Dieter Nuhr: „Ich bin durchaus spirituell“

Der Kabarettist Dieter Nuhr, der seit 2011 die ARD-Sendung „Nuhr im Ersten“ präsentiert, stellte sich im Talk mit Sachbuchautor Marc Friedrich auch der Gretchenfrage.

Im Interview, das auf dem YouTube-Kanal von Marc Friedrich veröffentlicht wurde, erklärte Dieter Nuhr:

„Ich bin durchaus spirituell.“

Auf die Nachfrage, ob es in seinem Leben eine Erfahrung gab, bei der er feststellte, dass es mehr zwischen Himmel und Ede gebe, antwortete der 63-Jährige Kabarettist und Fernsehmoderator:

„Mein ganzes Leben ist eine spirituelle Erfahrung. Mein tiefer religiöser Glaube ist, dass so viel Gutes, wie mir passiert ist, durch Würfel nicht zu erreichen und durch Zufall nicht zu erklären ist.“

Dieser Glaube sei für ihn aber „absolut unbenennbar“. Für die Beurteilung von weltlichen Dingen sei es für ihn wichtig sachlogische Argumente und Begründungen heranzuziehen. Aus spirituellen Erfahrungen könne er hingegen kein Urteil ableiten, „weil ich es nicht benennen kann“, erklärte Nuhr.

Der Kabarettist berichtete, dass er „immer wieder“ spirituelle Erfahrungen in seinem Leben mache. Danach gefragt, ob er ein spirituelles Erlebnis, bei dem er eine schützende Hand bemerkte, teilen möchte, schilderte Dieter Nuhr, dass er mit seiner Familie ein Haus in Spanien habe, zu dem er „unzählige Male“ eine enge, einspurige Straße, die zu diesem Haus führt, befahren habe. Einmal habe er „derartig pinkeln“ müssen, dass er von der Straße in eine Seitenstraße abfuhr. Dort habe er ein Geräusch wahrgenommen, „das sich brutal anhörte, wie ein Unfall oder so was“. Als er zurück auf die Straße fuhr, bemerkte er, dass es tatsächlich einen Unfall gegeben hatte. Darauf zurückblickend berichtete Nuhr:

„Der Wagen, der die ganze Zeit hinter mir gefahren war, lag auf dem Kopf, abseits der Straße, Frontalunfall. Da habe ich jetzt auch leichte Gänsehaut, wenn ich daran denke. Und das wäre ich gewesen, wenn ich nicht dieses eine Mal von 500 Malen pinkeln gegangen wäre.“

Das Erlebte sei schon etwas, das er nicht mit Zufall in Verbindung bringen könne. Natürlich sei diese Erfahrung „furchtbar unwissenschaftlich“ und dürfe nicht irgendwelche Entscheidungen beeinflussen, was der Kabarettist wie folgt begründete:

„Ich würde jetzt niemals denken ‚Ach ich habe ja so einen guten Schutzengel, das machst du jetzt mal‘.“

Unser Tun müsse sachlich begründet sein. Darüber hinaus betont er:

„Aber das da mehr ist als wir wissen, das ist doch völlig klar.“

Dazu begründete Nuhr, dass die Frage „Warum ist etwas und warum ist nicht vielmehr nichts?“ noch niemand beantworten habe können. Die Tatsache, dass wir nun mal da sind, führt er darauf zurück, dass es „irgendetwas geben“ müsse. Zu behaupten, dass da nichts sei, bezeichnete er als „albern“.

Der Sinn des Lebens bestehe für ihn im Dasein an sich. Dazu erklärte er weiter:

„Es wird einen Grund haben, dass ich hier bin, sonst wäre ich wahrscheinlich nicht da.“

Diesbezüglich begründete er, dass unser Hirnstruktur so angelegt sei, dass wir in Kausalzusammenhängen denken. Wenn er auf dieser Basis nachdenke, komme er zu dem Schluss, dass seine Existenz einen Grund hat, auch wenn er nicht beurteilen könne, warum das so ist.

 

Bereits im April 2016 erklärte Dieter Nuhr in der Süddeutschen Zeitung, dass er sich vorstellen kann, dass es Gott geben könne. Dazu schrieb er:

„Ich würde mich nicht als religiös bezeichnen. Es könnte einen Gott geben, ich weiß darüber aber nichts, also mache ich mir auch kein Bild.“

Weiter teilte er mit, dass er sich auf Reisen zu spirituellen Orten hingezogen fühle, „wo Menschen in ihrem Glauben hinlaufen, um ihm Ausdruck zu verleihen“. Dies seien „Orte, die etwas mit Verinnerlichung zu tun haben“. Seine Erfahrungen, die er dort macht, beschrieb er als „ein ästhetischer Genuss“.

Zu seiner Werteorientierung teilte Nuhr mit, dass er aus einem klassischen Beamtenhaushalt stamme und bei seinem Aufwachsen „bürgerliche Werte eingetrichtert“ bekommen habe, „was ich im Nachhinein als sehr angenehm empfinde – auch wenn ich mich natürlich darüber lustig gemacht habe“, so der Kabarettist. Heute sei er überzeugt, dass diese gesunde Erziehung, die er erfahren habe, dazu führt, „dass man sich eben nicht mit zwölf einen Delfin auf die Stirn tätowiert und mit 17 Molotowcocktails auf Polizisten wirft“. Die ihm vermittelten Werte habe er auch an seine Tochter weitergeben und dies habe „funktioniert“, fügte Nuhr an.

 

Im Februar 2018 zeigte die ARD eine Hommage Nuhrs an den großen Kabarettisten Hanns Dieter Hüsch, für den die Religion gerade in seinen späten Jahren prägend war (wir berichteten). In einem Interview zu dieser Sendung, das bei ovb-online.de veröffentlicht wurde, wurde dann auch Dieter Nuhr, der von Haus aus katholisch ist, zu seiner eigenen Religiosität gefragt. Dazu sagte er:

„Ich bin Agnostiker. Das heißt, ich behaupte nicht, Gott zu kennen, denke aber auch sehr niederrheinisch: Von nix kütt nix! Dieser Satz gilt hier als Gottesbeweis.“

Nach Auffassung von Nuhr sei Hanns Dieter Hüsch „auch kein Gläubiger im Sinne der Dogmatik“ gewesen. Weiter schilderte er seine Auffassung zum Glauben Hüschs mit folgenden Worten:

„Er liebte diesen Dreiklang aus Glaube, Liebe und Hoffnung. Das war für ihn eine Utopie, von der er glaubte, dass sie den Menschen beim Zusammenleben helfen könnte.“

Das glaube er auch, fügte Dieter Nuhr hinzu.

Quellen: youtube.com, sueddeutsche.de, rbb-online.de, ovb-online.de

Anbei der Ausschnitt aus dem beschriebenen Interview mit Marc Friedrich, in dem sich Dieter Nuhr zu seiner Spiritualität, seiner Vorstellung von Moral sowie den Sinn des Lebens äußert: