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Pater Christoph Kreitmeir: „Alexej Nawalny gab Zeugnis von der Kraft des Heiligen Geistes“

Seine Auslegung zum Sonntagsevangelium (Joh 14, 23-29) widmet unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir dem russischen Juristen, Dokumentarfilmer, Antikorruptions-Aktivist, Blogger und in seinen letzten Lebensjahren führenden Oppositionspolitiker Alexej Nawalny (1976-2024).

 

Anbei seine Predigt, die er unter die folgende Überschrift stellt: „Alexej Nawalny – Dieser Name soll nie vergessen werden!“

 

Ein Mann wie ein Baum, ein Mann mit Werten, ein Mann, der als russischer Oppositioneller nach und nach die Machenschaften von Putin aufdeckte, was ihm nicht gut bekam. Durch eine Giftspritze lebensgefährlich verletzt wurde er in Deutschland wieder geheilt. Gegen alle Ratschläge ging er nach Russland zurück, wurde sofort festgenommen und dann in eines der schlimmsten Straflager im hintersten Sibirien inhaftiert. Auf ungeklärte Weise fand er dort den Tod.

Alexey Nawalny – Dieser Name soll nie vergessen werden! Warum?

Weniger bekannt dürfte nämlich sein, dass der frühere Atheist und Skeptiker Gott in seinem Leben so nach und nach entdeckte. Er wurde orthodoxer Christ. Immer wieder erwähnte er, dass die Bibel das Buch seiner Kraft und seines Trostes sei. Vor allem die Bergpredigt gab ihm unter schlimmsten Lebensbedingungen eine Trotzdemkraft, einen Geist der Unverzagtheit.

Putin behauptet von sich, auch orthodoxer Christ zu sein, und lässt seit vielen Jahren durch seine Machenschaften unzählige Menschen ermorden. Gerne lässt er sich mit einer brennenden Kerze in der Hand ab und an in einer orthodoxen Kathedrale ablichten.

Alexej Nawalny erfuhr in Verfolgung, Haft, Misshandlung und Schwäche den Trost des echten Glaubens und gibt bis heute auch über seinen Tod hinaus ein Beispiel von dem, worüber unser Evangelium berichtet.

In seinen Abschiedsreden spricht Jesus im Johannesevangelium immer wieder vom Hl. Geist als den Beistand, den der Vater in seinem Namen senden wird.

Er wird im griechischen Urtext „Parákletos“ genannt, was so viel wie herbeirufen bedeutet. Der „Herbeigerufene“ ist die Gabe Gottes, an den sich Menschen in Freud und in Leid wenden, ihn herbeirufen können.

In der rechtlichen Bedeutung bezeichnet „Parákletos“ den Anwalt und den Fürsprecher, also jemanden, der einem mit seinem Wissen und Können beisteht, wenn es eng wird, und man selbst nicht mehr weiter weiß.

Das Verb „parakalein“ bedeutet trösten und auch aufatmen. Wenn man außer Atem ist, wenn einem die Angst den Atem abschnürt oder wenn man nicht mehr durchatmen kann, dann kann neues Aufatmen-können nicht nur Erleichterung bringen, sondern auch Trost.

Der Heilige Geist, der „Herbeigerufene“, der Anwalt und Fürsprecher teilt sich uns mit, lässt uns aufatmen und schenkt uns Trost und Beistand.

Für gläubige Menschen eine wirkmächtige Wirklichkeit, für Skeptiker und Atheisten ein Wunschdenken und eine Illusion. Wirklich?

Die Abschiedsworte Jesu sprechen vom Heiligen Geist als einer Kraft, die einen Frieden schenkt, den die Welt nicht geben kann. Und dann diese Worte: „Euer Herz beunruhige sich nicht und verzage nicht.“ (Joh 14, 27)

Alexej Nawalny gab vor Gericht, in Briefen oder digitalen Kurzbotschaften immer wieder Zeugnis von dieser Stärke, die einem Unrechtsherrscher die Stirn bietet, sich nicht den Mund verbieten lässt, für echte höhere Werte eintritt, Gewalt, Schläge und Folter nicht scheut und von Gott als der eigentlichen Dynamis in der Weltgeschichte spricht.

Putin arbeitet mit Angst, er schürt sie bewusst. Alexej Nawalny überwand seine Angst, fand einen inneren Frieden und gab ein Beispiel dafür, dass echtes Christentum nicht abgewirtschaftet hat. Irgendwann wird diese so negative Ära Putins vorbei sein und Russland wird nicht besser dastehen.

Besser dastehen – vor Gott, vor der Geschichte und vor der Kraft der Wahrheit – wird Alexej Nawalny, dessen Beispiel und die Kraft des dahinterstehenden Glaubens Zeugnis vom „Parákletos“ gibt. Amen.

Hinweis: Die eindringliche und bewegende Autobiographie des furchtlosen Oppositionsführers Alexej Nawalny, der den höchsten Preis für seine Überzeugungen zahlen musste, gibt es:

HIER

Anbei ein 9-minütiger Sendebeitrag in der ARD-Sendung „ttt – titel, thesen, temperamente“ über Alexej Nawalny: