DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier: „In der Zelle habe ich angefangen zu beten“

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Vor 60 Jahren wurde die Berliner Mauer errichtet. Dass die „DDR“ ein Unrechtsstaat war, ist unter Historikern unbestritten. Doch an der Geschichtsaufarbeitung mangelt es bis heute, vor allem in unseren Schulen. In der Rückschau wird vieles nostalgisch verklärt. Der Regisseur Florian Henckel von Donnersmarck hat mit seinem filmischen Meisterwerk „Das Leben der Anderen“ einem Millionenpublikum gezeigt, wie menschenverachtend der perfide Überwachungsapparat der Staatssicherheit gearbeitet hat. Zu den Opfern zählte auch die Autorin, Regisseurin und ehemalige DDR-Bürgerrechtlerin Freya Klier, die in einem Radiointerview mit „Kirche in Not“ berichtete, wie sie im Gefängnis ihren christlichen Glauben wiederfand.

1968 versuchte sie erfolglos die Flucht aus der DDR über die Ostsee nach Schweden. Sie wurde zu 16 Monaten Gefängnis verurteilt, jedoch vorzeitig entlassen. Von 1970 bis 1975 studierte sie Schauspiel an der Theaterhochschule Leipzig und im Staatstheater Dresden. Seit 1982 war Freya Klier Regisseurin am Theater Schwedt. Für die Uraufführung von Ulrich Plenzdorfs Legende vom Glück ohne Ende erhielt sie 1984 den DDR-Regiepreis. Seit Anfang der 1980er Jahre war Klier Mitglied im Friedenskreis Pankow und in der DDR-Friedensbewegung aktiv. Dies führte 1985 zu einem Berufsverbot. Sie trat seitdem gemeinsam mit Stephan Krawczyk, mit dem sie von 1986 bis 1992 verheiratet war, in kirchlichen Räumen auf. Nachdem sie den gesellschaftlichen Zustand der DDR kritisierten und Reformen einforderten, wurde am 8. November 1987 nach vorangegangenem Durchtrennen der Bremsleitungen ein Mordversuch der Staatssicherheit durch im Auto aufgebrachtes Nervengift auf sie und Krawczyk verübt. Im Februar 1988 mussten sie nach eigenen Angaben die DDR  unfreiwillig verlassen. Klier lebt heute als freischaffende Autorin und Filmregisseurin in Berlin. Neben der DDR-Vergangenheit und ihrer Bewältigung gehören auch die Nationalsozialistische Diktatur in Deutschland und der stalinistische Sozialismus in Deutschland und Russland zu ihren bevorzugten Themen. Besondere Verdienste hat sie sich in der Aufklärung von Schülern über die nahe Vergangenheit der DDR erworben. (Quelle: wikipedia.org)

Halt und Orientierung findet Freya Klier im christlichen Glauben, den sie wiederfand, als sie im Alter von 18 Jahren ins Gefängnis kam. Im Radio-Interview mit „Kirche in Not“ berichtete die heute 71-Jährige, dass sie nach den ersten zwei Wochen im Gefängnis spürte, wie sie „innerlich austrocknete“. In dieser Zeit begann sie auch, sich Gott zuzuwenden. Dazu sagte sie:

„In der Zelle habe ich angefangen zu beten. Das hat mir sehr geholfen.“

Trotz ihrer atheistischen Erziehung verspürte sie dieses Verlangen nach Gott, was sie wie folgt weiter beschrieb:

„Das kam ganz tief aus mir heraus. Das ist das Erlebnis, wovon ich heute als Erfahrung zehre.“

Dabei appellierte sie dahingehend, sich nicht vom „Konsumüberfluss, der einen erschlägt“ leiten zu lassen, sondern:

„Stärker zu vertrauen auf das, was ich oder wir eigentlich schon in uns haben.“

Mit dem, was sie schon in sich hatte und im Dialog mit Gott aktivierte, überstand Freya Klier die Zeit im Gefängnis und wurde zu einer Zeit-Zeugin, die anschaulich für den Wert der Freiheit einsteht.

Am 9. Oktober 2019 erhielt Freya Klier von Sachsens Ministerpräsident Michael Kretschmer, Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und dem Oberbürgermeister von Leipzig, Burkhard Jung, die erste Medaille „ Sachsen – Land der Friedlichen Revolution“ verlieren. Dazu schrieb sie auf ihrer Webseite:

„Mein elftes Gebot: Du sollst Dich erinnern!'“

 

Das beschriebene Statement von Freya Klier im Radio-Interview mit „Kirche in Not“ gibt’s

HIER