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Pfarrer Kreitmeir: „Entschiedenheit ist das Gegenteil von Aufschieberitis – Das sehen wir an Jesus“

In seiner Auslegung des heutigen Sonntagsevangeliums (Lk 9, 51-62) geht unser geistlicher Begleiter Pfarrer Christoph Kreitmeir auf die Entschiedenheit ein, die Jesus von seinen Nachfolgern einfordert und die im Anpacken von Wichtigem wirklich gebraucht wird. Dabei gibt Pfarrer Kreitmeir auch Tipps für ein entschiedenes Leben.

Hier die Worte seiner Predigt:

Wissen Sie was Prokrastination ist?

Hä, was will er? Noch nie gehört! Und, was hat dieses komische Wort überhaupt mit dem heutigen Evangelium zu tun?

Sehr viel, sage ich Ihnen, denn das schwere P-Wort bedeutet so viel wie „Aufschieberitis“. Kennen Sie nicht? Doch, kennen Sie! Jeder und jede kennt die Tendenz, vor allem Unangenehmes aufzuschieben, am liebsten bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag.

Im heutigen Evangelium hören wir von der Entschiedenheit Jesu, nach Jerusalem zu gehen, um dort seinen Auftrag letztgültig zu erfüllen.

Entschiedenheit ist das Gegenteil von Aufschieberitis. Das sehen wir an Jesus.

Als Jesus dann auf seiner Wanderschaft bestimmte Leute anspricht, ihm nachzufolgen, nennen diese verschiedene Gründe, warum sie gerade jetzt es nicht können. Sie bringen dann Entschuldigungen vor, ihm letztlich nicht nachzufolgen. Diese Entschuldigungen können wir Normalsterbliche nun wirklich verstehen und nachvollziehen. Der eine will zuerst seinen Vater begraben, wobei nicht klar ist, ob dieser erst vor kurzem gestorben ist oder ob der Angesprochene abwarten will, bis der Vater irgendwann sterben wird. Jesu Antwort ist da relativ schroff: „Lass die Toten ihre Toten begraben…“
Der andere will Jesus ja nachfolgen, möchte aber zuvor von den Seinen Abschied nehmen. Hm, voll verständlich, für Jesus aber wieder zu wenig, wenn er fast grob antwortet: „Wer zurückblickt, taugt nicht für das Reich Gottes …“

Seine Entschiedenheit, für Gottes Sache einzutreten, haben wohl die wenigsten, nicht einmal seine engsten Jünger. Diese mussten jeder für sich selbst erst im Laufe der Schüler- und Studentenschaft bei ihrem Rabbi/Lehrer und dann vor allem erst nach den Erfahrungen von Scheitern und Auferstehen lernen, was Entschiedenheit in der Verkündigung des Reiches Gottes wirklich bedeutet.

Genau wie wir.

Wir dürfen und müssen erst im Laufe unseres Lebens, wo wir positive und negative Erfahrungen sammeln, lernen, dass entschiedenes Anpacken viel zufriedener macht als das ewige Aufschieben und Wegschieben von Entscheidungen.

Statistiken sprechen davon, dass ¼ der Deutschen zu den Auf- und Wegschiebern gehört. Gründe dafür sind kein oder ein schlechtes Zeitmanagement, eine falsche Arbeitsorganisation, Konzentrationsprobleme, kein oder falsches Setzen von Prioritäten, die Angst vor dem Scheitern, eine Unterbewertung der eigenen Leistungsfähigkeit oder die Unlust zu der sich zeigenden Aufgabe.
Letzteres kennt wohl jeder von uns.

Ein Hamburger Bildungsforscher mit dem schönen Namen Schulmeister – nebenbei gesagt, Rabbi ist auch eine Art Lehrer und Schulmeister – fand bei Studenten heraus, dass das permanente Aufschieben zu innerem Stress führt, der letztlich auch unzufrieden und unglücklich macht.

Jesus reagierte auf „Aufschieberitis“ relativ schroff, die heutige psychologische Forschung im Umgang mit dem P-Wort nennt einige hilfreiche Heilungswege,die zwar sanfter anmuten, die aber zu der gleichen Entschiedenheit führen, welche im Anpacken von Wichtigem wirklich gebraucht wird:

  1. Sofort anfangen – nicht erst in 5 Minuten
  2. Teilerfolge feiern – anhaltende Motivation schaffen
  3. Unangenehmes zuerst erledigen – den Rest des Tages nicht mehr daran denken
  4. Keine Ablenkung – Handy, Internet und Mitbewohner auf stumm schalten
  5. Teamarbeit – sozialer Druck hilft
  6. Pausen machen – Konzentration zurückgewinnen
  7. Routine schaffen – auch ohne Zwang von außen
  8. Aufräumen – Ordnung am Arbeitsplatz schaffen
  9. Mach dir einen Plan – große Aufgaben sind planbar
  10. Nutze deine Hochphasen – arbeite, wenn du am produktivsten bist

Wenn ich all diese Tipps etwas auf mich wirken lasse, dann merke ich, dass sie nicht nur für die tägliche Arbeit eine wirkliche Hilfe sind, sondern dass sie auch gute Taktgeber für eine Entschiedenheit in der Nachfolge Jesu und für ein fruchtbares geistliches Leben sind.

Wenn Sie zufriedener und glücklicher werden wollen, dann probieren Sie es nicht nur aus, sondern packen Sie es an. Und zwar jetzt! Amen.

 

Mehr Gedanken und Impulse von Pfarrer Christoph Kreitmeir gibt es HIER