Image by Gerd Altmann from Pixabay

Pfarrer Kreitmeir: „Wir können verstehen, wer Jesus ist, wenn wir in seine Atmosphäre eintauchen“

In seiner Auslegung des heutigen Sonntagsevangeliums (Joh 1,29-34) geht unser geistlicher Begleiter Pfarrer Christoph Kreitmeir, dessen neues Buch „Die Hoffnung hilft auf“ aktuell im St. Benno Verlag erschienen ist, der Frage nach „Wer ist Jesus? Wer ist er für mich?“.

Hier die Worte seiner Predigt: 

Die großen Feiertage sind vorbei. Wir haben so viel von Jesus gehört. Aber wissen wir jetzt mehr von ihm? Verstehen wir ihn jetzt besser?
Die Frage, wer Jesus ist, wird im heutigen Evangelium eindeutig beantwortet:

Johannes der Täufer nennt ihn „das Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinwegnimmt“. Er bezeugt ihn als „Sohn Gottes“, auf den der Geist Gottes herabgekommen sei.

Er ist der Sohn Gottes! Aber damit ist die Frage noch lange nicht gelöst, wer Jesus für mich persönlich ist. Was bedeutet er für mich? Wer ist er für mich? In welcher Weise wirkt er heute in unserer gegenwärtigen Welt? Wenn er Gottes Sohn ist, dann stellt sich die Frage, wer Gott eigentlich ist. Darüber gehen die Vorstellungen weit auseinander.

Es werden uns von den Theologen Antworten angeboten, die uns letztlich nicht weiterhelfen: zum Beispiel wird Gott als das letzte, absolute Prinzip, das personale Wesen, das in der Geschichte handelt theologisch definiert. Wir tun uns schwer vor Menschen, denen „Gott” nichts bedeutet, dieses Wort zu erklären und darüber Auskunft zu geben.

Es ist auch besser, diesen Versuch aufzugeben. Wir können uns nur darauf stützen, dass Menschen, sogar wir selbst, religiöse Erfahrungen haben.

Wer von Gott berührt wurde, stimmt dem zu, wenn gesagt wird: Es ist das Schönste, Kostbarste und Wichtigste, das mein Leben seitdem geprägt hat.

Wir können es nicht definieren; wir können nur sagen: „Es ist wie oder es hat zu tun mit”…

Deshalb hat Jesus am liebsten in Bildern und Gleichnissen gesprochen, wenn er etwas von Gott oder vom Reich Gottes darlegen wollte. Vom Säen, Wachsen und Ernten, von der Kraft des Sauerteigs, vom Schatz im Acker, von der kostbaren Perle. Nehmen wir diese Bilder ernst, werden wir angeregt sie nachzuempfinden.

Es wird in uns unsere spirituelle Sehnsucht wach. Sie will uns helfen, die Schwierigkeiten und Brüche des Lebens nicht wegzubeten, sondern sie auf einer anderen, einer höheren und tieferen Ebene anzunehmen und dadurch zu wandeln.

Was hat sich bei Menschen ereignet, die Jesus begegnet sind. Sie waren hingerissen, fasziniert von dem, was Jesus sagte, wie er es sagte, wie er war. Einer von ihnen ist dieser Johannes, der zur Bußtaufe aufgerufen hatte und Jesus kam zu ihm. Als Johannes sagt: „Er ist der Sohn Gottes!” (Joh 1, 34) steht dahinter eine Geschichte.

Man darf annehmen, dass der Mann aus der Wüste selbst erfahren hatte, was es heißt, Gott begegnet zu sein. Er war wach geworden für die Ausstrahlung Jesu.

Zu Beginn der heutigen Evangeliumstelle hörten wir Johannes rufen: Dies ist das „Lamm Gottes, das die Sünde der Welt hinweg nimmt”. Jesus hat nicht erst durch seinen Tod Menschen von der Sünde befreit. Wir lesen im Lukasevangelium, dass eine als Sünderin bekannte Frau in der Nähe Jesu vor Glück weinte und ein geiziger Zöllner nach dem Mahl mit Jesus die Hälfte seines Vermögens verschenkte und dies aus absoluter Freude. Sie wurden in seine Atmosphäre eingetaucht, mit anderen Worten „mit seinem Geist getauft“. Jesus hat die Sünde von ihnen weggenommen, indem er sie innerlich und äußerlich verwandelte.

Am Anfang dieser Predigt stellte ich die Frage: Wer ist Jesus? Wer ist er für mich?

Wir können nur verstehen, wer Jesus ist, wenn wir in seine Atmosphäre eintauchen und dabei andere Menschen werden.

Nicht theologische Erklärungen, erst die Auseinandersetzung mit uns selbst und dem Leben öffnet den Raum Gottes in uns und entwickelt ein besonderes Sinnorgan, um wie Johannes Jesus zu erkennen: Seht, das ist Gottes Sohn, für dich, für mich, ganz konkret und dein Leben verändernd …

Ein Text mit dem Titel „Zugesagt“ von Petra Stadtfeld will diese Erfahrung nähren. Diesen wunderschönen Text gibt es HIER

 

Das neue Buch „Die Hoffnung hilft auf. Den Kreuzweg der Kranken beten nach der hl. Anna Schäffer“ gibt es HIER