Pfarrer Christoph Kreitmeir: „Der Stern über dem Stall von Bethlehem ist ein Zeichen des Trostes“

Zum heutigen Fest der Erscheinung des Herrn – Hl. Dreikönig, das neben Weihnachten das 2. Hauptfest der Weihnachtszeit ist und für  die orthodoxen Christen sogar das eigentliche Weihnachtsfest darstellt, geht unser geistlicher Begleiter Pfarrer Christoph Kreitmeir, folgendem Gedanken nach:

„Gold, Weihrauch und Myrrhe waren die Gaben der drei Könige. Was ist eigentlich aus dem Gold geworden, das frage ich mich schon lange und möchte dieser und anderen Fragen in der Predigt etwas nachgehen.“

Hier die Worte seiner Predigt (Erste Lesung: Jes 60, 1-6; Zweite Lesung: Eph 3, 2-3a.5-6; Evangelium: Mt 2, 1-12):

Wir alle wissen von Kindesbeinen an, dass die heiligen drei Könige, die auch die Weisen aus dem Morgenland oder sogar Sterndeuter genannt werden, Jesus und seinen Eltern Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenke mitgebracht hatten. Das hatte alles auch eine tiefere Bedeutung … , auf die ich jetzt mal nicht eingehen möchte.

Zu Beginn des neuen Jahres machen sehr viele Menschen, weil sie etwas Zeit haben, ihre Steuererklärung, bis ihnen die Finger und der Rücken wehtun. Deshalb frage ich mich mal ganz materiell gesinnt:

Was ist eigentlich aus dem Gold geworden, das die Könige mitgebracht hatten?

Das muss ja nicht wenig wert gewesen sein…
Kundige Stimmen meinen, dass es überlebensnotwendig für die junge Familie geworden war, weil sie ja vor den Tötungsabsichten des König Herodes nach Ägypten fliehen mussten. Maria, Josef und Jesus waren bis zum Tode Herodes´ in Ägypten und das war sicherlich nicht billig.

Eine für mich schönere Antwort auf diese Frage, wo das Gold geblieben ist, verdanke ich dem Pfarrer und Erfinder von „Simplify your life“, Werner Tiki Küstenmacher. Er sagt: „Maria hat das Goldgeschenk (und vielleicht auch die beiden anderen Gaben) sorgsam aufbewahrt und in ihrem Haus versteckt. Ab und zu hat sie es ihrem größer werdenden Sohn gezeigt und ihm erzählt von den besonderen Umständen seiner Geburt und seiner besonderen Aufgabe. So etwas gibt es bis heute in vielen Familien: materielle Erinnerungsstücke, die eine wichtige nichtmaterielle Botschaft speichern für die Nachwelt.“ (Das Gold der Könige. Das Christfest als Einladung zum JesusLuxus, in: Publik-Forum Extra: Weihnachten 6/09, 32)

Und genau um solch nichtmateriellen Botschaften geht es mir heute vor allem in meiner Predigt zu Dreikönig.

Im letzten Satz des heutigen Evangeliums heißt es: „Weil ihnen aber im Traum geboten wurde, nicht zu Herodes zurückzukehren, zogen sie auf einem anderen Weg heim in ihr Land.“

Und das geschah sicherlich nicht schweigend nach all dem, was sie erlebt hatten. Vielleicht tauschten sie sich auch darüber aus, dass es gar nicht so selbstverständlich war, durchzuhalten, nicht aufzugeben, die so ganz andere Begegnung mit dem so ganz anderen König richtig einzuordnen, die Erfahrungen mit Herodes zu verarbeiten und sich dabei nicht täuschen oder hinter´s Licht führen zu lassen …

Und schon sind wir wieder bei uns und unserem Leben: Ist es nicht auch bei uns so: Wenn die Dinge nicht so laufen, wie wir wollen oder wir es uns vorgestellt hatten, geraten wir dann nicht relativ häufig und schnell in die Versuchung enttäuscht zu sein und aufzugeben.

Dabei ist es so wichtig, immer wieder bestimmte Fixpunkte – Sterne – in so mancher Dunkelheit vor Augen zu haben, damit man die Orientierung nicht aus den Augen verliert und Durchhaltekraft bekommt. Denn, wie schnell kann es Nacht in unserem Leben werden: Da wirft mich eine Krankheit aus der Bahn, irgen­detwas macht mir schwer zu schaffen, ich gerate in eine Krise, ich muss einen Schicksalsschlag erleiden …

Was lässt mich dann durchhalten? Weiß ich dann, welches Vertrauen, welche Hoffnung mich tragen und auf welche Menschen ich dann bauen kann?

Ist mein Glaube für mich so etwas wie ein Stern, nach dem ich mich richten kann, wenn es für mich dun­kel wird?

Dieser so ganz andere König, für den die Sterndeuter sich auf den Weg gemacht hatten, wurde in einem Stall geboren – Gott sei Dank!

Das ist eine wirklich gute Botschaft, gerade für jene Menschen, die sich eher im armseligen Stall von Bethlehem wiederfinden als im schmucken Palast von Jerusalem.

Da, wo ich mich im Dunkeln erlebe, genau da leuchtet mir der Stern. Genau da ist Gott. Er gibt mir die Kraft durchzuhalten, und auf hellere Tage zu hoffen.

Der Stern über dem Stall von Bethlehem ist ein Zeichen des Trostes: Kein Mensch ist von Gott vergessen!

Und es ist ein Zeichen der Zuversicht: Jedes Leben liegt in Gottes guten Händen.
Seit Weihnachten gibt es nichts auf dieser Welt, was Gott fremd wäre.
Seit Weihnachten bin ich von Gott verstanden – in al­lem, nicht nur in meinen guten und starken Seiten. Und das lässt mich immer von neuem hoffen … und weitergehen … und ankommen … Amen.

 

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