Foto: Manfred Werner / Tsui, Klaus Maria Brandauer Viennale 2012 a, cropped, CC BY-SA 3.0

Klaus Maria Brandauer: „Ich dachte, es ist wieder einmal an der Zeit, über den Glauben nachzudenken“

Der österreichische Schauspieler und Golden-Globe-Preisträger Klaus Maria Brandauer liest am 10. Mai um 20 Uhr im Akademietheater Texte und Gedichte des evangelischen Theologen Dietrich Bonhoeffer, der Widerstand gegen Hitler leistete und im April 1945 im KZ Flossenbürg ermordet wurde. Dazu sprach Klaus Maria Brandauer mit der österreichischen Zeitung Kurier auch über seinen persönlichen Glauben.

Zu seinen Beweggründen sagte der 75-jährige:

„Ich dachte, es ist wieder einmal an der Zeit, über den Glauben nachzudenken.“

Und weiter:

„Der Glaube lebt ja mit einem, wie auch alles andere, weiter: Er entwickelt sich, verkappt sich, fällt in die Grube, flieht vor mir.“

Klaus Maria Brandauer ist gläubiger Katholik, was er im Interview mit dem Kurier bestätigte.

Zu seinem Aufwachsen im katholischen Glauben sagte er im September 2016 im Interview mit der Stuttgarter Zeitung:

„Tadellose Pfarrer und Lehrer haben mich katholisch erzogen.“

Wie sehr ihn Personen wie Dietrich Bonhoeffer oder Luis Buñuel, dessen Buch ‚Irdische Vergnügen‘ ihn „einfach umgehauen“ habe, in seinem Festhalten am Glauben geprägt haben, schilderte Brandauer im Jahr 2013 ausführlich im Interview mit Dirk von Nayhauß Magazin Chrismon. Dabei sagte er zu seinem Glauben u.a.:

„Ich bin in dieses Land, in seine christliche Kultur und Religion hinein geboren worden, und ich nehme das alles an.“

Als reizvoll empfinde er den christlichen Glauben nicht zuletzt deshalb, da in ihm „auch alle anderen Religionen und Weltanschauungen ihren Platz haben dürfen“. Weiter sagte er, dass sein Glaube im Gespräch mit Atheisten auch immer wieder auf die Probe gestellt werde. Dazu betonte er:

„Ich bin gläubig. Dennoch bin ich gefährdet, nicht zu glauben, wenn ich mit besonderen Gescheithosen zusammensitze, mit Intellektuellen und Gebildeten, die überhaupt nichts mit Gott am Hut haben. Dann denke ich: Wie unmodern bin ich eigentlich? Ich habe auch meine Zeiten gehabt, in denen der Zweifel überwog, deshalb bin ich so wahnsinnig gern bei der Kirche.“

Denn sie gebe ihm die Möglichkeit zu zweifeln. Diesbezüglich betonte Brandauer mit Verweis auf die Kapitelüberschrift „Atheist von Gottes Gnaden“ im Buch von Luis Buñuel, dass er in Momenten des Zweifels „so ein Atheist“ sei, „aber eben von Gottes Gnaden“. Weiter sagte er:

„Drum geniere ich mich keine Sekunde zu sagen: Er ist immer da. Ich brauche Ihn. Ich kann das nicht allein, wie soll ich das machen?“

Besonders dankbar ist er für Menschen, die uns ein Beispiel und Vorbilder im Glauben sind.

„Dietrich Bonhoeffer ist so einer. Diese Schrecklichkeit, die ihm das Schicksal geschickt hat, und das auch noch in Überzeugung für seinen Glauben! Ich bin so froh, dass wir mit Menschen wie ihm verwandt sind. Die nehmen einem vielleicht auch etwas ab. Man ist vorbereitet auf das, was kommen kann.“

Im aktuellen Kurier-Interview brachte Brandauer zum Ausdruck, dass er nicht wisse, ob er für den Glauben so weit gehen würde.

Quellen: kurier.at, stuttgarter-zeitung.de, chrismon.evangelisch.de

 

Klaus Maria Brandauer wird in seiner Bonhoeffer-Lesung am 10. Mai selbstverständlich auch dessen Gedicht „von guten Mächten treu und still umgeben“ vortragen, wie er gegenüber dem Kurier ankündigte. Dieses Gedicht fügte Dietrich Bonhoeffer in seinem Brief vom 19. Dezember 1944 aus dem KZ an seine Verlobte an und leitete es mit folgenden Worten ein: „ein paar Verse, die mir in den letzten Abenden einfielen“ als „Weihnachtsgruß für Dich und die Eltern und Geschwister“.

Hier eine wunderbare, musikalische Interpretation dieses bewegenden Gedichts (auch aufgrund der umstände, in denen es geschrieben wurde) vom evangelischen Liedermacher Siegfried Fietz. Gänsehaut!