Pater Christoph Kreitmeir: „Jeder, der einem anderen gut tut, ist ein Mensch, der zu Jesus gehört“
In seiner Auslegung zur Sonntagslesung (Num 11, 25-29) und zum Sonntagsevangelium (Mk 9, 38-43.45.47-48) beschreibt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir eindrucksvoll das Drinnen und das Draußen der christlichen Gemeinschaft.
Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Text-Format:
Der Geist Gottes weht, wo er will. Diese Freiheit wollen wir Gott aber manchmal nur schwer zugestehen. Müsste Gott sich denn nicht an unsere Vorstellungen halten? Wie kann er nur Gutes und Wertvolles auch außerhalb unserer oft fest gefügten Gemeinschaften und Vorstellen erwecken und bewirken? ER KANN !
Die Lesung aus dem Alten Testament (Num 11, 25-29) zeigt uns das und v. a. die Äußerungen Jesu im heutigen Evangelium (Mk 9, 38-43.45.47-48) sprechen davon: „Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“ Diesen weiten und offenen Satz Jesu hat der hl. Augustinus 400 Jahre später kommentiert mit Worten, die es nicht weniger in sich haben: „Viele sind drinnen, die draußen sind, und viele sind draußen, die drinnen sind.“
Mit „Drinnen und Draußen“ können Sie ruhig auch das Drinnen und das Draußen in der kirchlichen Gemeinschaft verstehen.
Der kleine Dienst, das liebevolle Tun für andere rückt die von Draußen nach Drinnen. Für die Drinnen aber gelten strengere Maßstäbe. Jesus ist da heute in seinen Worten auch sehr radikal – sie haben es gehört. Da ist sogar von „Hölle“ die Rede. Dieser Hinweis auf die „Hölle“ ruft in Erinnerung, dass wir durchaus vor einer ernsten Entscheidung stehen.
Wir alle müssen einmal sterben, unser Leben ist endlich und einmalig und es kommt darauf an, welche Spuren wir in unserer Lebenszeit hinterlassen.
Da ist unser Glaube radikaler als der Glaube an Wiedergeburten. Nehmen wir das wirklich ernst?
Die Worte Jesu machen zugleich deutlich, dass der radikale Anruf zur Christusnachfolge nicht zu einer exklusiven und nicht selten auch intoleranten Einstellung führen darf. Andere, etwa Menschen anderer Konfessionen und Religionen, mögen unseren Glauben nicht teilen – doch Gott kann und will auch in ihnen zum Gelingen ihres Lebens und zum Heil verhelfen.
„Wer nicht gegen uns ist, der ist für uns.“ „Viele sind drinnen, die draußen sind, und viele sind draußen, die drinnen sind.“
So ist jeder, der einem anderen gut tut, egal ob er Christ ist oder nicht, ein Mensch, der zu Jesus gehört, ein sog. „anonymer Christ“ (Karl Rahner SJ).
Umgekehrt kann jemand, der sich ausdrücklich als zu Jesus gehörig bezeichnet, „draußen“ sein, wenn er nicht bereit ist, zu lieben, zu dienen oder barmherzig zu sein.
Am meisten „draußen“ aber sind jene, die die Kleinen, Schwachen und Einfachen von ihm wegzuführen versuchen. Da ist es besser, Beeinträchtigungen des eigenen Lebens in Kauf zu nehmen, wenn so das Böse vermieden werden kann. Jesus verwendet da ja sehr drastische Umschreibungen, wie wir im Evangelium gehört haben.
Jeder von uns weiß wohl am besten, was seine größte Gefährdung ist, die er besiegen muss, damit nicht sie ihn besiegt. Wer auf Jesus vertrauen lernt, sich für ihn entscheidet, dem wird von Jesus immer wieder geholfen werden, vom „Draußen“ nach „Drinnen“ zu kommen – nicht durch eigene Leistung, sondern durch die barmherzige Hilfe Gottes. Amen.
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