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Pater Christoph Kreitmeir: „Die Taufgnade ist wie ein unauslöschliches Gütesiegel“

Unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir, der heute Abend um 20 Uhr in einer Standpunktsendung mit dem Thema „Der Seele eine Heimat geben“ auf Radio Horeb zu hören ist, geht in seiner Predigt zur heutigen Sonntagslesung (Jes 40, 1-5.9-11) und Sonntagsevangelium (Lk 3, 15-16.21-22) auf die Bedeutung der Taufe ein.

Anbei die Worte seiner Predigt zum Fest der Taufe des Herrn als Audio-Datei und anschließend im Text-Format:

 

 

Wenn man vor einem leeren Blatt Papier sitzt und etwas aufschreiben soll, ist das manchmal gar nicht so einfach. Vielleicht erinnern sie sich daran, wie es ihnen bei Schulaufsätzen erging oder wenn ein schwieriger Brief zu schreiben war. Mir geht es häufig so, wenn ich meine Predigt schreibe. Ich weiß dann zwar wo es hingehen soll, aber wie fange ich am besten an?

Wenn dann der erste Satz, der Anfang steht, dann geht es auch weiter. Aber gerade auf den ersten Satz kann es ankommen. Er macht aufmerksam und neugierig oder er lässt gleich abschalten. Der erste Satz kann schon angeben, worum es gehen soll, ob es sich lohnt weiter zuzuhören, welche Sinnspitze sich vielleicht in der Geschichte, in einem Buch oder in einer Predigt ergibt. Der erste Satz ist so etwas wie eine Grundbotschaft, die vor allem stehen kann.

Unser Leben als leeres Blatt Papier.

Wir schreiben darauf die Geschichten unseres Lebens und ebenso wird es von anderen darauf geschrieben. Und ebenso sind hier die ersten Sätze von grundlegender Bedeutung.

Es macht etwas aus, ob der erste Satz, den wir in unserem Leben spüren und hören, heißt: „Ich liebe dich. Du bist mir willkommen. Ich freue mich, dass es dich gibt: Du bist einmalig, etwas Besonderes“ – oder ob Menschen spüren und hören müssen: „Eigentlich will ich dich nicht. Du bist mir lästig. Besser wärst du nicht geboren worden.“

Im Evangelium des heutigen Sonntags ist diese Grundbotschaft an Jesus genannt: „Du bist mein geliebter Sohn, an dir habe ich Wohlgefallen gefunden.“ Für Jesus steht diese Zusage Gottes am Anfang seines öffentlichen Wirkens. Er muss nicht erst zeigen, dass er predigen kann. Er muss nicht erst zeigen, dass er Wunder wirkt, er muss nicht erst Menschen um sich gesammelt haben und er muss nicht erst zeigen, dass er Erfolg hat und etwas kann bis er diese Zusage von Gott erfährt.

Die positive Zusage Gottes steht am Anfang.

Aber gerade weil sie ohne Vorbedingungen am Anfang steht, kann er mit einer guten Grundbotschaft in Herz, Kopf, Händen und Füßen den Menschen vom Reich Gottes erzählen und sie erfahren lassen, dass es Gott um jeden einzelnen von ihnen geht.

Unser Leben hat ein wertvolles Gütesiegel

Am Anfang unseres Christenlebens wurden wir getauft auf den dreifaltigen Gott. Seitdem ist ein unauslöschliches und fast unsichtbares Gütezeichen in unsere Seele eingeprägt worden. Mir gefällt da sehr der Vergleich mit einem Wasserzeichen in wertvollem Büttenpapier. Historisch nachweisbar findet sich das erste Wasserzeichen in Bologna (Italien) und geht auf das Jahr 1282 zurück. Wasserzeichen wurden als Merkmale der herstellenden Papiermühle in das Papier eingebracht und sind nur zu sehen, wenn man das Papier gegen das Licht hält. Auch Banknoten, Briefmarken und sehr wichtige Personaldokumente haben bis heute Wasserzeichen.

Dieses Erkennen des Wasserzeichens, wenn man das Papier gegen das Licht hält, gefällt mir sehr gut. Es ist bei der Taufe ähnlich. Die uns eingeprägte Taufgnade ist in uns meist unsichtbar.

Wenn wir uns, unsere Seele, unser Leben ins Licht halten, dann wird unser Zugehörigsein zu Christus besonders sichtbar.

Das sind die ganz besonderen und beglückenden Erlebnisse in unserem Leben. Normalerweise wirkt die Taufgnade fast unsichtbar aber im Alltäglichen, im Schwierigen, im Dunklen und erhält uns seelisch am Leben. Und sie erhält uns immer als überaus wertvoll, gerade dann, wenn wir es nicht mehr spüren.

Sie ist wie ein besonderes Gütesiegel.

Für mich ist das Gesagte auch der entscheidende Grund für die Kindertaufe. Als ersten Satz in unserer Beziehung zu Gott bekommen wir zugesagt, dass wir willkommen und wertvoll sind, bevor wir überhaupt etwas tun oder leisten können.

Und dies gilt für Sie und für mich:

Gott nimmt diese Zusage, die er auf unser Lebensblatt eingeprägt hat, niemals zurück.

Amen.

Hinweis: Heute Abend um 20 Uhr ist Pater Kreitmeir auf Radio Horeb mit einer Standpunktsendung zum Thema „Der Seele eine Heimat geben“ zu hören.

Mehr Info’s dazu gibt’s HIER