Foto: PromisGlauben e.V. (im Bild: Pater Peter Uzor in St. Marien Sonnefeld)

Pater Peter Uzor: „Zuhause bei Jesus ist es doch am schönsten“

Am heutigen Sonntag feierte unser geistlicher Begleiter Pater Peter Uzor in der St. Marien Kirche im oberfränkischen Sonnefeld zum ersten Mal seit vielen Wochen wieder Gottesdienst, der in Corona-Zeiten in außergewöhnlicher Atmosphäre stattfand. In seiner Auslegung zum heutigen Sonntagsevangelium (Joh 14,1-12) ging Pater Peter auf das großartige Bild Jesu von den himmlischen Wohnungen ein.

Hier die Worte seiner Predigt:

„Zuhause ist es doch am schönsten!“ 

Sie alle haben diesen Spruch schon einmal gehört, aber die Bedeutung von „Zuhause sein“ geht ja weit über die eigenen vier Wände hinaus. Ist das Zuhause die eigene Wohnung? Ist es ein wohliges Gefühl? Oder sind es die Menschen, die dieses Gefühl von Geborgenheit vermitteln? Was bedeutet „Zuahuse sein“ für Sie?

„Zuhause“ ist ein großes Wort. Es vermittelt ein Gefühl von Geborgenheit und Liebe.

Das Wort „Geborgenheit“ ist in kaum eine andere Sprache übersetzbar. Es drückt Nähe, Wärme und Sicherheit aus. Laut einer Umfrage eines großen schwedischen Möbelhauses verbinden allerdings nur sieben Prozent der Befragten Zuhause mit einem spezifischen Ort. Das Zuhause umfasst auch die Umgebung, die Nachbarschaft und die Menschen. Außerdem gaben 41 Prozent der Befragten an, ihr Zuhause bewusst zu genießen und bei 69 Prozent löst allein der Gedanke an ihr Zuhause schon ein Gefühl der Ruhe aus. Zudem verbinden die Mehrheit der Befragten Gefühle wie Stolz, Freude und Entspannung mit ihrem eigenen Zuhause.

Sind Sie schon einmal umgezogen? Haben Sie schon einmal Ihr schönes Zuhause verlassen (müssen)? Weil Sie anderswo eine gute Arbeit und einen größeren Wohnraum für sich und Ihre Familie gefunden haben? Weil Sie Ihre große Liebe getroffen haben und unbedingt zu ihr ziehen wollten? Oder weil Sie ihre bisherige Wohnung aufgrund Ihres Alters und den damit verbundenen Einschränkungen aufgeben und sich kleiner setzen mussten?

Ein Umzug bedeutet ja nicht nur, die eigenen vier Wände, in denen man (lange) gewohnt hat, zurückzulassen, sondern vor allem die Menschen, die Heimat und Geborgenheit vermittelt haben.

Ein Umzug bedeutet mehr, als „nur“ die Wohnungseinrichtung in Kisten zu packen und an einen anderen Ort zu transportieren oder transportieren zu lassen.

Ein Umzug heißt auch: Menschen und Orte zurückzulassen, die einem ans Herz gewachsen sind.

Jeder Umzug ist deshalb auch begleitet von Trauer und Schmerz, von Abschied und Zurücklassen. Er macht Druck und Bauschmerzen, Sorge und Angst. Das alles betrifft nicht nur die praktischen Fragen, also ob alles gut geht, ob die wertvollen Einrichtungsgegenstände keinen Schaden nehmen, ob die Möbel auch rechtzeitig angeliefert werden oder ob die Wohnung zum vereinbarten Zeitpunkt auch wirklich fertig ist. Das kommt auch daher, weil man nicht weiß, wie alles an der neuen Stätte sich entwickeln wird: Werde ich gute Nachbarn haben? Werden meine Kinder in der Schule schnell den Anschluss finden? Nehmen die neuen Arbeitskollegen mich in ihr Team auf?

Jesus spricht im heutigen Evangelium nicht ausdrücklich, sondern indirekt vom Umziehen. Er vergleicht das Sterben, den Tod eines Menschen mit einem Umzug.

Die Jünger fühlen sich durch seinen Fortgang, seinen bevorstehenden Tod, allein gelassen. Jesus tröstet sie und sagt: „Euer Herz lasse sich nicht verwirren. Glaubt an Gott und glaubt an mich“ (Joh 14,1). Und er stellt ihnen ein neues Zuhause in Aussicht: „Im Haus meines Vaters gibt es viele Wohnungen. Wenn es nicht so wäre, hätte ich euch dann gesagt: Ich gehe, um einen Platz für euch vorzubereiten? Wenn ich gegangen bin und einen Platz für euch vorbereitet habe, komme ich wieder und werde euch zu mir holen, damit auch ihr dort seid, wo ich bin“ (Joh 14,2 f.).

Ich finde das Bild Jesu von den himmlischen Wohnungen großartig. Es zeugt für mich von seiner großen Menschenkenntnis.

Jesus weiß offensichtlich ganz genau, dass ein Wohnungswechsel für uns Menschen absolut nichts Schönes ist. Er weiß darum, dass so etwas Druck und Bauchschmerzen, Angst und Sorgen bereitet.

Und wenn Jesus vom Sterben im Bild vom Umzug spricht, dann nimmt er offensichtlich ganz deutlich zur Kenntnis, dass wir Angst haben, dass unser Sterben uns unser Tod uns Angst macht.

Jesus weiß sehr wohl darum, dass auch für den Christen der Tod eine schaurige, ja grausige Sache ist, ein unangenehmes und schreckliches Erleben.

Es stimmt also nicht, wenn manche sagen, Christen müssten doch freudig auf ihren Tod zugehen. Sie haben schließlich eine Hoffnung, und sie müssten sich deshalb doch auf das Jenseits freuen, sie dürften deshalb keine Angst vor dem Sterben haben. Das stimmt ganz offensichtlich nicht!

Jesus weiß darum, was Sterben für uns Menschen bedeutet.

Um diese dauerhafte Hausgemeinschaft als Sinnbild für das ewige Leben bei Gott geht es in unserem heutigen Evangelium. 

Der Evangelist Johannes gibt hier eine bildhafte Antwort auf die Frage, die er in der Erzählung von der Erweckung des Lazarus aufgeworfen hatte: Wie sieht das ewige Leben bei Gott aus für die Seinen , wenn sie sterben? Er sagt es so:

In der Zukunft wird sich ein für alle Mal vollenden, was die Glaubenden bereits jetzt im Zusammensein mit Jesus erfahren: die Begegnung mit Gott

Jesus und die, die an ihn glauben, werden im Haus des Vaters für immer beieinander sein. „Wo ich bin, werdet auch ihr sein“ (vgl. Joh 14,3).

Der Evangelist Johannes hatte schon zuvor das Leben bei Gott als eine große Hausgemeinschaft vor Augen gestellt.

Er hat gegenübergestellt den „Sklaven“ und den „Sohn“: Der Sklave bleibt, im Gegensatz zu Jesus und den von ihm Befreiten (vgl. Joh 8,36), nicht für immer im Haus; er muss es irgendwann einmal verlassen. Der „Sohn“ und das Erbe aber kann bleiben (vgl. Joh 8,35).

„Zuhause ist es doch am schönsten!“ – so könnten wir im Hinblick auf das heutige Evangelium sagen und hinzufügen:

„Zuhause bei Jesus ist es doch am schönsten!“

Er schenkt uns die Zuversicht, dass wir erwartet und willkommen sind, wenn wir unsere irdische Wohnung einmal verlassen müssen. Eine solche Aussicht kann unserer Sorge und Angst vor dem letzten Umzug das Bedrohliche nehmen!

Amen.