Pater Christoph Kreitmeir: „Das Heil kommt von Gott her, nicht von uns!“
In seiner Predigt am 3. Adventssonntag (Lesung: Jes 35, 1-6.10; Evangelium: Mt 11, 2-11) erinnert unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir, dass das Heil der Menschen von Gott her kommt.
Anbei die Worte der Predigt von Pater Kreitmeir als Audio-Datei und anschließend im Textformat:
Wie doch die Zeit vergeht … So hört man es immer wieder und allüberall und oft fühlt man, dass man die Zeit wie einen Fluss erlebt, der einem durch die Finger rinnt.
Wie sich doch die Zeit so langsam hinzieht … So empfinden oft Kranke im Krankenhaus, Menschen im Altenheim, ja, sogar jeder, der in einem Wartezimmer auf seinen Arzttermin wartet.
Wie doch die Zeit so schnell vergeht … So empfinden ganz viele Menschen, je älter sie werden umso mehr. Auch die Zeit im Advent vergeht für die Menschen verschieden schnell. Kinder können es kaum erwarten, dass es Weihnachten wird und die Zeit zieht sich so lang dahin. Erwachsenen läuft die Zeit davon und nicht selten kommen sie in Zeitstress, weil noch so viel zu machen ist bis zum Weihnachtsfest. Jahr für Jahr klagen wir über die „adventliche Hektik“ und tragen doch oft selbst dazu bei.
Wir begehen heute den 3. Adventssonntag und er hat einen besonderen Namen: „Gaudete“, was so viel bedeutet wie: „Freut Euch!“
„Freut euch … im Herrn!“, so heißt es genauer, „im Herrn“ – das ist wichtig! Dieser Ruf geht zur Halbzeit des Advent hinein in die rastlosen und nicht selten verängstigten Herzen und er geht hinaus in die Welt, in der Kriege sind, Kinder hungern, die Ungerechtigkeit zwischen Arm und Reich wächst, die Erde schamlos ausgebeutet wird.
Der Ruf nach der Freude hinter all dem, was weiß Gott keine Freude macht, ist so notwendig wie der Ruf des Johannes des Täufers, der zur Umkehr in der Wüste rief. Heute begegnet er uns im Gefängnis. Sein Ruf verklingt in der Zelleneinsamkeit.
Ist das wirklich so?
Johannes der Täufer war jemand, der fähig war, seinen Blickwinkel zu ändern.
Er, der strenge Rufer in der Wüste, wird jetzt zum Hörenden. Er, der heftig Umkehr predigte, wird zum Suchenden und Fragenden.
Johannes der Täufer hielt an Gott fest in guten und in schlechten Zeiten, in Freiheit und Gefangenschaft und er hörte im Gefängnis durch alle Wände hindurch von den Taten des Christus, wie es heute im Evangelium heißt. Er bewahrte sich die Sehnsucht nach dem GANZ ANDEREM.
Und als er vom Wirken Gottes durch Jesus von Nazareth hörte, da fragte er ihn durch die Vermittlung seiner Anhänger: „Bist du der, der kommen soll, oder müssen wir auf einen andern warten?“
Der Prophet Johannes der Täufer, der Wegweiser, wird zu einem Fragenden und Suchenden.
Jesu Antwort bestätigt seine Vermutung, seine Sehnsucht, sein inneres Wissen: All die Lahmen, die Blinden, die Tauben, die Stummen, die Kranken, die Armen, die Tiere, die Pflanzen, die gebeutelte Welt – sie bekommen alle ihr Heil von Gott her. Von Gott her – das ist wichtig!
Wir bereiten uns auf Weihnachten vor, wir räumen auf, wir kaufen ein, wir putzen, wir machen es schön. Eine angenehme Atmosphäre soll entstehen, ein entspanntes Ambiente, Harmonie. Und doch wissen wir, dass die Welt nicht harmonisch ist. Als gläubige Christen wissen wir aber, dass diese Harmonie, dieses Alles-wieder-gutmachen von Gott her kommen wird, nur von Gott her kommen wird.
In einer ungerechten Welt liegt die echte Gerechtigkeit im Willen Gottes begründet, alles heil zu machen. Das ist Weihnachten!
Darauf dürfen wir aktiv mit unseren Vorbereitungen hin streben und dabei unseren Blickwinkel ändern: Das Heil kommt von Gott her, nicht von uns! Wir können getrost das Eigentliche, das Wichtige, in seine Hände legen.
Wer das verstanden hat, versteht den tieferen Sinn dieses 3. Adventsonntages: „Gaudete – Freut euch! Freut euch im Herrn!“
Mit wenigen, aber tiefen Worten des großen evang. Theologen Dietrich Bonhoeffer möchte ich am Ende dieser Predigt zu dieser notwendigen Änderung des Blickwinkels einladen:
In mir ist es finster – aber bei Dir ist Licht.
Ich bin einsam – aber Du verlässt mich nicht.
Ich bin kleinmütig – aber bei Dir ist die Hilfe.
Ich bin unruhig – aber bei Dir ist Frieden.
In mir ist Bitterkeit – aber bei Dir ist die Geduld.
Ich verstehe deine Wege nicht –
aber Du weißt den rechten Weg für mich.
Amen.
Anbei als Nachklang zur heutigen Predigt von Pater Christoph Kreitmeir eine Interpretation des Gedichts „Von guten Mächten“ vom christichen Liedermacher Siegfried Fietz:
Von guten Mächten treu und still umgeben ist ein geistliches Gedicht des evangelischen Theologen und NS-Widerstandskämpfers Dietrich Bonhoeffer. Verfasst im Dezember 1944 in der Gestapo-Haft, ist es Bonhoeffers letzter erhaltener theologischer Text vor seiner Hinrichtung am 9. April 1945.
Seinem Brief vom 19. Dezember 1944 an seine Verlobte fügte Bonhoeffer „ein paar Verse, die mir in den letzten Abenden einfielen“ als „Weihnachtsgruß für Dich und die Eltern und Geschwister“ an: Von guten Mächten treu und still umgeben. Heute ist es ein viel gesungenes geistliches Lied.
Anbei die Interpretation von Siegfried Fietz:



