Foto: privat (mit freundlicher Genehmigung von Pater Justinus Pech)

Pater Justinus: „Wenn man von der Ewigkeit her denkt, bekommt vieles einen ganz anderen Horizont“

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Pater Justinus Pech ist heute Mönch im Zisterzienserkloster Bochum-Stiepel. Bevor er sich zu diesem Schritt entschied, war er ein erfolgreicher Manager. Im Interview mit Madeleine Spendier von katholisch.de verriet er, was ihn dazu bewog ins Kloster zu gehen und worauf es aus seiner Sicht ankommt, wenn man ein Unternehmen leitet.

Pater Justinus Pech studierte BWL und arbeitete anschließend im Marketing eines großen Konsumgüterherstellers, wo er im Bereich Product Placement zuständig war. Weiter gründete er anschließend ein eigenes Unternehmen, mit dem er dann ebenfalls sehr erfolgreich war. Auf die Frage im katholisch.de-Interview, warum er das alles aufgegeben habe und ins Kloster ging, antwortete der 45-jährige:

„Ich habe mir damals ernsthaft die Frage gestellt: War´s das? Was bleibt von der langen Produktpalette übrig für mein Leben?“

Und weiter:

„Die Aussicht, als Rentner noch über die Marktanteile meiner Firma nachzudenken, lockte mich nicht.“

Mit Blick auf die Endlichkeit des Lebens verstärkte sich sein Wunsch, der Tiefendimension des Lebens nachzugehen und ein leben im Kloster zu führen. Dazu sagte er:

„Wenn man von der Ewigkeit her denkt, bekommt vieles einen ganz anderen Horizont.“

Diese Perspektive führte in bei allem damit verbundenen Risiko „raus aus der Firma“ und hin zur Gewissheit, „dass ein Leben als Zisterzienser zu meiner Berufung werden könnte“. Bei aller Ungewissheit habe er „darauf vertraut, dass es gut geht“.

In seinem Kloster in Bochum-Stiepel übernimmt er, an sein Talent als Wirtschaftswissenschaftler ansetzend, Verantwortung in den unternehmerischen Tätigkeitsfeldern des Klosters und gründete ein Institut für Führungsethik, das er als Direktor leitet und führt. Neben der Forschung zu wissenschaftlichen Führungstheorien werden am Institut Kurse zum Thema „Führen mit Werten“ angeboten, wo sich Führungskräfte, Betriebsleiter und Manager mit aktuellen ethischen Fragestellungen auseinandersetzen. Dazu betonte Pater Justinus:

„Die Manager lassen sich von einem Mönch schon etwas sagen, wenn sie merken, dass wir ihre Probleme verstehen. Genau das sagt ja auch Papst Franziskus immer wieder: ‚Nah bei den Menschen und ihren Fragen sein‘.“

Gerade für Manager werde es in Zeiten von Künstlicher Intelligenz und disruptiven Geschäftsmodellen immer wichtiger, sich mit den ethischen Fragen dieser Prozesse auseinander zu setzen, so der Zisterzienserpater. Der Satz seines Ordensgründers Bernhard von Clairvaux Stehe an der Spitze, um zu dienen, nicht um zu herrschen‘ ist in den Augen von Pater Justinus Pech „genau das, was einen erfolgreichen Geschäftsführer, aber auch einen fähigen Abt oder guten Bischof ausmachen soll“.

Verantwortungsübernahme sowie „ein hohes Maß an Selbstrelativierung“ sieht er als essentielle Mangerkompetenzen. Dazu betonte der 45-jährige weiter:

„Wir brauchen keine kleinen Sonnenkönige. Ein Vorgesetzter muss immer bereit sein, jederzeit wieder klein anzufangen.“

Weiter gibt er zu bedenken, dass „jede Macht und die damit verbundenen Insignien“ immer zeitlich begrenzt sind. Der Satz „Wie ich sähe, so ernte ich auch“, den der heilige Bernhard von Clairvaux schon als wichtiges Element einer Führungspraxis vermittelt habe, sei treffend und zielführend. Genau dieser Satz treibe ihn in seiner Lehr- und Coachingtätigkeit immer wieder an.

Zudem können Manager nach Ansicht von Pater Justinus auch von Jesus viel für ihren persönlichen Führungsstil lernen. Mit Blick auf Jesus betont er:

„Wer Menschen anleitet, muss Vertrauen schenken, um Vertrauen zu gewinnen. Ich sage immer, ich muss Menschen lieben, um sie führen zu können.“

Das Thema Wertschätzung ist zentraler Bestandteil in seinen Seminaren für Führungspersönlichkeiten.

Bezüglich der Eignung zur Führungsperson gibt Pater Justinus folgendes zu bedenken:

„Grundlegend für eine gute Führung ist, Freude daran zu haben, mit anderen Menschen etwas gemeinsam erreichen zu wollen.“

Das umfasse auch den Bereich, „schwierige Gespräche zu führen“, aber eben auch „zu loben und Anerkennung zu schenken“.

Weiter brauche eine gute Führungspersönlichkeit „Charisma und Charakter und eine gute Portion Kommunikationstalent“. Als hilfreiches Kontrollinstrument für eine Führungspersönlichkeit benennt Pater Justinus folgende vier Fragen:

  • Ist mein Handeln legal?
  • Ist es kurz- und langfristig gerecht?
  • Wie fühle ich mich damit, wenn ich in den Spiegel schaue?
  • Kann ich über meine Entscheidungen offen mit anderen sprechen?

Dies alles gelte sowohl für kirchliche als auch für weltliche Führungskräfte. Als ehemaliger weltlicher Unternehmer und heutiger kirchlicher Institutsleiter betont Pater Justinus abschließend:

„Schließlich können auch Top-Manager von der Kirche lernen, denn sie ist nicht nur Marktführerin, sondern auch das älteste ‚Unternehmen‘ in Sachen Werte. Denn letztlich stehen wir als Kirche für die Hoffnung auf ein ewiges Leben bei Gott.“

Quelle: katholisch.de