Foto: Marco Borggreve, Joana Mallwitz by Marco Borggreve, cropped, CC BY-SA 4.0

Dirigentin Joana Mallwitz: „Man spürt es, wenn ein Stück größer ist als man selbst“

Die Dirigentin Joana Mallwitz, die seit 2023 die Chefdirigentin und künstlerische Leiterin des Konzerthausorchesters Berlin ist, stellte sich im Interview mit dem Magazin Chrismon tiefgründigen Fragen. Dabei ging sie auch auf ihre Vorstellung von Gott ein. 

Dass Glaube und Naturwissenschaft kein Widerspruch sind, ist heute unter Theologen und Naturwissenschaftler weitläufiger Konsens (wir berichten fortlaufend). Der Quantenphysiker und Physiknobelpreisträger Prof. Dr. Anton Zeilinger brachte das Verhältnis der beiden Erkenntnisbereiche einmal treffend auf den Punkt, indem er sagte: „Der Konflikt zwischen Naturwissenschaft und Religion tritt nur dann auf, wenn eine der beiden Seiten ihre Kompetenz überschreitet.“ Und der Astrophysiker Prof. Dr. Harald Lesch erklärte einmal nüchtern auf die Frage, was er zum Argument, dass sich Glaube und Naturwissenschaft ausschlössen, sage: „Mein Freund, du hast keine Ahnung von Naturwissenschaft.“

Auch Joana Mallwitz sieht keinen Widerspruch zwischen Theologie (der Lehre von Gott) und wissenschaftlicher Erkenntnis über die Natur. So antwortet sie im Chrismon-Interview auf die Frage nach ihrer Vorstellung von Gott:

„Ich glaube an Gott. Ich glaube an die Wissenschaft.“

Weiter erklärte die 38-jährige Musikerin:

„Und ich glaube an die Idee der Nächstenliebe, sie ist die ­Antwort auf alles im Leben.“

Wenn sie sehe, dass jemand etwas Böses tut, komme in ihr die Frage auf, was gesellschaftlich getan werden könne, „damit diese Person zur Nächstenliebe findet“, so Mallwitz.

Zudem berichtete die künstlerische Leiterin des Konzerthausorchesters Berlin, dass sie in der Auseinandersetzung mit Meisterwerken der Musik „eine Idee von Göttlichkeit“ erkennen könne. Dabei entstehe in ihr „oft das Gefühl“, dass sich der Komponist das Werk nicht alleine ausgedacht habe. Dazu erklärte sie weiter:

„Man spürt es, wenn ein Stück größer ist als man selbst.“

So sei es etwa den Komponisten Franz Schubert (1797-1828) und Johann Sebastian Bach (1985 – 1750) gelungen, „das Jenseits oder das, was wir nicht begreifen können, in Musik zu übersetzen“. Bachs Werk bezeichnet Joana Mallwitz sogar als „eine göttliche Harmonie, die ­anscheinend irgendwo existiert und die Bach in Form seiner Fugen uns klingend auf die Welt gebracht hat“.

An diesem Punkt wird auch die Begrenztheit naturwissenschaftlicher Erkenntnis ersichtlich, wenn man erkennt, dass die Evolutionstheorie nicht erklären kann, warum der Mensch Musik komponiert, Bilder malt oder über sich hinausdenkt, was es zum reinen Überleben ja gar nicht bräuchte. Beim Lesen der Bibel hingegen bekommt man eine Ahnung, warum das so ist, wenn man erkennt: Deus caritas est! Gott ist die Liebe – die alles geschaffen hat.

Quelle: chrismon.de