Pater Christoph Kreitmeir: „Gottvertrauen ist enorm wertvoll für unsere Ausgeglichenheit“
In seiner Auslegung zur Sonntagslesung (Phil 4, 4-7) und zum Sonntagsevangelium (Lk 3, 10-18) am 3. Advent (Gaudete) beschreibt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir wie die Reflexion der Frage „Wer weiß, wozu es gut ist?“ das eigene Leben Richtung Klarheit, Freude, Optimismus und Gottvertrauen neu ausrichten kann.
Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Text-Format:
Von dem folgenden Satz aus der Lesung hat der heutige Sonntag seinen Namen erhalten: „Gaudete – Freut euch!“ Paulus fordert im Brief an die Philipper auf: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit! Noch einmal sage ich: Freut euch!“
Freude kann doch nicht befohlen werden – wie geht das, sich freuen, wenn Freude echt und nicht nur hohler Spaß sein soll?
Als es mir vor vielen Jahren in Sachen Freude nicht so toll ging, nahm ich online an einem Lebensfreudekurs teil. Jede Woche bekam ich Impulse und Hilfen, die Freude in meinem Leben wieder neu zu entdecken und sie vor allem im Alltag einzuüben. Viele hilfreiche Tipps durfte ich da erlernen. Ein paar wenige möchte ich heute am 3. Adventsonntag mit dem Namen „Gaudete!“ – „Freut euch!“ an Sie weitergeben.
Grundsätzlich unterscheidet den Optimisten vom Pessimisten vor allem die Art und Weise, wie er das Leben wahrnimmt.
Wie wir etwas ansehen bestimmt, wie wir uns dann fühlen.
Der Optimist lenkt den Fokus seiner Wahrnehmung trotz aller gegenteiligen Erfahrungen auf das Gute im Leben. Das, womit wir uns beschäftigen, verändert nämlich unsere Wahrnehmung, unser Denken und unser Fühlen.
Die Reflexion der Frage „Wer weiß, wozu es gut ist?“ kann dabei helfen, neue innere Einstellungen zu trainieren, die das eigene Leben Richtung Klarheit, Freude, Optimismus und Gottvertrauen neu ausrichten.
„Wer weiß, wozu es gut ist?“
Wenn Sie sich diese Frage zu eigen machen und sie verinnerlichen, werden Sie mit der Zeit wesentlich gelassener und optimistischer durch die Welt gehen, denn Sie gehen immer davon aus, dass Ihnen das, was passiert, auf die eine oder andere Art nützen könnte, auch wenn Sie jetzt vielleicht noch nicht verstehen, wie.
„Egal, was passiert, es wird seinen Sinn haben, und ich werde daraus etwas lernen.“
Wer Biografien von bekannten Menschen liest, der wird erkennen: Krisen und schmerzhafte Erlebnisse stellen sich im Nachhinein betrachtet sehr oft bei diesen Menschen als Geschenk heraus. Sie zwingen einen positiv denkenden Menschen nämlich, wichtige Themen anzugehen, die man sonst nicht angegangen wäre. Eine Krise nötigt einen, eine bestimmte Erfahrung zu machen, die sich – auch wenn sie schmerzvoll war – später als wichtig und wertvoll herausstellt. Und eine Krise kann einem die Augen öffnen und den Blick auf das Wesentliche wieder zurechtrücken.
Religiöse Menschen nennen diese Einstellung auch Gottvertrauen, und diese Art von Vertrauen ist enorm wertvoll für unsere Ausgeglichenheit.
Paulus meinte das wohl auch, wenn er sagte: „Freut euch im Herrn zu jeder Zeit!“ Der Blick auf Gott schenkt Gottvertrauen und fördert – trotz allem – das Grundgefühl der Freude.
„Egal, was passiert, ich komme irgendwie damit klar.“
Was uns Menschen das Leben manchmal schwermacht, ist die unklare Angst, mit schmerzhaften Ereignissen, wie zum Beispiel dem Verlust der Arbeit, der Gesundheit oder eines Menschen nicht klarzukommen. In der Realität kommen wir Menschen ABER mit den allermeisten Dingen irgendwie klar.
Menschen können sogar früher oder später schwerste Verluste verarbeiten, wenn Sie Hoffnung darüber hinaus haben.
Schlimme Dinge passieren, und wir kommen irgendwann irgendwie damit klar, auch wenn es nicht einfach ist und oft eine lange Zeit braucht. Gläubigen Menschen gelingt dies tiefgreifender als nichtgläubigen.
Wichtig ist und bleibt, immer wieder den Fokus auf das Gelingende zu richten, dann wächst nicht nur Hoffnung, Grundvertrauen ins Leben und Gottvertrauen, noch mehr: Dann nistet sich eine Freude in unsere Seele ein, die unzerstörbar ist.
Wer weiß, wozu es gut ist? – Es wird einen Sinn haben. – Ich komme mit dem Blick auf Gott damit klar und verliere gerade deshalb nie den Blick einer tiefen Lebensfreude. Amen.
Tipp zu Weihnachten:
Kürzlich ist das neue Buch von Pater Christoph Kreitmeir „Zuversicht in schwerer Zeit“ im Benno-Verlag erschienen. Mehr Infos zu diesem Buch gibt es unter folgendem Link:
Musikalische Inspiration zum 3. Advent – Gaudete! (Freuet euch allezeit!)