Foto: © Superbass / CC BY-SA 4.0 (via Wikimedia Commons), 2019-08-28-Gregor Gysi-Maischberger-7202, cropped, CC BY-SA 4.0

Gregor Gysi lobt Papst Franziskus für seine aufrechte, ehrliche Art und die Religion im allgemeinen

Der Rechtsanwalt und Linken-Politiker Gregor Gysi sprach aktuell in Interviews mit der Wochenzeitung „Neue Bildpost“ und mit domradio.de über die Herausforderungen und Chancen der Corona-Krise. Dabei sprach er auch über Papst Franziskus und die Rolle der Religion für eine intakte Gesellschaft.

Im Interview mit „Neue Bildpost“ brachte Gregor Gysi zum Ausdruck, dass er in der Wahl von Jorge Mario Bergoglio zum Papst eine Haltung in der katholischen Kirche erkenne, „an die Grundwerte des christlichen Glaubens anknüpfen“ zu wollen.

Weiter erklärte der 72-Jährige, dass er zwar selbst nicht an Gott glaube, aber den Beitrag der Kirchen zu einer funktionierenden Gesellschaft immens schätzen würde. Dazu sagte er wörtlich:

„Aber ich fürchte eine religionsfreie Gesellschaft, weil es dann kaum definierte Werte und Moralvorstellungen gäbe und wichtige Traditionen verschwänden, zum Beispiel Weihnachten, Ostern und Pfingsten.“

So ganz auf Dimension Glaube verzichtet Gregor Gysi allerdings nicht, was er wie folgt beschrieb:

„Außerdem glaube ich insofern, als ich ein Zweckoptimist bin. Das hat mein Leben erleichtert.“

 

Im Podcast Projekt HIMMELKLAR, das von der MDGmbH in Zusammenarbeit mit katholisch.de und DOMRADIO.DE koordiniert wird, ging Gysi auch auf seine Sorge von einer Gesellschaft ohne Religion ein. Dazu sagte er:

„Die [Anmerkung: eine Gesellschaft ohne Religion] wäre frei von einer allgemein verbindlichen Moral. Es gäbe keine Tradition, weder Weihnachten, noch Pfingsten noch Ostern. Das kann man sich alles einmal vorstellen. Das wäre schon ziemlich furchtbar.“

Wenn die Corona-Pandemie dazu führe, dass Menschen aufhören würden, Hoffnung zu haben, „könnte das Ergebnis traurig werden“. Dass dies eintreten werde, glaube er jedoch nicht, so Gysi weiter. Vielmehr sieht er die Chance eines Perspektivwechsels, der in der Gesellschaft durch die aktuelle Situation ausgelöst werden könnte. Diesbezüglich prognostizierte der langjährige Vorsitzende der Linksfraktion im Bundestag:

„Ich glaube, dass die Werte wieder mehr in den Mittelpunkt rücken.“

Weiter erklärte Gregor Gysi in diesem Podcast, dass es ihm gefalle, „dass Solidarität zunimmt, dass Verständnis zunimmt und dass es eine tiefere Nachdenklichkeit über Werte gibt in unserer Gesellschaft“. Dies beschrieb er mit folgendem Beispiel genauer:

„Plötzlich ist allen klar geworden, dass sich ein Krankenhaus nicht in erster Linie rechnen muss, sondern für Gesundheit zuständig ist.“

Weiter brachte er folgende Hoffnung zum Ausdruck:

„Ich glaube, dass da das Bewusstsein kippt, hin zu einer öffentlichen Verantwortung.“

In diesem Zusammenhang lobte Gysi, wie in der Vergangenheit des Öfteren, Papst Franziskus für dessen Haltung, indem er äußerte:

„Auch beachte ich, was Papst Franziskus gesagt hat, der ja auch an menschliche Werte erinnert hat und sehr an uns appelliert, über bestimmte Dinge nachzudenken.“

Gegenüber der Neuen Bildpost beschrieb Gregor Gysi sein Bild von einer lebenswerten Gesellschaft, die auch Papst Franziskus mit Blick auf die Botschaft Jesu teilen wird:

„Eine ideale Gesellschaft ist für mich jene, die den Egoismus überwunden hat.“

 

Schon in der Vergangenheit verwies Gregor Gysi immer wieder darauf, dass einer Gesellschaft ohne die Kirche die Wertmaßstäbe verloren gingen. So sagte er etwa im April 2019 gegenüber dem Tagesspiegel:

„Ich glaube zwar nicht an Gott, aber ich möchte auch keine gottlose Gesellschaft. Ich fürchte sie sogar.“

Und bereits im März 2007 erklärte Gregor Gysi:

„Eine gottlose Gesellschaft wäre eine wertelose Gesellschaft.“

 

Gysi’s Sicht auf die Dinge sollte eine Mahnung sein, wenn in Zeiten der Corona-Krise Sätzen fallen, wie sie etwa der Oberbürgermeister von Tübingen in die Debatte gebracht hat. Boris Palmer sagte allen ernstes: „Ich sag es Ihnen mal ganz brutal: Wir retten in Deutschland möglicherweise Menschen, die in einem halben Jahr sowieso tot wären.“

In solchen Momenten mag dem ein oder anderen schon mal der Gedanke in den Sinn kommen: Was wäre wohl unsere Gesellschaft

  • ohne das christliche Menschenbild,
  • ohne eine Verfassung mit dem Bewusstsein der Verantwortung vor Gott,
  • ohne Verantwortungsträger, die um Gott wissen,
  • ohne Religionsunterricht,
  • ohne Menschen, die aus Liebe zu Gott handeln,
  • ohne die Kirchen?

Quellen: domradio.de (1), domradio.de (2), tagesspiegel.de, domradio.de (3), merkur.de, nau.ch