Pater Kreitmeir: „Der Stephanus-Tag lädt uns ein, die Friedensbotschaft von Weihnachten in unseren Alltag zu übersetzen“
Am 2. Weihnachtsfeiertag gedankt die katholische Kirche traditionell dem Hl. Stephanus, der der erste christliche Märtyrer war. In seiner Predigt zum zweiten Weihnachtsfeiertag (Lesung: Apg 6,8-10; 7, 54-60; Evangelium: Mt 10, 17-22) beschreibt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir, was das Vorbild des Heiligen Stephanus uns heute bedeuten kann.
Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Text-Format:
Die rote Farbe der Liturgie könnte uns aufschrecken. Haben Sie es eigentlich gemerkt: Gestern die Farbe Weiß als Farbe der Erlösung. Heute die Farbe Rot als Farbe des Blutes. Es fließt Blut. Kaum ist der Gesang der Engel verklungen, da fliegen schon die Steine. Unsere Welt ist von Gewalt geprägt. Da gibt es Neid und Ungerechtigkeit, Hass und Eifersucht, Kampf um Geld und Macht.
Was mich aber am meisten erschreckt, das ist die Gewalt im Namen der Religion.
Stephanus wird gesteinigt, weil er ein anderes religiöses Bekenntnis hat als die offiziellen Vertreter des jüdischen Volkes. Man ist nicht bereit, seinen Glauben an Jesus zu respektieren. Und so wird er das erste Opfer um des Namens Jesu willen.
Der Stephanus-Tag lädt uns ein, die Friedensbotschaft von Weihnachten in unseren Alltag zu übersetzen.
Der Friede, den Jesus gebracht hat, ist kein Kuschel-Friede, der sich aus harmonischer Stimmung und süßlichen Liedern aufbaut. Frieden auf Erden gibt es nur dann, wenn Gott die Ehre erwiesen wird und wir uns für den Frieden einsetzen: den Frieden in uns selbst, mit unseren Mitmenschen, in der Familie, am Arbeitsplatz – vom Kleinen zum Großen …
WER WAR EIGENTLICH DIESER STEPHANUS – DAMALS?
Vielleicht einer, der seinem Herrn sehr ähnlich war, und sich nicht bedienen ließ, sondern einfach – oder ist das gar nicht so einfach? – diente. Einer, der seinen Dienst am anderen als seinen Beruf, als Berufung, sah, und Diakon – d.h. Diener der Liebe ‑ wurde.
Stephanus war einer, der Gutes tat, der die Wahrheit sagte, der seinen Kopf hinhielt, und dafür voller Hass von Selbstgerechten zum Verstummen gebracht wird.
Stephanus war einer, dessen Tod kein Schicksal und kein Ende ist, sondern gottgewirkter Beginn einer neuen Zeit, Ursprung – Gottverwandlung – aus Tod zum Leben, aus Ohnmacht in Siegesfülle.
Das war Stephanus damals ‑ am Anfang der Kirche.
WER IST ABER STEPHANUS – HEUTE?
Ein Mensch, der sich um die Bedürftigen kümmert, der sich einsetzt, wo es notwendig ist.
Einer, der nicht irgendwo als Karteileiche in einem Pfarrbüro mitläuft, sondern erfüllt ist von seiner Taufberufung.
Einer, der nicht zu allem Ja und Amen sagt, sondern der, der den Mut zum Gespräch hat.
Einer, der vom Steinhagel der Gerüchte und Verleumdungen Selbstgerechter und Besserwisser erledigt wird.
Einer, der sich in der dunkelsten Stunde seines Lebens vom Lichtstrahl Gottes berühren lässt.
Einer, den Steine nicht mehr treffen können, weil die Liebe stärker ist als der Tod.
Er ist einer, der nicht kapituliert vor Hass und Gewalt, sondern mit Vergebung und Barmherzigkeit antwortet.
Einer, der an die Verwandlungskraft Gottes glaubt, dass aus der Asche neues Leben keimt.
Das ist Stephanus heute!
Amen.
Anbei das Lied zum Heiligen Stephanus „Du großer Held des Glaubens“: