Foto: privat (mit freundlicher Genehmigung von Pfarrer Rainer Maria Schießler)

Pfarrer Schießler: „Die Kirche sollte nicht von Aufbruch sprechen, wo in Wahrheit ein Mangel verwaltet wird“

In seiner Auslegung zum heutigen Sonntagsevangelium (Mt 5, 20-37) erinnert der Münchner Stadtpfarrer Rainer Maria Schießler mitunter die Kirchen daran, nicht ständig von Aufbruch zu sprechen, wo in Wahrheit nur noch der Mangel verwaltet wird.

Hier die Worte seiner Impuls-Predigt: 

Ja heißt Ja, Nein heißt Nein!

Deutlicher kann es Jesus von Nazareth uns nicht ins Herz schreiben – und schickt sogar noch eine eigentlich unmissverständliche Mahnung hinterher: Alles andere stammt vom Bösen. Ungeschminkt hinterfragt er so unsere Glaubwürdigkeit als Mensch und Christ. Wer nicht wirklich etwas zu sagen weiß, der soll wenigstens den Mund halten, und wer keine Ahnung hat, der soll nicht auch noch große Erklärungen abgeben.

Wahrhaftigkeit bedeutet eben mehr als nur Andere nicht anzulügen. Es meint, überhaupt gar keinen solchen Schein zu erwecken, der mit der Wirklichkeit nichts zu tun hat. Das hat massive Konsequenzen besonders für solche Lebensbereiche wie Medien, Politik und Kirche.

Die Menschen haben ein Anrecht auf saubere Recherche und es ist einfach falsch, Dinge nachzuplappern, nur weil Andere es auch so gesagt haben.

Politiker und Regierungen haben nicht das Recht, Lösungen anzubieten, vor allem wenn sie wissen, dass die überhaupt nichts bringen werden.

Und unsere Kirchen tun gut daran, nicht ständig von Aufbruch zu sprechen, wo wir in Wahrheit nur noch den Mangel verwalten.

Rückzugsgefechte darf man nicht als Weiterentwicklung verkaufen und im gleichen Atemzug ständig den Heiligen Geist vorschieben, wobei es doch nur die pure Angst vor neuen Entwicklungen ist, die längst überfällige Reformen verhindert.

Wir dürfen es uns gegenseitig ruhig eingestehen, dass in diesen Fragen niemand unfehlbar ist und keiner alles weiß.

Niemand kann sagen, was Gott in der heutigen Situation wirklich von uns fordert.

Gerade wenn es um den Weg in die Zukunft geht, ist eine ehrliche Einsicht gefordert. Wir sind alle immer auf der Suche und finden den Weg nur dann, wenn wir gemeinsam aufeinander hören und um die richtigen Entscheidungen ringen. Nur diese Ehrlichkeit, sich sein Nichtwissen auch mal einzugestehen und nicht ständig Dinge vorzugeben, von denen wir keine Ahnung haben, wird uns letztlich weiterbringen. Grundlage allen gemeinsamen Tuns ist und bleibt gegenseitiges Vertrauen und Vertrauen lebt bekanntlich von Glaubwürdigkeit, Wahrhaftigkeit und Ehrlichkeit.#

Euer Ja sein ein Ja, euer Nein ein Nein! Alles andere stammt vom Bösen. Ein Sprichwort sagt es auch anders: Nur ein Narr gibt mehr, als er eigentlich hat.

 

Mehr Impulse von Pfarrer Rainer Maria Schießler gibt es auf seiner Facebook-Seite sowie regelmäßig unter mk-online.de

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