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Franz Müntefering: „Sterbehilfe, das heißt, den Menschen im Sterben helfen“

Der ehemalige SPD-Vorsitzende Franz Müntefering hat kürzlich seine Biographie „Unterwegs – Älterwerden in dieser Zeit“ auf den Markt gebracht, in dem er u. a. über die Zeiten als Kriegskind, Messdiener, Minister, Vizekanzler und SPD-Vorsitzenden schreibt. Zu diesem Anlass gab der 79-jährige domradio.de ein Interview, in dem er auch über seinen Glauben und ihn tragende Werte sprach. Religion als Unterrichtsfach in der Schule findet er wichtig.

Als er im Interview gefragt wird, ob er als Politiker die Hilfe Gottes gespürt habe, antwortete Franz Müntefering, dass er das nicht wisse und gab anschließend Auskunft über seinen Glauben. Dazu sagte er:

„Da bin ich ehrlich gesagt nicht besonders intensiv dran. Aber das ist eine Tradition, in der ich großgeworden bin und zu der ich auch gerne stehe.“

In seiner Biographie beschreibt der Politiker auch die Zeit, als er seine schwerkranke Frau gepflegt hat und verleiht dabei auch seiner christliche Wertehaltung zum Thema Sterbehilfe Ausdruck.

„Das Wort Sterbehilfe gebrauche ich ganz anders. Ich sage immer: Ich habe Sterbehilfe gemacht – bei meiner Mutter, bei meiner Frau. Aber Sterbehilfe, das heißt, den Menschen im Sterben helfen. Das heißt nicht, sie aus dem Leben herauszubringen.“

„Ganz klar“ betont er dabei, dass er „gegen ärztlich assistierte Beihilfe zum Suizid“ sei. Es gehe darum, den Menschen zu helfen und Hospiz- und Palliativdienste weiter zu verbessern. Weiter sagte er:

„Ich habe sehr zugestimmt, als der Bundestag gesagt hat: Wir werden die Tür zum ärztlich assistierten Suizid nicht öffnen.“

Über den Umgang mit Sterben und Tod seiner Frau sprach Franz Müntefering im Mai 2013 mit der Bild-Zeitung. Das Interview gibt’s HIER

Im Interview mit dem Journalisten Hanno Gerwin sprach Franz Müntefering in der Serie „Gerwin trifft“ über seine Wertehaltung und den christlichen Glauben, mit dem er aufwuchs. Dazu sagte er:

„Meine Mutter hat mich die ersten siebeneinhalb Jahre erzogen, da mein Vater im Krieg war und erst 1947 zurückkam. Meine Mutter hat mir Grundvertrauen mitgegeben, damit ich zuversichtlich sein konnte, dass es gut vorwärts ging. Bei ihr war das Grundvertrauen tief im Glauben verankert. Sie war eine Katholikin mit hohem Bezug zum Religiösen. Bei mir ist das nicht so eng. Aber diese Erfahrung aus meiner Kindheit und Jugend möchte ich nicht missen. Ich bekam vieles mit, was einen mutig, ausdauernd und zuversichtlich sein lässt.“

In seiner Kindheit habe er „Nächstenliebe und Solidarität gelernt“, sagte Franz Müntefering im Gerwin-Interview weiter. Zu seinem Glauben sagte er:

„Hier und heute in Deutschland verlieren wir uns im Alltag, im Augenblick. Oder wir sind uns zu wenig bewusst, dass das Leben eine lange Strecke ist. Wir kommen von irgend woher und gehen irgendwo hin.“

Aufgrund seiner Erfahrungen im Leben ist ihm auch der Religionsunterricht wichtig. Im Jahr 2005 setzte er sich bei der Auseinandersetzung der Einführung von LER (Lebensgestaltung, Ethik, Religionskunde) als Pflichtfach für den Religionsunterricht ein. Damals betonte er:

„Es ist richtig und wichtig, den Kindern die Möglichkeit zu geben, im Sinne ihres Elternhauses Religionsunterricht in der Schule zu haben. Was heute in der Politik Solidarität genannt wird, hätte meine Mutter Nächstenliebe genannt.“#

Quellen: domradio.de, bild.de, gerwintrifft.de, tagesspiegel.de