Pfarrer Rainer Maria Schießler: „Liebe braucht unbedingte Freiheit“
In seinem Impuls zum Fest der Taufe des Herrn plädiert Pfarrer Rainer Maria Schießler in Auslegung des Evangeliums und der Lesung (Lk 3, 15–16.21–22; Jes 42, 5a.1–4.6–7), die Liebe zu sehen.
Hier die Worte, die Pfarrer Schießler auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht hat:
Mit den Namen ist das so eine Sache. Man wird bei seinem Namen gerufen und ist selbst gar nicht gemeint. Gefragt ist vielleicht vielmehr unsere Arbeit, unser Rat, unsere Zeit und Hilfe, Zuwendung und Trost. Vorwurfsvoll oder enttäuscht wird unser Name genannt, wenn man etwas versäumt oder vergessen hat, bittend dagegen, wenn etwas zu tun ist. Die Frage taucht auf: Wer oder was bin ich eigentlich für die, die mich beim Namen nennen? Meinen sie wirklich mich?
Das Evangelium von der Taufe Jesu spricht anders, deutlich und direkt, nennt beim Namen. Eine Stimme vom Himmel sagt: „Du bist mein geliebter Sohn, du gefällst mir!“ Gerade steigt er aus dem Wasser des Jordan und hört in seinem Herzen, diese liebevolle Zusage – ohne Wenn und Aber. Der Verstand könnte das gar nicht erfassen! Es muss ihm – wie jedem Menschen auch – einfach gutgetan haben, zu hören: „Ich mag dich!“ Und das ohne jede Bedingung. Einfach so. Seither sagen wir Christen:
Es ist gut, dass es diesen Jesus von Nazareth gegeben hat, dass es ihn gibt.
Das Wort, das da vom Himmel kommt, ist den Gottesknechtsliedern des Propheten Jesaja entnommen, die das Schicksal und das bittere Ende des „Knechtes Gottes“ beschreiben. Mit diesem Wort des Himmels hier ist keine Erwartung, kein Auftrag und keine Forderung verbunden. Es ist nichts anderes als die Zusage: „Ich habe dich lieb.“ Alles, was das Leben des Jesus von Nazareth ab dieser Stunde am Jordan bis zu seinem Tod am Kreuz ausmachen wird – Missverständnis, Ablehnung, Feindschaft, Scheitern -, von alledem ist hier nicht die Rede.
So ein einfaches Wort, wie „es ist gut, dass es dich gibt“, schenkt Freude und Sicherheit über so viele Enttäuschungen und Missverständnisse hinweg. Es ist wie ein Floß, das durch turbulente Wasser hindurch trägt.
Das Wort des Himmels drückt genau das aus, was die Frohe Botschaft Jesu vom Anfang bis zum Ende durchziehen wird, was seine Verkündigung überhaupt zur Frohen Botschaft macht.
Gott liebt uns und nimmt uns ohne Vorleistungen und Bedingungen an. Wir sind angenommen, so wie wir sind. Also unbedingt!
Das allein setzt den Menschen frei, damit er zum Schönsten und Größten findet, was es in seinem Leben gibt, zur Liebe. Die Liebe zu einem Menschen aber braucht wie die Liebe zu Gott unbedingte Freiheit. Denn nur weil wir zur Liebe werden, sehen wir Liebe (Richard Rohr).
Amen.