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Pfarrer Christoph Kreitmeir: „Jesus will, dass jeder das werden kann, wozu er geboren wurde“

In seiner Auslegung des Evangeliums zum heutigen Christkönigssonntag (Lk 23,35-43) geht unser geistlicher Begleiter Pfarrer Christoph Kreitmeir darauf ein, was Jesus als wahrer König der Herzen und Seelen den Menschen näher bringen kann.

 

Hie die Worte seiner Predigt:

Wenn ich diese Szene der Verspottung Jesu sogar noch am Kreuz lese oder höre, dann geht sie mir immer wieder und immer noch nahe und wirklich unter die Haut.

Was sind das nur für Menschen, die jemanden verspotten, der unter größten Schmerzen sich nicht wehren kann, die auf jemanden eintreten, der am Boden liegt. Jesus hat nichts verbrochen und wird wie der schlimmste Verbrecher behandelt und obendrein auch noch verhöhnt: „Bist du nicht der Messias? Dann hilf dir selbst und auch uns!“

Sein ganzes Wesen war es ja, anderen zu helfen, sie zu heilen, mit neuem Mut zu erfüllen, ihre gebeugten Seelen aufzurichten. Einer, der anders als andere sich nicht über sie stellt oder bei jeder Gelegenheit heraushängen lässt, wie toll er doch ist.

Jesus ist jemand mit echter Königswürde aus tiefer reiner Seele und deshalb gilt es am Ende des Kirchenjahres beim Christkönigsfest genau dies heraus zu stellen: Jesus ist der wahre König der Herzen und Seelen, der nicht will, dass Menschen sich im Wettstreit und Konkurrenzkampf das Wasser abgraben und die Lebensgrundlagen entziehen. Er will, dass jede und jeder nach besten Kräften das werden kann, wozu er geboren wurde: Er selbst, sie selbst, DU selbst!

Dazu ist Jesus gekommen. Er sagte zu Pilatus, der ihn dann aus Feigheit vor dem Volk zum Tode verurteilte: „Du sagst es, ich bin ein König. Ich bin dazu geboren und in die Welt gekommen, dass ich für die Wahrheit Zeugnis ablege. Jeder, der aus der Wahrheit ist, hört auf meine Stimme.“ (Joh 18, 37)

Der durch seine Aussage berühmt gewordene gerechte Schächer, der neben Jesus gekreuzigt wurde und in seinem eigenen Todeskampf erkannte, welch ein besonderer Mensch da neben ihm hing, war aus der Wahrheit trotz all seiner Fehler, hörte die Stimme des Befreiers und wurde durch unglaublich erlösende Worte Jesu mit ewigem Leben belohnt: „Amen, ich sage dir: Heute noch wirst du mit mir im Paradies sein.“

Bei solchen Worten wird man ganz still, denn man merkt, dass es hier um Außergewöhnliches, um Heiliges geht.

Auf eine ähnlich befreiende Stimme wollen wir nun hören, wenn wir einer indischen Parabel lauschen, die von einer ähnlich befreienden Einstellung und Haltung eines Königs erzählt, wie wir sie von unserem Christ-König kennen, schätzen, lieben und daraus leben:

„Der Garten des Königs“ 

Vor langer Zeit, als die Menschen die Sprache der Bäume und Blumen noch vernahmen, lebte einmal ein König. Dieser liebte seinen Garten über alles. Prächtige Pflanzen wuchsen darin: Mächtige Tannen, fruchtende Weinstöcke, Rosen in vielen Formen und Wildblumen aller Art. Jeden Tag ging der König in seinem Garten spazieren, ruhte im Schatten der großen Eiche, atmete den Duft der Rosen und strich mit seinen Füßen über Vergissmeinnicht und Veilchen. Eines Tages jedoch betrat der König seinen Garten und was sah er: Alle Bäume, Blumen und Kräuter ließen ihre Äste und Blütenköpfe hängen.

Die Eiche war schon ganz dürr, die Rose ließ ihre Blätter fallen und der Weinstock war am Sterben.

Erschrocken trat der König von einer Pflanze zur nächsten und fragte nach ihrem Leid und was musste er hören? Die Eiche ließ ihre Blätter verdorren, weil sie nicht so groß sein konnte wie die Tanne. Die Tanne jedoch wollte sterben, weil sie keine Früchte tragen konnte wie der Weinstock.

Der Weinstock hatte seinen Lebenssaft aufgegeben, weil er nicht duften konnte wie die Rose. Ein Anblick des Jammers war der ganze Garten. Nur mittendrin blühte ein Blümchen munter vor sich hin.

Der König trat näher und erkannte das wilde Stiefmütterchen, das seine frischerblühte Knospe der Sonne entgegenstreckte. Der König wunderte sich und fragte das Blümchen:

„Wie kann es sein, dass Du als einzige Blume frisch und lebendig bist, während die anderen Pflanzen darben und dem Tode nahe sind?“

Da sprach das wilde Stiefmütterchen: „O König, ich dachte mir, dass, als Du mich pflanztest, du ein wildes Stiefmütterchen haben wolltest, ansonsten hättest Du eine Eiche, eine Tanne oder eine Rose gepflanzt. Also versuche ich nach besten Kräften zu sein, was ich bin.“

Der König vernahm diese Worte und gab sie an die Bäume, Sträucher und Blumen weiter – der Wind blies und trug sie bis hierher.

(Quelle: gabriella-erzaehlt.de)

… damit auch wir nach besten Kräften zu sein versuchen, was wir sind und dabei auch die erlösende Stimme der Wahrheit von Gott ausgehend hören, die der heilige Geist immer wieder zu uns herüber bläst. Amen.

 

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