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Pfarrer Christoph Kreitmeir: „Über Gott zu reden muss nicht langweilig sein“

In seiner Auslegung zum heutigen Sonntagsevangelium (Mt 4,12-23), das vom ersten öffentlichen Wirken Jesu berichtet, geht unser geistlicher Begleiter Pfarrer Christoph Kreitmeir auf die Faszination und die verändernde Kraft unseres Glaubens ein.

Hier die Worte seiner Predigt

Wir begegnen heute Jesus, als er zum ersten Mal öffentlich auftritt. Die Menschen sind beeindruckt und fasziniert. Nach dem Gottesdienst stehen die Leute zusammen und fragen einander: Wer ist dieser Mann? Was er sagt, klingt so einfach und trifft einen doch zutiefst. Man kann ihm stundenlang zuhören. Vor allem: es ist so einleuchtend. Es macht froh.

Über Gott zu reden muss nicht langweilig sein.

Der Evangelist fasst es in die Worte: „Das Volk … hat ein helles Licht gesehen!” (Mt 4,16) Als Gegensatz dazu erwähnt er auch die Finsternis: „Das Volk, das im Dunkeln lebte” (Mt 4,16).

Es ist, wie wenn nach den langen, dunklen Winternächten der vom Hochnebel verschlossene Himmel sich auftut und die Sonne in ihrem vollen Glanz erscheint.

Dabei geht es um ein ganz anderes Licht als das, was unseren Tag ausmacht, und um eine ganz andere Dunkelheit als die der Nacht. Man denke nur an leuchtende Kinderaugen.

Es ist das Licht der Seele und deren Finsternis.

Bei einer Hochzeit kann man helle, strahlende Gesichter sehen, bei einer Beerdigung dunkle, traurige, bedrückte. Es gibt einen hellen Blick voller Hoffnung und Zuversicht und es gibt den finsteren, voll geheimer Wut und Verzweiflung.

Es ist eine Kraft, die uns von innen her erfasst, ein Funke, der überspringt. Es ist eine Anziehung im tiefsten Grund der Seele, welche die Menschen zum Besseren wandelt.

So könnte es bei jenen gewesen sein, die Jesus gesehen, gehört, mit ihm gesprochen haben. Sie gingen erfüllt, beglückt, voller Hoffnung und Freude von ihm weg oder sie blieben bei ihm, wie es heute berichtet wird.

Wie war wohl das Gesicht Jesu? Wie dürfen wir es uns vorstellen? Wie es ausgesehen hat, wird nirgends beschrieben. An einer Stelle heißt es allerdings, dass es wie die Sonne leuchtet und dieses Licht auf seine Kleider übergeht (Mt 17,2). Es hat auf die Begleiter Jesu eine überwältigende Wirkung.

Sie wollen dort bleiben, weil es einfach schön ist.

„Licht” hängt zusammen mit leicht. Es ist berechtigt zu sagen, dass alles leichter wird, die Mühen des Alltags, der Arbeit und des Umgangs miteinander, sogar das eigene Schicksal, das durch Krankheit und Trauer oft so schwer sein kann. So könnte es gewesen, als Jesus in die Öffentlichkeit trat, in den Synagogen predigte, die Menschen ansprach, Zeit für sie hatte, ihre Nöte ernst nahm und heilte. Hier könnte uns aufgehen, was mit dem so oft gehörten und doch kaum verstandenen Satz gemeint sein kann: „Das Himmelreich ist nahe” (Mt 4,17). Wir dürfen es ganz wörtlich nehmen: Der Himmel ist nahe!

Es waren die Begegnungen mit Jesus, die Menschen verwandelt haben.

Wir hörten gerade wieder das Wort „Kehrt um!“, aber aus dem Munde Jesu. Von ihm können wir das anders, ganz anders hören als die oft plakativ vorgetragenen „Kehrt um!“ von Kirche, Politik oder sonst wem. Jedermann weiß, dass solche Worte ins Leere gesprochen sind.

Bei denen, die sich auf Jesus einließen, war es seine Ausstrahlung, die alles verändert hat.

Die Aufforderung „Kehrt um!” meint deshalb nicht neue, gewaltige Anstrengungen mit verbissenem Gesicht, sondern die Bereitschaft, selbstkritisch ins eigene Leben zu schauen und die guten und die weniger guten Tatsachen auf sich wirken zu lassen, sich den Raum und die Zeit für ein inneres Geschehen zu nehmen. Dann kann sich Himmel auch in uns ereignen. Dies ist gar nicht so selten. Auch Menschen von heute berichten von Erlebnissen, die bis in die letzte Faser des Herzens gehen, etwas, was sie nie vergessen können. Seitdem habe sich vieles in ihrem Leben verändert, gerade das, was sie bisher für wichtig gehalten hatten, was sie anstrebten, was ihnen wertvoll war. Ihre Prioritäten sind andere geworden: Es ist nicht mehr der Urlaub im gepriesenen, exotischen Land, den man unbedingt haben muss, auch nicht mehr die Sorge um das Einkommen, die einen umtreibt, es ist eher das Streben nach einem erfüllten Leben und nach Frieden mit sich und den andern.

Es fällt auf, dass die Fischer bei dem Anruf Jesu sofort alles liegen und stehen lassen, ihre Arbeit aufgeben. Solches tun wir ja nur, wenn die Sirene heult, wenn Feuer im Haus ausgebrochen ist, wenn es um Leben und Tod geht. Der Text will uns sagen: Das mit dem Reich Gottes ist etwas so Bedeutsames, dass man gerne alles liegen und stehen lässt, dass man nicht mehr weiterschlafen, dass man daran nicht vorbei gehen kann.

Es ist eine neue Zeit angebrochen, wo alles anders wird.

Es ist, als ob es erst jetzt Tag geworden wäre. So haben die ersten Christen die Begegnung mit Jesus erlebt. Sie stiegen ein in ein neues Dasein. Der sie dazu einlud, hat sich dann als das Licht erwiesen, das nicht untergeht. Gott sei Dank! Amen.

 

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Hier der brandaktuelle Song „Die Zeit ist reif“ des Rock-Poeten Heinz Rudolf Kunze, der mit der heutigen Predigt von Pfarrer Christoph Kreitmeir sehr schön harmoniert: