Pater Christoph Kreitmeir: „Die Zeit ist reif geworden für Gott“
In seiner Predigt am 4. Adventssonntag (Lesung: Jes, 7, 10-14; Evangelium: Mt 1, 18-24) betont unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir, dass wir Jesus nicht aus den Augen verlieren dürfen und vielmehr wieder neu lernen dürfen, uns nicht entmutigen zu lassen, sondern auf „Zeichen der Hoffnung“ in unserer Welt und Taten Gottes in unserem Leben zu achten.
Anbei die Worte der Predigt von Pater Kreitmeir als Audio-Datei und anschließend im Textformat:
Das Evangelium des vierten Adventsonntags erzählt uns von Josef, dem Bräutigam Mariens, wie er die Ereignisse um die Schwangerschaft seiner Verlobten und die Geburt des Messias erlebt hat. Zunächst muss auch für ihn, was ihm da zugemutet worden ist, ein bitterer Strich durch seine Lebenspläne gewesen sein. Menschlich betrachtet müssen die Ereignisse um die Geburt Jesu dem Josef tiefe Wunden zugefügt haben. Umso höher ist zu schätzen, wie er seinen Teil in der großen Geschichte Gottes mit ihm angenommen und ausgefüllt hat. Er hat angenommen, was menschlich nicht zu begreifen ist. Er konnte dies tun, weil er auf ein „Zeichen der Hoffnung“ hörte, welches ihm im Traum geschenkt wurde. Dieser Traum muss so deutlich gewesen sein, dass Josef die Kraft bekam, seine Liebe zu Maria nicht zu begraben, sondern sie zu erhöhen auf Gott und seine Pläne mit ihm, mit ihr und diesem besonderen Kind.
„Erbitte dir vom Herrn, deinem Gott, ein Zeichen …“, so hieß es in der Lesung aus dem Propheten Jesaja.
Kennen Sie dieses Gefühl, diesen Wunsch: ja, ich möchte von Gott ein Zeichen bekommen, ein Zeichen der Hoffnung, das mir Kraft zum Weitergehen gibt?
Ja, ich möchte ein Zeichen bekommen, ein Zeichen der Hoffnung, das mir, wenn alles so anders als gewünscht läuft, die innere Trotzdemkraft schenkt und einen langen Atem gibt.
In Beratungsgesprächen erlebe ich immer wieder, wie Menschen vor allem darunter leiden, dass ihre Lebenspläne durchkreuzt wurden, dass ihnen die Hoffnung auszugehen droht. Auch solche Menschen benötigen „Zeichen der Hoffnung“, „Zeichen des Trotzdem“. Sie suchen – wie wir es wohl alle tun – nach Kraftquellen und nach Vorbildern und Motivationsgebern.
„Erbitte dir vom Herrn, deinem Gott, ein Zeichen …“, so hieß es in der Lesung.
Gott schenkte Maria ein Zeichen, Gott schenkte Josef ein Zeichen. Beide waren fähig, auf Gottes Zeichen in ihren durchkreuzten Lebensplänen zu hören, sich darauf auszurichten … und wurden mit der Geburt des göttlichen Kindes beschenkt. Maria und Josef beschenkten durch dieses Kind die ganze Menschheit.
Wir dürfen dieses Kind nicht aus den Augen verlieren, wir dürfen immer wieder neu lernen, uns nicht entmutigen zu lassen, sondern auf „Zeichen der Hoffnung“ in unserer Welt und Taten Gottes in unserem Leben zu achten.
Die Beispiele von überaus Gott vertrauenden Menschen, die Beispiele des Josef und der hochschwangeren Maria helfen uns, auch unser Leben aus einem anderen Blickwinkel zu betrachten.
Der Glaube erlaubt uns, dass auch wir in unserem eigenen Leben nach der Handschrift Gottes suchen.
Er, Gott, vermag auch aus scheinbar aussichtslosen Schicksalswegen Heilsgeschichte zu machen. Gott schenkt uns immer wieder Zeichen aus seiner anderen Welt, die unsere Welt umgibt und nicht alleine lässt.
Vierter Advent – die Zeit ist reif geworden für Gott in unserer kalten Welt…
Der vierte Advent nähert sich dem Geheimnis der Geburt Jesu Christi in der Welt. Gott setzt einen großen Neuanfang – inmitten der Nacht, inmitten von Armut und Unklarheit über die Empfängnis und die Geburt des göttlichen Kindes. Das Kind, das in Maria heranwächst, ist nicht einfach die Fortsetzung der menschlichen Geschichte, sondern das Kind kommt ganz und gar aus Gott und ist mit ihm eins.
Vielleicht könnte dieser Gedanke unser bleibender Auftrag sein, den wir aus diesen wenigen Stunden zwischen Advent und Weihnachten mitnehmen in die kommenden Tage: In der Vielzahl der lauten Stimmen und Eindrücke, die uns Tag um Tag umgeben, hellhörig zu werden für die leisen Töne, mit denen Gott auch über Advent und Weihnachten hinaus unser Leben berühren möchte.
So wird das mit Leben erfüllt, was wir im Advent in der Einleitung zu den Wandlungsworten beten: „In Wahrheit ist es würdig und recht, dir Vater im Himmel zu danken und dein Erbarmen zu preisen. Denn schon leuchtet auf der Tag unserer Erlösung, und nahe ist die Zeit unseres Heiles, da der Retter kommt, unser Herr Jesus Christus…“ (Messbuch, Präfation vom Advent V)
Amen.
Eine kleine Einstimmung der Pop-Sängerin Nena zum vierten Advent:



