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Pfarrer Kreitmeir: „Jesu Kritik an den Frommen ist, dass diesen nicht selten eine zielgerichtete Schlauheit fehlt“

Unser geistlicher Begleiter Pfarrer Christoph Kreitmeir, dessen neues Buch „Der Seele eine Heimat geben“ Ende Oktober erscheinen wird, ist heute mit zwei Auslegungen des heutigen Sonntagsevangelium (Lk 16, 1-13) im Netz zu finden. Zum einen unter katholisch.de und zum anderen mit einer weiteren exklusiven Fassung für PromisGlauben, wo er das unerhört anmutende Lob Jesu für den ungerechten Verwalter mit der sprichwörtlichen Schlauheit des Fuchses in Verbindung bringt, die von Jesus gefordert wird.

Hier die Worte seiner Predigt für PromisGlauben:

Es war einmal ein älterer jüdischer Herr, der zur Zeit der Sowjetunion es endlich geschafft hatte, nach Israel ausreisen zu dürfen. Bei der Ausreise am Flughafen in Moskau untersuchte ein Zöllner argwöhnisch sein Handgepäck und holte eine schwere Lenin-Büste aus der Tasche. “Was ist das?” fragte er mürrisch. Der ältere Herr antwortete mit sanfter, aber enthusiastischer Stimme: “Genosse, Sie müssen nicht fragen, Was ist das?, sondern Wer ist das? Das ist Genosse Wladimir Iljitsch Lenin, der uns den wunderbaren Sozialismus und die Freiheit gebracht hat. Ich möchte ihn mitnehmen, um immer daran erinnert zu werden.” “Jaja, ist ja gut”, sagte der Zöllner. “Packen Sie ihn weg und steigen Sie ein.”

In Israel angekommen, wurde er von einem israelischen Zöllner kontrolliert. Auch er nahm die schwere Lenin-Büste in die Hand und fragte verwundert: “Was ist das?” Der ältere Herr antwortete mit bitterer Miene: “Das ist Lenin, der Schweinehund. Er ist schuld, dass ich jahrzehntelang nicht in das Land meiner Väter reisen durfte. Deshalb habe ich ihn mitgenommen, damit er sieht, dass ich es doch geschafft habe. Und dann kann ich ihm jeden Tag ins Gesicht spucken.” “Ist gut”, sagte der Zöllner. “Packen Sie ihn ein und gehen Sie.”

Als er sich etwas eingelebt hatte, erfreute sich der ältere Herr an der großen Zahl neuer Familienmitglieder und vor allem an den vielen kleinen Nichten und Neffen, die er jetzt plötzlich hatte. Einer seiner jüngeren Neffen schaute sich schließlich nachdenklich die Lenin-Büste an, die er bei seinem neuen Onkel auf der Kommode stehen sah. “Onkel – wer ist das?” fragte er. Der Onkel nahm ihn beiseite und antwortete ihm mit gütiger Stimme: “Jossele, du sollst nicht fragen Wer ist das? – du sollst fragen, Was ist das? Ich will es dir sagen: Es sind acht Kilo Gold!“

Wer von uns hat jetzt nicht geschmunzelt, vielleicht sogar leicht gelacht wegen dieser Bauernschläue und Gerissenheit des alten Fuchses, der alle ausgetrickst hatte, um einen gehörigen Schatz in Sicherheit bringen zu können?

Warum diese Geschichte jetzt in dieser Predigt?

Ganz einfach, weil Jesus heute die Gerissenheit eines ungerechten Verwalters lobt, der ganz ähnlich wie der alte Jude handelt. Unglaublich, aber es ist wahr. Jesus lobt einen Menschen, der zwielichtig und doch offensichtlich mit dem Vermögen, das ihm gar nicht gehört und über das er Rechenschaft ablegen muss, nach Gutsherrenart umgeht, es großzügig verschleudert und vor allem zu seinem eigenen Vorteil einsetzt.

Man traut seinen eigenen Ohren nicht, dass Jesus ihn, weil er klug gehandelt hatte, mit folgenden Worten lobt: „Die Kinder dieser Welt sind im Umgang mit ihresgleichen klüger als die Kinder des Lichtes.“ (Lk 16, 8) Eigentlich lobt Jesus nicht ihn und seine Schlauheit und Raffinesse, sondern Jesus lobt sein Verhalten, das fantasievoll und mit allen Wassern gewaschen versucht, sich aus der misslichen Affäre zu stehlen. Sein illegales Verhalten wurde nämlich aufgedeckt und angezeigt.

Und bevor es ihm an den Kragen geht, fährt dieser zwielichtige Verwalter alles an Können auf, was er hat, um sich zu retten. Und das macht er richtig strategisch, fantasievoll und zielgerichtet.

Jesu indirekte Kritik an den „Kindern des Lichtes“, also den Frommen, ist, dass bei diesen nicht selten so eine zielgerichtete Schlauheit und Gerissenheit im Umgang mit den Werten dieser Welt leider nicht da sind.

Die sprichwörtliche Schlauheit des Fuchses ist gefordert. Es ist ja nicht verwunderlich, dass der Fuchs in den Märchen immer als der schlaue und der listige dargestellt wird.

Die alte Bezeichnung „Reineke Fuchs“ bedeutet daher auch folgendes: Der durch seine Schlauheit Unüberwindliche.

Interessant ist es auch, so sagt ein Sprichwort, dass gut 50 Prozent der Schlauheit des Fuchses wohl von der Dummheit der Hühner oder der Gänse herkommen… Wer Ohren hat, der höre…

… Also, ich muss schon sagen, ein wirklich interessantes Evangelium heute, das wirklich zum Nachdenken anregt … Amen.

 

Eine weitere Auslegung von Pfarrer Kreitmeir zum heutigen Sonntagsevangelium gibt’s unter katholisch.de

Mehr Impulse von Pfarrer Christoph Kreitmeir sowie Infos zu seinem neuen Buch „Der Seele eine Heimat geben“ gibt’s

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