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Pater Christoph Kreitmeir: „Jesus aufnehmen heißt nicht abstumpfen, nicht leer und kraftlos werden“

In seiner Auslegung zur Sonntagslesung (Gen 18, 1-10), die von Abraham berichtet, und zum Sonntagsevangelium (Lukas 10,38-42), das die Geschichte der beiden unterschiedlichen Schwestern Marta und Maria erzählt, geht unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir großen existenziellen Fragen nach wie „Worauf kommt es in unserem Leben an? Was ist das wirklich Wichtige bei all unserem Tun? Wie finde ich zum Wesentlichen in meinem Leben und wie kann ich es verwirklichen?“.

Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Textformat:

 

 

„Worauf kommt es in unserem Leben an? Was ist das wirklich Wichtige bei all unserem Tun? Wie finde ich zum Wesentlichen in meinem Leben und wie kann ich es verwirklichen?“

Vielleicht kennen Sie solche Sätze, solche Fragen? Ich kenne sie sehr gut und das schon lange …

Normalerweise bin ich ein Mensch, der realistisch ans Leben herangeht, der schaut, was möglich ist und es dann mit Phantasie, Fleiß und Ausdauer umsetzt. Nur …, manchmal geht mir da der Brennstoff aus, manchmal spüre ich, dass all das Tun zwar etwas bewirkt, mich im Inneren aber nicht nährt. Und da brennt dann eine Sehnsucht in mir, dass es doch noch etwas anderes geben muss, etwas, was von alleine in mir die Quellen der Kraft zum Sprudeln bringt, etwas, das mich nicht „ausbrennen“ lässt, etwas, was meine eigentliche Energiequelle ist.

„In jener Zeit kam Jesus in ein Dorf und eine Frau namens Marta nahm ihn freundlich auf. Sie hatte eine Schwester, die Maria hieß.“

Manchmal ist es an der Zeit, JESUS, den menschgewordenen Gott, freundlich bei mir und meiner Schwester aufzunehmen. Bei mir und meiner Schwester …, damit meine ich: bei mir, dem Aktiven, dessen Seelenschwester, die Hörende, die Staunende, die Offene ist.

Manchmal ist es an der Zeit, sich durch besondere Begegnungen mit neuer Nahrung für Seele, Körper und Geist zu nähren.

Manchmal? Ich glaube: immer wieder, damit ich nicht verhungere, nicht verdurste, nicht verblöde, nicht abstumpfe, nicht leer und kraftlos werde.

Unser Leben spielt sich meistens in zwei Bereichen ab: im äußeren Bereich, in dem wir handeln und schaffen, wirken und Leistung bringen, und im inneren Bereich, in dem uns Sehnsüchte, Visionen und Wünsche locken, in dem wir einfach nur sind, in dem Wichtiges im Stillen wächst. Beide Bereiche gehören zusammen, beide sind aufeinander angewiesen und keiner dieser beiden Bereiche darf vergessen und vernachlässigt werden. Keiner dieser Bereiche wird im heutigen Evangelium abgewertet. Aber …

… Aber Jesus will zu der Einsicht führen, den Blick auf das Wesentliche, auf das „eine Notwendige“ zu richten und nicht an der Oberfläche haften zu bleiben.

Schon Abraham, der „Vater aller Glaubenden“ – wir haben es in der Lesung (Gen 18, 1-10) gehört – saß zur Zeit der Mittagshitze am Zelteingang und war offen genug, GOTT begegnen zu können: „Er blickte auf und sah vor sich drei Männer – ein Sinnbild für eine Gottesbegegnung – stehen und lud sie zu sich ein.“ Er lud sie ein, ihn in seinem Leben zu besuchen und ihn dadurch zu bereichern.

Mittagshitze … Sinnbild für drückende Schwüle (in diesen Tagen von uns sehr gut nachzuvollziehen) – da will man seine Ruhe, da zieht man sich zurück und ist selten offen für Begegnung … kocht sein eigenes Süppchen, das aber nicht wirklich nährt …

Abraham und JESUS – zwei Personen, die uns zeigen wollen, dass GOTT schon immer unterwegs ist, uns zu besuchen, uns zu bereichern, uns aus unserem Alltagstrott, der Mittagshitze, des geschäftigen Tuns zu befreien, zu befreien zum Wesentlichen.

Unser Tun braucht immer wieder die Rückbesinnung auf seinen Ursprung: auf die Quelle der Kraft, die in unserem Inneren sprudelt und in der GOTT wohnt. Die Weisheit Gottes ist es, den richtigen Zeitpunkt und das rechte Verhältnis zwischen Hören und Handeln, zwischen MARIA und MARTA in uns zu finden und das eine mit dem anderen im eigenen Leben in Einklang zu bringen.

In Einklang bringen lassen … durch Gottes Besuche bei uns. Dann werden die Missklänge im Inneren unserer Seele leiser und die Missklänge in unserem Denken, in unseren Worten und Taten harmonischer.

Mehr Zeit für das Wesentliche, das wünsche ich Ihnen von Herzen. Wie sagt JESUS heute so schön: „Marta, Marta, du machst dir viele Sorgen und Mühen. Aber nur eines ist notwendig. Maria hat das Bessere gewählt, das soll ihr nicht genommen werden.“ Amen.

Hinweis: Pater Kreitmeir ist am heutigen Sonntag auch mit einem Impuls in der Rubrik „Ausgelegt“ auf katholisch.de.

Mehr dazu gibt’s HIER

Anbei der Link zu unserem gestrigen Artikel über Philipp Mickenbecker, dessen Umgang mit Leid die Predigtworte von Pater Kreitmeir schön zum Nachklingen bringen:

BILD schreibt zur Doku über Philipp Mickenbecker: „Vielleicht hatte Gott ja genau diese Doku im Sinn“ – PromisGlauben