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Monika Maron: „Unter dem hohen vorpommerschen Himmel denke ich: Mein Gott, wir sind so klein“

Die Schriftstellerin Monika Maron, die als eine der bedeutendsten Schriftstellerinnen der DDR im Jahr 1981 durch den Roman „Flugasche“ bekannt wurde, sprach aktuell im Interview mit der Tageszeitung Die Welt u.a. über das Älterwerden. Dabei erklärte sie, welche Gedanken ihr beim Blick gen Himmel in den Sinn kommen und warum das Sterben auf dem Land leichter sei.

Die Schriftstellerin, die in Berlin und auf dem Land in Mecklenburg-Vorpommern, betont im Welt-Interview den Wert der Freiheit, den sie in Deutschland aktuell schwinden sieht. Danach gefragt, ob sie sich vorstellen könnte, aus Deutschland auszuwandern, sagt die Schriftstellerin, die kürzlich 81 Jahre alt wurde, dass man in diesem Alter „nicht mehr so einfach in ein anderes Land“ gehe und sie sich in ein Dorf auf dem Land zurückziehe, wenn es ihr in Berlin „mal wieder“ reiche. Dort, wo es nur 14 Häuser gebe, erscheine ihr der Himmel „riesig“. Beim Blick in den Himmel relativiert sich ihre Sicht auf die Welt. So kommt ihr der Gedanken in den Sinn, dass es gut ist, dass die Entscheidungsträger nicht über den Himmel entscheiden können und ihnen auch das Wetter nicht gehorcht. Diesbezüglich erklärt sie weiter:

„Und unter dem hohen vorpommerschen Himmel denke ich dann: Mein Gott, wir sind so klein.“

Zudem äußert sich Maron im Welt-Interview zum Umgang mit dem Thema Tod. Dabei ist sie sich gewiss, dass jeder Verstorbene, die Hinterbliebenen „mit irgendeiner Schuld“ hinterlasse, weil immer irgendetwas „nicht gesagt oder nicht gemacht“ worden sei, bis es letzten Ende zu spät dafür sei. So bleibe man ihrer Meinung nach immer „mit irgendeiner Schuld zurück“.

Weiter zeigt sich die vielfach ausgezeichnete Schriftstellerin gewiss, dass der Umgang mit dem Tod in ländlichen Gegenden leichter falle, was sie wie folgt erklärt:

„Sterben ist auf dem Land leichter, weil da alles vergeht.“

So werde das Vergängliche auf dem Land erfahrbar, wenn etwa Schafe geschlachtet werden oder die Bäume ihre Blätter verlieren. Dazu betont die 81-Jährige:

„Ständig stirbt es um einen herum und erwacht dann wieder.“

Durch diese Erfahrbarkeit komme dem auf dem Land lebenden Menschen „das eigene Sterben normaler vor“. Diesbezüglich schildert sie weiter:

„Das Vergängliche auf dem Land ist viel sanfter. Es nimmt einen mit ins eigene Vergehen.“

Das, was die Menschheit im Innersten zusammenhält, ist ihrer Ansicht nach die „Liebe, in jeder Form, bis hin zu Bonnie, meinem Hund“.

 

In ihrem 2013 veröffentlichten Roman „Zwischenspiel“ beschäftigt sich Monika Maron auch mit religiösen Fragen. In diesem Roman verirrt sich die Ich-Erzählerin Ruth, die Agnostikerin ist, in einen Park, in dem ihr verstorbene Weggefährten erscheinen. Dort trifft Ruth einen Hund, der eine besondere Rolle spielt, sie begleitet und zu einer Art Schutzengel wird. So heißt es im Roman, dass sie es sogar als „etwas Religiöses“ empfindet, dass der Hund sie im Jenseits begleitet. Besonders in den Gesprächen von Ruth mit ihrer verstorbenen Freundin Olga, die als gläubig beschrieben wird, spielen Religion und Glaube eine wichtige Rolle. So fragt beispielsweise Olga „Und du betest nie?“, worauf Ruth antwortet: „Doch irgendwie, aber ich weiß nicht zu wem. Mein Himmel ist leer.“ 

Im Januar 2014 bezeichnete sich Monika Maron im Interview mit domradio.de zu ihrem Buch „Zwischenspiel“ selbst als Realistin. Weiter berichtete sie, dass sie keine Kirchgängerin und nicht getauft sei. Maron brachte zum Ausdruck, dass sie zu Religion und Kirche ein ambivalentes Verhältnis hat. So sieht sie auf der einen Seite, dass die Auseinandersetzung mit Religion „dramatische Züge“ annehmen kann, die sich im religiösen Extremismus äußern. Andererseits erklärte sie, dass sie zur Kirche „eigentlich gar nicht mal so ein ablehnendes Verhältnis“ habe. Dies begründete die Schriftstellerin damit, dass sie in der DDR erlebte, wie Kirche ein Zufluchtsort war. Zudem habe sie gedacht, dass es „eigentlich schön“ sei, wenn es neben der weltlichen Macht eine andere moralische Instanz gibt, die eine „feste Orientierung“ bietet. Das habe sie in den damals erlebten „Zusammenhängen“ als gut empfunden. Sie sei aber „sehr konsequent für einen säkularen Staat“.

Gegenüber domradio.de resümierte Monika Maron:

„Irgendwo ist etwas, was eine Antwort wäre, aber wir werden – wenn wir nicht an Gott glauben können – die Antwort niemals finden.“

Quellen: welt.de, domradio.de (1), domradio.de (2)