Eckart von Hirschhausen: „Ich akzeptiere gerne, dass es Dinge gibt, die größer sind als ich“

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Der Arzt und Fernsehmoderator Eckart von Hirschhausen gibt mit seinem neuen Buch „Mensch Erde. Wir könnten es so schön haben“ eine Gesamtschau auf die Schöpfung und ihre Krise. Der 52-Jährige, der sich zum Glauben an Gott bekennt und auf Kirchentagen ein häufig gesehener Gast ist (wir berichteten), spricht dabei bewusst von Schöpfung.

In der Radio-Sendung „NDR Info | Im Anfang war das Wort. Die Bibel“, die am 22. Mai ausgestrahlt wurde, erklärte der Bestsellerautor, was er unter Schöpfung versteht. Dazu betonte er:

„Es gibt nicht die Umwelt. Wir sind Teil von ihr, verbunden, wie in dem Bibelvers: ‚Wie im Himmel so auf Erden‘ (Mt 6,10).“

Dieser Bibelvers hebe „die Verbindung, Gemeinsamkeiten“ hervor. Bezüglich dieses Verbundenseins gefällt Eckart von Hirschhausen an der christlichen Religion besonders „diese Idee von Nächstenliebe“, die mit Blick auf das Überleben insbesondere der nächsten Generationen ihm dringlicher als je zuvor erscheint und heute „eigentlich eine Ergänzung“ brauche, die er als „Übernächstenliebe“ bezeichnet.

In einer Zeit, in der manche Forscher weniger als zehn Jahre Zeit geben, um diesen Planeten für Menschen bewohnbar zu erhalten, erkennt von Hirschhausen „eine Krise des Verhältnisses von Endlichkeit, Zeit und Ressourcen“. Im Raubbau an der Schöpfung würden wir uns „das Leben auf der Erde zur Hölle“ machen. Dabei gibt der 52-Jährige zu bedenken, welche Auswirkungen dies „mit unserer Seele“ macht.

Seiner Ansicht nach befinden wir uns in einer Krise des Menschseins, die er auch darin sieht, dass wir in der „Hybris“, dass wir uns „aus allem rauskaufen“ können, unsere Spiritualität und seelische Gesundheit vernachlässigt haben. In seinem Buch versuche er „immer wieder“ folgendes aufzuzeigen:

„Wir verbrauchen ja auch so unheimlich viel, weil wir nicht wissen, was wir wirklich brauchen.“

Im stetigen Konsum erkennt er sogar einen „Mangel an Selbstwertgefühl“. Die Einschränkungen in der Corona-Pandemie hätten gezeigt, dass es weniger „das Shoppingerlebnis ist“, was wir wirklich brauchen, sondern vielmehr das Gefühl, „Menschen in den Arm zu nehmen, nah zu sein, miteinander zu lachen, zu beten, zu singen“, so der Mediziner.

Für ihn persönlich sei das Singen in seiner spirituellen Praxis sehr wichtig. Auch wenn er dieser Leidenschaft aktuell im Chor oder im Gottesdienst nicht nachgehen kann, sei das im privaten Rahmen „ein Weg“, den er weiter pflege.

Wichtig empfindet Eckart von Hirschhausen auch, die Erde als Schöpfung anzunehmen. Dazu betont er:

„Ich mag das Wort „Umwelt“ nicht, weil es suggeriert, dass der Mensch in der Mitte steht und der Rest ist um ihn herum, die ist nur für ihn da. Darum mag ich das Wort ‚Mitwelt‘.“

Das sei für ihn auch einleuchtend, weil auch kein Mensch erklären würde, dass er „Umbewohner“ habe, sondern „Mitbewohner“. Weiter erklärt er:

„Aus dem Weltall betrachtet oder aus einer göttlichen Perspektive heraus sind wir alle Wohngemeinschaft.“

 

In diesem Zusammenhang sei für ihn das ‚Wie‘ der Entstehung der Erde „gar nicht wichtig“. Diesbezüglich gelte für ihn ohnehin folgende Einstellung:

„Ich akzeptiere gerne, dass es Dinge gibt, die größer sind als ich.“

Für ihn ist dabei klar:

„Die Erde ist ein Geschenk.“

Für sein Engagement für die Erhaltung der Schöpfung spiele auch sein Glauben eine Rolle. So bestärkt ihn in der Hoffnung auf einen Perspektivwechsel hin zu „einem immateriellen Weltbild“ die christliche Botschaft. Dazu betont Eckart von Hirschhausen:

„Da gibt es in der Bibel viel inspirierende Geschichten.“

In diesen Zusammenhang brachte der 52-Jährige weiter zum Ausdruck, dass die Lebensperspektive, die seiner Ansicht nach die Bibel eröffnet, nämlich „dass Besitz allein nicht glücklich macht“ und „dass Ungleichheit unglücklich macht“, auch durch die psychologische Forschung der letzten zwanzig Jahren bestätigt werde.

 

In der Vergangenheit betonte Eckart von Hirschhausen bereits, dass er den Glauben an Gott für ein großes Heilmittel hält (wir berichteten).

Als er im April 2020 im Interview mit dem Magazin Stadtgottes nach seiner Lieblingsgeschichte in der Bibel gefragt wurde, erklärte der Mediziner, dass für ihn die biblischen Heilungsgeschichten „bis heute Gültigkeit haben“ und zwar „in dem Sinne, dass die seelische Gesundheit wichtiger ist als die rein körperliche“. Auch in seinen Bühnenprogrammen zitiert von Hirschhausen des Öfteren aus der Bibel, so zum Beispiel in seiner Show „Wunderheiler“ im Jahr 2015.

Bereits im Mai 2010 verwies Eckart von Hirschhausen im Interview mit der katholischen Nachrichtenagentur (KNA) auf die Bedeutung, die die Bibel zur Heilung eines Menschen beitragen kann. Damals sagte er:

„Heute landen viele spirituelle Bedürfnisse bei der Medizin. Ärzte werden konfrontiert mit Fragen nach Gnade, nach Erlösung, nach Heil. (…) Und deswegen glaube ich, gibt es aus der medizinischen Sicht viele Botschaften aus der Bibel wieder zu entdecken und zu schauen, was daran im wahrsten Sinne gesund ist für Leib und Seele.“

 

Beim Jahresempfang der Evangelischen Zentralstelle für Weltanschauungsfragen (EZW) im Februar 2018 in Berlin warb von Hirschhausen für eine Entkrampfung im Streit zwischen Schulmedizin und alternativen Methoden. Allerdings warnte der Mediziner ganz klar, wenn es um zwielichtige Heilungsangebote geht. Wie das christliche Medienmagazin Pro damals berichtete, sprach von Hirschhausen in seinem Vortrag diesbezüglich vom „Schwarzmarkt“ der Medizin, auf dem mit den Ängsten von Menschen gespielt werde. Dabei riet er zu einer „Unterscheidung der Geister“ und merkte an, dass Menschen gerade im Zustand der Angst häufig „extrem magisch unterwegs“ seien. So ließen sich etwa beim Kampf gegen Krebs Hilfesuchende in der Hoffnung auf Heilung auf obskure Methoden wie das Trinken von Chlorbleiche ein, mit der Böses, das für die Krankheit verantwortlich gemacht werde, aus dem Körper gespült werden soll. Solche Methoden bezeichnete von Hirschhausen als modernen Exorzismus. Dabei betonte er, dass Krankheiten keine Strafe Gottes sind. 

Auch Mutmaßungen, dass ein Mensch gesund werde, wenn er nur richtig bete, bewertete der Mediziner kritisch. Dazu sagte er weiter:

„Heil zu sein, heißt nicht, frei von Krankheiten zu sein.“

In diesem Sinne sollten in Gottesdiensten seiner Meinung nach die Gemeindeglieder vielmehr zu Krankenbesuchen ermutigt werden.

 

Zu seinem persönlichen Glauben bekannte sich Eckart von Hirschhausen in der Vergangenheit bei passender Gelegenheit immer wieder einmal, so etwa im Buch „Ich glaube“ von Dirk von Nayhauss im Jahr 2010 sowie in einem Interview mit dem christlichen Medienmagazin Pro im Juni 2015. Dabei äußerte er, dass er sich als Christ empfinde, und erklärte:

„Mein Gott ist der Gott der Liebe aus dem Neuen Testament.“

Weiter hob er hervor:

„Gott ist wichtig in persönlichen Krisen. Bei aller Unwissenheit gibt er einem das Gefühl, dass die Welt einen Sinn hat. Ich habe ein Urvertrauen, das ist für mich Gott.“

Im Juni 2012 verriet Eckart von Hirschhausen dem Magazin „SonnTALK“, das in baden-württembergischen Privatradios ausgestrahlt wird, dass er vor seinen Auftritten betet. Weiter erklärte er:

„Ich bitte Gott um Kraft und um Führung.“

Zur Auffassung, dass Menschen, die an Gott glauben, naiv seien, hat der Mediziner eine klare Haltung. Dazu sagte er im KNA-Interview im Mai 2010:

„Per se Leute, die noch Ideale haben, immer als naiv abzutun, finde ich total naiv. Das ist zynisch, das sind Leute die eigentlich an nichts mehr glauben und sich selber schon aufgegeben haben.“

Quellen: ndr.de, domradio.de, livenet.ch, pro-medienmagazin.de (1), pro-medienmagazin.de (2), promisglauben.de