Pfarrer Christoph Kreitmeir: „Angst macht eng – der Heilige Geist macht weit“
In seiner Auslegung zur Lesung (Apg 10, 34-35.42-48a) und zum Evangelium (Joh 15, 26-16, 3.12-15) am Pfingstmontag richtet unser geistlicher Begleiter Pfarrer Christoph Kreitmeir nochmals eine ganz andere Sicht auf Pfingsten.
Hier die Worte seiner Predigt
Es ist schon interessant, was Petrus ganz offen in der Lesung gesagt hat: „Jetzt begreife ich …“ Also, erst jetzt begreift er, er wusste also nicht schon immer Bescheid, denn er hatte doch so ganz andere Vorstellungen von …
… Jesus
… der Nachfolge von ihm
… dem Reich Gottes
… seiner eigenen Zukunft
Das kennen wir wohl auch alle und erfahren im Laufe des Lebens, dass es, das Leben, eben kein Wunschkonzert ist. Du rufst bei Gott an, bestellst dies und das und dann bekommst es frei Haus geliefert. Nee, is nich …
Petrus lässt sich im Laufe seiner Reifung in der Nachfolge Jesu immer wieder auf Ungewohntes ein, denn nichts bleibt, wie es war.
Die wahre Lebenskunst und der Weg zur Weisheit geht über eine innere und äußere Flexibilität, ein sich immer wieder neu auf die Gegebenheiten einstellen.
Petrus lässt sich von Gottes Führung im Traum und vom Wirken des Hl. Geistes überzeugen und geht mutig voran. Darin ist er seelisch verwandt mit Maria, die es genauso machte. Deshalb passt es sehr gut, dass der 1. Juni auch der Gedenktag „Maria, Mutter der Kirche“ ist. Dieses Gedenken wurde von PP. Franziskus der Weltkirche ans Herz gelegt.
DENN, wer eine dem Hl. Geist gegenüber vertrauende Einstellung zum Leben hat, dem wird alles, auch das Schwere und das sehr Schwere zum Guten gereichen.
Angst macht eng – der Hl. Geist macht weit.
Angst macht feige – der Hl. Geist schenkt Mut.
Angst ist fast immer ein schlechter Berater – der Hl. Geist ist der Paraklet, der Tröster, der gute Berater.
Angst macht klein – der Hl. Geist lässt uns wachsen.
Angst macht hitzig und unruhig – der Hl. Geist kühlt das Gemüt und beruhigt die Gesinnung.
Angst macht krank – der Hl. Geist schenkt ganzheitliche Gesundheit für Geist, Seele und Leib … und, wenn doch nicht nach Wunsch, dann doch in Form einer Änderung unserer Einstellung zum Problem.
Angst verdunkelt den Blick und das Gemüt – der Hl. Geist erhellt und verschönert.
Angst verhärtet Nacken, Muskeln und den Charakter – der Hl. Geist lockert auf, entspannt und weitet.
Angst macht kurzatmig und schwach – der Hl. Geist ist Lebensatem, der Frische nicht nur in unsere Lungen bringt.
An Pfingsten erfährt die Geschichte von Jesu Wirken, Leiden, Sterben, Auferstehung und Himmelfahrt seine Erfüllung. Durch die Aussendung des Hl. Geist auf alle Geschöpfe wird seine Lebens-, Leidens- und Liebesgeschichte nicht nur für einen kleinen Kreis erfahrbar und wirksam, durch den Hl. Geist weitet sich dieses erlösende Geschehen auf die ganze Welt und für alle Zeiten aus.
Wer dem Hl. Geist in seinem Leben traut, der wird erfahren, dass auch seine eigene Lebens-, Leidens- und Liebesgeschichte, sein Auf und Ab, sein Ringen um Sinn und mit Gott einen tieferen Sinn hat und sich alles in neuen und neu verstehbaren Zusammenhängen mit neuem Leben erfüllt.
„Jetzt begreife ich …“, so sagte Petrus.
„Jetzt begreife ich …“, so können auch wir in dieses Erkenntnisgeschehen hineinwachsen, wenn wir dem Hl. Geist vertrauen lernen. Zu ihm wollen wir jetzt mit den altbekannten und höchst aktuellen Worten aus dem 13. Jahrhundert beten:
Komm herab o Heiliger Geist, der die finstre Nacht zerreißt
Komm herab, o Heil’ger Geist,
der die finstre Nacht zerreißt,
strahle Licht in diese Welt.
Komm, der alle Armen liebt,
komm, der gute Gaben gibt,
komm, der jedes Herz erhellt.
Höchster Tröster in der Zeit,
Gast, der Herz und Sinn erfreut,
köstlich Labsal in der Not.
In der Unrast schenkst du Ruh,
hauchst in Hitze Kühlung zu,
spendest Trost in Leid und Tod.
Komm, o du glückselig Licht,
fülle Herz und Angesicht,
dring bis auf der Seele Grund.
Ohne dein lebendig Wehn
kann im Menschen nichts bestehn,
kann nichts heil sein noch gesund.
Was befleckt ist, wasche rein,
Dürrem gieße Leben ein,
heile du, wo Krankheit quält.
Wärme du, was kalt und hart,
löse, was in sich erstarrt,
lenke, was den Weg verfehlt.
Gib dem Volk, das dir vertraut,
das auf deine Hilfe baut,
deine Gaben zum Geleit.
Lass es in der Zeit bestehn,
deines Heils Vollendung sehn
und der Freuden Ewigkeit. Amen. Halleluja.
Hier eine sehr schöne Vertonung des Gebets zum Heiligen Geist durch das Gebetshaus Augsburg feat. Veronika Lohmer: