Foto: privat (mit freundlicher Genehmigung von Pfarrer Rainer Maria Schießler)

Pfarrer Rainer Maria Schießler: „Gott will durch uns wirken“

Seine Auslegung zum heutigen Sonntagsevangelium (Joh 6,1-15) stellt der Bestsellerautor und Münchner Stadtpfarrer Rainer Maria Schießler unter den Titel „Tut was…“! Dabei beschreibt er, welche Kraft aus Gebeten entstehen kann.

Hier die Worte seines Impulses, die Pfarrer Schießler auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht hat:

Die entscheidende Frage ist jetzt nicht, ob Jesus die 5000 Männer (und Frauen) wirklich satt gemacht hat. „Gebt ihr ihnen zu essen!“, fordert Jesus in derselben Geschichte bei Markus und Matthäus seine Jünger auf, also:

Tut was! Tut endlich was, angesichts des Unrechts und der Ungleichheit, aber auch des Hungers in der Welt.

Doch was tun, wenn wir nichts (mehr) tun können? Religiös gesprochen bleibt uns die Fürbitte. Wir wenden uns an den allmächtigen Gott, das Problem zu lösen, er soll es richten. Gute Bitten aber sind niemals Zeichen des Misstrauens. Sie wollen Gott nicht vorschreiben, was für uns jetzt gut und richtig ist. Jesus sagt ja unmissverständlich, dass Gott weiß, was wir brauchen. Echtes Bittgebet ist aber auch kein totes Ritual, das herz- und gedankenlos abgespult wird.

Zu jedem Gebet gehört die grundsätzliche Bereitschaft des Betenden, die konkrete Not selber anzugehen und – wenn möglich – zu beheben.

Am Bett eines Schwerkranken bleibt nur das Zuhören. Schon allein dadurch spüren wir Trost und Kraft. Das Gleiche erwarten wir dann auch von Gott. Da ist einer, der uns hört, der zuhört. Nur das Vertrauen auf das Hören Gottes führt zur Gelassenheit gegenüber den eigenen Schwierigkeiten – bei aller Achtsamkeit gegenüber den Nöten und Sorgen anderer.

Laut aussprechen, was uns bewegt, ist eine Kunst. Zu viele Rücksichten filtern unsere Ängste und Nöte. Das laute Benennen vor uns selbst oder auch vor anderen aber kann manches, wenn nicht gar vieles lösen. Auch das meint Jesus mit seinem Wort: „Bittet und ihr werdet empfangen; klopft an und es wird euch aufgetan.“

Das Bittgebet will die Unzufriedenheit mit dem Zustand unserer Gesellschaft, wie mit unserer eigenen Fehlerhaftigkeit ausdrücken.

Die äußert sich dann in der Form greifbarer Dinge und selbst da gibt es Unterschiede. Ein Gebet um gutes Wetter ist etwas ganz anderes, als um Regen zu bitten, damit eine Dürre nicht alles vernichtet.

Unsere Gebete sollten daher immer darauf achten, dass sie sich nicht im Nebensächlichen verlieren. Das käme einer Entwertung des Bittgebets gleich.

Die hl. Schrift empfiehlt uns Jesus als Vermittler. Jedes Tagesgebet der Messe beendet daher meist mit „durch Jesus Christus an unserer Seite“. Mit ihm zusammen will es eine kreative, heilsame Energie entfalten und bewusst machen: Gott will durch uns wirken.