Image by Gerd Altmann from Pixabay

Pfarrer Kreitmeir: „Unsere Welt braucht dringend wieder Gestalten wie Nelson Mandela, Mahatma Gandhi, Franz von Assisi oder Mutter Teresa“

In seiner Auslegung des Evangeliums zum 2. Adventssonntag (Mt 3, 1-12) erklärt unser geistlicher Begleiter Pfarrer Christoph Kreitmeir, was die Gestalt von Johannes dem Täufer konkret unserer Jetzt-Zeit sagen kann.

Hier die Worte seiner Predigt:

Am 2. Adventssonntag begegnet uns eine Gestalt, die für das Prophetentum an sich steht: ernst, kompromisslos, konsequent. Johannes der Täufer, mit rauer Kleidung und asketisch lebend verkündet er mit deutlichen Worten mitten in der Wüste die Notwendigkeit von Umkehr, wenn der Mensch sich nicht in Heilloses verrennen will. Und, das ist das Erstaunliche, die Leute kommen in Scharen zu ihm, lassen sich durch seine Worte den Kopf waschen und dann auch gleich noch die Seele, indem sie sich taufen lassen. Taufe war seit jeher das deutliche Zeichen eines Neubeginns, einer Neuausrichtung, einer echten Umkehr.

Mich wundert es, dass die Leute Johannes nicht nur schätzten, sondern sich von ihm auch vieles sagen ließen, denn normalerweise geht der Mensch den Weg der Verleugnung, des Weiter-so, des Schönredens von eindeutig schlechten Fakten.

Damit wären wir ganz konkret in unserer Jetzt-Zeit:

  • Aus der weltweiten Bankenkrise wurde fast nichts gelernt. Der Kapitalismus ist weltweit auf dem Vormarsch und beutet unsere Erde rigoros aus.
  • Brasiliens Amazonaswälder, die als die Lunge der Welt gelten, brennen seit dem Sommer und seit einiger Zeit wüten verheerende Brände in Australien, die in dieser Dimension neu sind.
  • Die Dieselkrise mit den damit verbundenen Lügen und Täuschungen vor allem der deutschen Autoindustrie ziehen nun schweren Konsequenzen nach sich: massiver Stellenabbau und riesige Investitionen in Elektromobilität, die auf noch viel zu wackligen Beinen steht. Man weiß zwar nicht, wohin der Weg geht, aber man fährt ihn im Vollgas.
  • Die Negativgeschichte von sexuellem Missbrauch in Kirche und Gesellschaft wird zwar nach und nach aufgearbeitet, aber, statistisch gesehen, werden in Deutschland laut dem nationalen Rat gegen sexualisierte Gewalt nach wie vor täglich 40 Kinder sexuell missbraucht. (Quelle: tagesspiegel.de)
  • Der Klimawandel, der eindeutig nachweisbar ist und eine Erderwärmung mit bisher unabsehbaren und katastrophalen Konsequenzen weltweit nach sich ziehen wird. Trotzdem wird diese Tatsache von führenden Nationen aus politischen und wirtschaftlichen Gründen einfach geleugnet und als „Fake-News“ bezeichnet. (Quelle: wikipedia.org)

Noch viele andere Hiobsbotschaften könnten genannt werden, nur will sie fast keiner mehr hören. Und wer nicht hören will, der muss dann halt fühlen.

Prophetische Gestalten sind anders als im heutigen Evangelium normalerweise keine beliebten Zeitgenossen.

In ihrer Umgebung vergehen einem die selbsteingerichtete Gemütlichkeit oder der mehr oder weniger erfolgreiche Verdrängungsmechnanismus. Die unvergessliche Wutrede der 16-jährigen Klimaaktivistin Greta Thunberg auf dem Uno-Klimagipfel in New York im September 2019 rüttelte mit ihren echt zu Herzen gehenden Worten zwar auf, aber, sind wir mal ehrlich, haben diese Worte etwas verändert?

Vielleicht doch ein wenig, denn Ende November 2019 verkündete die neue EU-Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen, dass „der Kampf gegen den Klimawandel keinen Aufschub mehr verträgt“ und während ihrer Amtszeit ein Betrag von 1 Billion = 1000 Milliarden Euro dafür veranschlagt werden. Europa will in den nächsten Jahren hier vorbildlich vorangehen. (Quelle: tagesspiegel.de)

Johannes der Täufer verkündete in der Wüste Umkehr: „Kehrt um! Denn das Himmelreich ist nahe. … Bringt Frucht hervor, die eure Umkehr zeigt. … Schon ist die Axt an die Wurzel der Bäume gelegt … Die Spreu wird vom Weizen getrennt werden, der Weizen kommt in die Scheune, die Spreu ins nie erlöschende Feuer …“

Ich bin davon überzeugt, dass in den nächsten Jahren noch viele Männer und Frauen auftreten werden, die Umkehr fordern, die sie aber selbst auch vorleben müssen.

Die grundsätzliche Krise in unserer Welt kann immer noch überwunden werden, neue Perspektiven, kreative Ansätze und neue Lebensinhalte sind möglich, so schreibt der Kapuzinerpater und Psychologe Guido Kreppold in seinem neuen Buch „STOPP – Die Umkehr, die alle fordern und niemand will“.

Die grundsätzliche Krise unserer Welt liegt im Herzen des Menschen, in seinem Egoismus, in seinem Neid, in seiner Gier, in seiner gewinnorientierten Kurzsichtigkeit und vielem mehr. Echte Umkehr kann nur im eigenen Herzen und in der Reinigung der persönlichen Gesinnung gelingen und dann große Kreise ziehen.

Unsere Welt braucht dringend wieder Gestalten wie Nelson Mandela, Mahatma Gandhi, Franz von Assisi, Mutter Teresa und viele andere, die durch ihren inneren Umbruch große äußere Umbrüche anstoßen konnten.

Endlich zeigt Hollywood auch nicht nur Katastrophenfilme möglicher Apokalysen, sondern macht durch einen neuen Kinofilm mit dem Titel „2040 – wir retten die Welt“ konkret Mut und Hoffnung, weil es weltweit schon viele hilfreiche Lösungen einer nachhaltigen Verbesserung des Jetztzustandes unserer Erde gibt. Diese müssten nur konsequent verfolgt werden. (Quelle: universumfilm.de)

Unser Herrgott, auf den wir in dieser Adventszeit warten, möge unserer Welt mutige Menschen schenken, damit die Kompassnadel, die in Richtung weltweite Katastrophen zeigt, noch einmal umgepolt werden kann. Komm, Herr Jesus, Maranatha! Amen.

 

Mehr spirituelle Impulse sowie Infos zu den Büchern von Pfarrer Christoph Kreitmeir gibt es HIER