Pater Christoph Kreitmeir: „Gott offenbart sich als der treue Wegbegleiter“
Seine Predigt zum Dreifaltigkeitssonntag (Lesung: Röm 5, 1-5; Evangelium: Joh 16, 12-15) stellt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir unter die Überschrift „Drei in Eins“. Dabei ordnet er Hinweise im Alten und Neuen Testament und zu Glaubenslehren, um die Natur Gottes fassbar zu machen.
Anbei die Worte der Predigt von Pater Kreitmeir als Audio-Datei und anschließend im Textformat:
Am Anfang meiner Predigt ein kleines Bonmot, das ich diese Tage erleben durfte. Alle paar Monate darf ich mich mit einem verdienten Mitbruder in der Diözese, wo ich gerade als Klinikseelsorger arbeite, zu einem freundschaftlichen Austausch bei einem längeren Mittagessen in einer Wirtschaft treffen. Vor ein paar Tagen war es wieder so weit. Er, fast 85 Jahre alt und immer noch aktiv in der Seelsorge, bestellte sich einen Ochsenbraten und ich mir einen Schweinsbraten. Als uns das Gewünschte serviert wurde und wir auf seinem Teller drei Scheiben Ochsenbraten und auf meinem zwei Scheiben vom Schwein sahen, sagte er mit einem verschmitzten Lächeln: „Was für ein theologischer Hinweis. Bei mir die Dreifaltigkeit Gottes – Vater, Sohn und heiliger Geist – und bei dir die zwei Naturen Jesu Christi – wahrer Gott und wahrer Mensch zugleich.“ Ich schmunzelte und antwortete ihm: „Du hast drei dünne Scheiben und ich zwei dicke …“
Solche Gespräche sind dann weniger spirituell, sondern mehr lustig zu verstehen. Und es zeigt schon jetzt: Das Reden über Gott kann die Natur Gottes nie richtig einfangen. Wir Christen haben aber im Laufe der ersten Jahrhunderte viele Hinweise im Alten und Neuen Testament geordnet und zu Glaubenslehren zusammengefasst. Ich möchte hier nur ein paar wenige nennen.
In Gen 18, 1-15 empfängt Abraham nach orientalischer Sitte die drei fremden geheimnisvollen Besucher als ehrwürdige Gäste, fällt vor ihnen nieder und erkennt in ihnen den einen HERRN. Bereits die Kirchenväter der frühen christlichen Jahrhunderte sahen in dieser biblischen Erzählung eine erste Offenbarung der Dreifaltigkeit Gottes. Unsere uns bekannte Formel „Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“ geht auf Jesu Taufbefehl (Mt 28, 19) an seine Jünger zurück. In Joh 10, 30 sagt Jesus „Ich und der Vater sind eins“. Und in Joh 14, 26 hören wir, wie Jesus sagt: „Der Vater wird euch in meinem Namen den Helfer senden, der an meine Stelle tritt, den Heiligen Geist.“
Andere Versuche, sich dem Geheimnis Gottes in seiner Dreifaltigkeit anzunähern, gibt es in der bildlichen Darstellung. Patrick, der Nationalheilige Irlands verwendete z. B. ein Kleeblatt, das Shamrock. Es hat drei Blätter – und genauso stellt man sich ein Kleeblatt vor: drei einzelne Blätter, die fest verbunden an einem Stil eben ein typisches Kleeblatt ergeben. So wurde es zum Symbol für die Dreifaltigkeit.
Ein weiterer und für mich schlüssiger Versuch, Dreifaltigkeit oder Dreieinigkeit vorstellbar zu machen, ist der Vergleich mit Wasser: Chemisch als H2O bezeichnet, kann dieser Stoff in den völlig verschiedenen Aggregatszuständen Dampf, Wasser und Eis auftreten und ist doch immer H2O.
Doch egal, wie viele Vergleiche Menschen suchen, wie viele Beschreibungen schon entstanden sind und noch entstehen werden: Wir werden nicht in der Lage sein, das Wesen Gottes je ganz zu erfassen.
Trotz aller theologischen Erklärungsversuche ist noch längst nicht alles über Gott und seine Geschichte mit uns Menschen gesagt. Und das gilt nicht nur für uns Christen, das gilt für Juden, Moslems, Buddhisten, Hindus und Andersgläubige.
Eines ist für gläubige Menschen egal welcher Coleur aber sicher und unumstößlich:
Gott offenbart sich als der treue Wegbegleiter. Er ist in allen Wechselfällen des Lebens da, der „Ich-bin-da“.
Als Schöpfer und mütterlicher Vater, als Bruder, Weggefährte und Freund, der vor allem dem Leid einen tieferen Sinn verleiht und Gott als Kraft, Geist, Tröster und mutmachender Impulsgeber.
Die drei göttlichen Tugenden Glaube, Hoffnung und Liebe sind Gaben Gottes für den Glaubenden auf seinem Lebensweg. Auch sie sind Drei, so wie Gott als Dreifaltiger ein Vorbild für heile Beziehungen sein will.
Michael Lehmler, ein kath. Priester aus dem Erzbistum Köln, buchstabierte das Wort Dreifaltigkeit einmal auf spirituelle Weise durch. Diese Inspiration möchte ich gerne an Sie weiter geben (Messbuch 2025, Lesejahr C, Butzon und Bercker, S. 568):
DREIFALTIGKEIT
D u
R eißt die
E wigkeit auf –
I n dir ist
F reiheit und
A nkunft und
L iebe – ich
T raue dir
I mmer mehr –
G ottes
K ommunion und
E nergie und
I nteresse
T ragen uns
Amen.
Anbei das Kirchenlied „Gott ist dreifaltig einer“: