht hätte, mit ihrem Schicksal umzugehen und die daraus resultierende Last zu tragen. Aus ihrer Glaubensgewissheit heraus stelle sie sich stets die Frage nach dem Wozu. In der Auseinandersetzung damit finde sie „immer eine Antwort und damit einen Sinn“, so Krien.
Im Umgang mit dem Impfschaden ihrer Tochter habe sie zum einen gelernt, dass es unmöglich sei, dem Schicksal zu entkommen. Zur zweiten Lehre, die mit dieser existenziellen Erfahrung einherging, sagte die Schriftstellerin:
„Außerdem lernte ich, mich in den Dienst eines anderen Menschen zu stellen. Pflegen ist ja nichts anderes als dienen. Ich lernte Demut und die Fähigkeit, in der Gegenwart zu leben.“
Quellen: sueddeutsche.de, tagesspiegel.de, nzz.ch (1), nzz.ch (2), diogenes.ch, buchkultur.net