Filmregisseur Wim Wenders: „Mein Vater hat mir Gottvertrauen vorgelebt“

Der Regisseur und Fotograf Wim Wenders sprach aktuell in der Oberlinkirche in Potsdam-Babelsberg über seine Gedanken, Erfahrungen und Haltungen zu Gott, Glauben und Gebet. Dabei berichtete er auch von seinen Erfahrungen mit dem Tod und Abschiednehmen.

Der heute 76-Jährige, der im Jahr 2000 mit seinem Film Buena Vista Social Club in der Kategorie Bester Dokumentarfilm für den Oscar nominiert war, drehte in den letzten Jahren auch glaubensbezogene Filme wie etwa „Das Salz der Erde“ (2014) oder „Papst Franziskus – ein Mann seines Wortes“ (2018). Bereits in seinem Klassiker „Der Himmel über Berlin“ (1987) kommen Schutzengel vor. Im Jahr 2008 erschien sein Film „Palermo Shooting“ mit „Toten-Hosen-Frontmann“ Campino in der Hauptrolle, der sich mit der Vergänglichkeit des Seins auseinander setzt.

Wim Wenders bekennt sich seit Jahren zum christlichen Glauben (wir berichteten). Er wurde im katholischen Glauben erzogen und durchlebte einige Jahre der Glaubensferne, bevor er nach einer Zeit der spirituellen Suche wieder in die evangelische Kirche eintrat. Diesbezüglich erklärte Wim Wenders im Mai 2021 gegenüber der „Zeit“-Beilage „Christ & Welt“:

„Ich musste erst einen großen Umweg machen, sogar über den Atheismus, um wieder zum Glauben zurückzufinden und der Kirche beizutreten. Dann aber der protestantischen.“

In einem früheren Interview erklärte er zu seiner Zeit der Glaubensferne:

„Ich bin gläubig aufgewachsen und dann kam das Kino, Rock n‘ Roll, 68, der Sozialismus, die Psychoanalyse und Gott weiß was alles dazwischen.“

Die Erfahrung bei der Begleitung seines Vaters in den Tod führte ihn wieder zum Glauben zurück, wie Wenders im Juni 2018 gegenüber der Märkischen Allgemeinen wie folgt schilderte:

„Ich habe meinen Vater in den letzten Monaten seines Lebens begleitet, und das war für mich eine entscheidende Erfahrung: Er ging ohne jede Angst, ganz ruhig und hat mir im Sterben seinen Glauben vorgelebt. Das hat mich Gott wieder nahe gebracht.“

Weiter bekannte er:

„Ich würde mich jetzt als ökumenischen Christen bezeichnen.“

Auch in seiner aktuellen Oberlinrede sprach Wim Wenders über die existenzielle Erfahrung, als er drei Monate seinen krebskranken Vater in den Tod begleitete. Zu erleben, wie sein sterbender Vater sein Schicksal ohne Furcht angenommen habe, sei ein Wendepunkt in seinem Leben gewesen. Dazu erklärte Wenders:

„Er hat mir vorgelebt, mit welchem Gottvertrauen er in den Tod gegangen ist. Dafür bin ich ihm für immer dankbar.“

Quellen: oberlinhaus.de, zeit.de, maz-online.de