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Pfarrer Björn Wagner: „Der Allerseelentag ist ein Tag des Gebetes“

Mit seinem Impuls zum heutigen Gedenktag „Allerseelen“ legt unser geistlicher Begleiter Pfarrer Björn Wagner seinen Fokus auf das Gebet als wesentlichen Bestandteil des Allerseelentages.

Anbei die Worte von Pfarrer Wagner:

„Bete mal für mich mit“ – das bekomme ich öfter zu hören. Zugegeben, ich denke mir nicht selten: „Bete doch selber!“ Ich mag es nicht, dass man geweihten Menschen nachsagt, sie hätten einen besonderen Draht nach oben. Mir kommt das sogar ein bisschen bigott vor – wir sind genauso begnadet oder gestört und haben Durchhänger wie andere auch. Wie auch immer, diejenigen, die sagen, man solle für sie beten, wissen höchstwahrscheinlich: Beten strengt an, beten kostet Energie und Einsatz, Beten fällt nicht vom Himmel.

Beten erdet nämlich und macht den, der betet, bodenständig. Denn gutes Gebet ist Ergebnis offener Augen und eingeübter Wachsamkeit.

Der Allerseelentag ist ein Tag des Gebetes. Wir beten für die, die nicht mehr unter uns sind; manche Menschen vermissen wir, etlichen trauern wir nach, mit einigen aber hätten wir noch reden sollen, weil da noch Dinge belasten. Da ist das Gebet eine gute Sache. Zumindest bei jenen, die hoffen, dass es ein Wiedersehen wirklich gibt – dass der Tod nur das vorletzte Wort hat.

Wir glauben, dass sich im Tod Leib und Seele scheiden; die Seele lebt und die, die den Leib nimmer haben, leben als „Arme Seelen“, als Heimgegangene unter uns – nur anders als gewohnt.

Das ist natürlich eine Aussage des Glaubens an das, was man Ewigkeit nennt oder „Ewiges Leben“. Dahinter steckt die Vorstellung, dass alles Sichtbare eine unsichtbare Seite hat:

Gefühle sieht man nicht, aber sie können den Leib überwältigen; Seelen sieht man nicht, aber man spürt ihre Kräfte, wenn man sie zulässt.

„Bete mal für mich“ – dieser Ruf aus dem Jenseits ist heute Thema des Tages. Ein Ruf, den Christen hören, die Gott mehr zutrauen, als die Zeit, die er uns auf dieser Welt lässt.

Nehmen wir uns vor, heute, an Allerseelen, für die Menschen zu beten, die wir mochten, denen wir dankbar sind, die wir lieben – nach wie vor; aber beten wir auch mal für die, die aus dem Leben gerissen wurden, die uns eine Last waren, zu denen wir nie einen Draht fanden.

In diesen Anliegen zu beten, machen wir uns nichts vor, strengt an. Aber die „Armen Seelen“ werden uns spätestens bei unserem Eintreffen in deren Sphäre sagen: „Danke, dass Du für mich gebetet hast – damals, an Allerseelen 2021!“

Amen.

 

Anbei das Lied „Schade, dass du gehen musst“ vom Liedermacher Reinhard Mey, das schön zum heutigen Allerseelentag passt – ein Lied in Gedenken an Menschen, die vorausgingen: