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Ermutigende Worte in der Krise: „Wir reduzieren uns gerade, erinnern uns an das Wesentliche“

Unser geistlicher Begleiter Pfarrer Christoph Kreitmeir, der als Klinikseelsorger gerade in besonderer Weise die mit der Corona-Krise verbundenen Einschränkungen und Leid mitbekommt, hat auf seiner Homepage wunderbare und tiefgehende Zeilen gesetzt, die auf einen positiven Akzent verweisen, den diese Krise mit sich bringt: Entschleunigung und Mensch werden! Inspiriert wurde er dabei von der Impulsgeberin und Autorin Tanja Draxler, von der er ihren wunderbaren Text mit Genehmigung übernommen hat.

Hier die mutmachenden Worte in Zeiten der Krise

Jetzt ist es tatsächlich spürbar, dass es so wie bisher nicht mehr weitergehen kann. Die Maßnahmen des fast totalen Rückfahrens nicht nur bei uns in Deutschland sind eine natürliche Konsequenz aus all den Jahren an Raubbau, den wir an der Erde und auch an uns selbst ausführen.

Die Lunge der Erde wird seit Jahrzehnten massiv geschwächt, der Amazonas hemmungslos gerodet. Gleichzeitig scheint sich ein Virus zu verbreiten, der ebenso gezielt die Lunge des Menschen “schwächt”. Das könnte einen doch wirklich zum Nachdenken bringen.

In all der Unruhe, die momentan um sich greift, scheint sich aber das Neue schon (auch wenn ganz klein) anzukündigen. Wo Schatten ist, ist auch immer Licht.

Was passiert gerade? Die Menschen (außer jene, die im Gesundheitswesen tätig sind) werden mehr oder weniger gezwungen, runter zu kommen, auszusteigen aus dem täglichen Stress und der Hektik. Dinge die vorher “so wichtig” waren, verlieren plötzlich an Bedeutung.

Wir reduzieren uns gerade wieder, erinnern uns an das Wesentliche.

Hinweis: Der folgende Beitrag wurde mit Genehmigung entnommen übernommen aus: https://www.tanjadraxler.com/blog/mutmachende-worte-in-zeiten-der-krise/

 

Es könnte sein, dass in Italiens Häfen die Schiffe für die nächste Zeit brach liegen, es kann aber auch sein, dass sich Delfine und andere Meereslebewesen endlich ihren natürlichen Lebensraum zurückzuholen dürfen. Delfine werden in Italiens Häfen gesichtet, die Fische schwimmen wieder in Venedigs Kanälen!

Es könnte sein, dass sich Menschen in ihren Häusern und Wohnungen eingesperrt fühlen, es kann aber auch sein, dass sie endlich wieder miteinander singen, sich gegenseitig helfen und seit langem wieder ein Gemeinschaftsgefühl erleben.

Es könnte sein, dass die Einschränkung des Flugverkehrs für viele eine Freiheitsberaubung bedeutet und berufliche Einschränkungen mit sich bringt, es kann aber auch sein, dass die Erde aufatmet, der Himmel an Farbenkraft gewinnt und Kinder in China zum ersten Mal in ihrem Leben den blauen Himmel erblicken. Sieh dir heute selbst den Himmel an, wie ruhig und blau er geworden ist!

Es könnte sein, dass die Schließung von Kindergärten und Schulen für viele Eltern eine immense Herausforderung bedeutet, es kann aber auch sein, dass viele Kinder seit langem die Chance bekommen, endlich selbst kreativ zu werden, selbstbestimmter zu handeln und langsamer zu machen. Und auch Eltern ihre Kinder auf einer neuen Ebene kennen lernen dürfen.

Es könnte sein, dass unsere Wirtschaft einen ungeheuren Schaden erleidet, es kann aber auch sein, dass wir endlich erkennen, was wirklich wichtig ist in unserem Leben und dass ständiges Wachstum eine absurde Idee der Konsumgesellschaft ist. Wir sind zu Marionetten der Wirtschaft geworden. Es wurde Zeit zu spüren, wie wenig wir eigentlich tatsächlich brauchen.

Es könnte sein, dass dich das auf irgendeine Art und Weise überfordert, es kann aber auch sein, dass du spürst, dass in dieser Krise die Chance für einen längst überfälligen Wandel liegt,

– der die Erde aufatmen lässt,
– die Kinder mit längst vergessenen Werten in Kontakt bringt,
– unsere Gesellschaft enorm entschleunigt,
– die Geburtsstunde für eine neue Form des Miteinanders sein kann,
– der Müllberge zumindest einmal für die nächsten Wochen reduziert,
– und uns zeigt, wie schnell die Erde bereit ist, ihre Regeneration einzuläuten, wenn wir Menschen Rücksicht auf sie nehmen und sie wieder atmen lassen.

Wir werden wachgerüttelt, weil wir nicht bereit waren es selbst zu tun. Denn es geht um unsere Zukunft. Es geht um die Zukunft unserer Kinder!

 

Hinweis:

Am vergangenen Montag war Pfarrer Kreitmeir mit einem Vortrag zum Thema „Dem Leiden einen Sinn geben“ in der Talk- und Musiksendung „Lebenshilfe“ auf Radio Horeb zu hören.

Den Podcast zum Nachhören gibt’s HIER