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Pfarrer Schießler: „Gott ist Mensch geworden, weil er uns in unserer Not begegnen will“

In seinem Impuls zur Weihnachtsgeschichte und zum heutigen Heiligen Abend nimmt Pfarrer Rainer Maria Schießler die äußeren Umstände zur Zeit der Geburt Jesu in den Blick, die alles andere als besinnlich waren, und schlussfolgert daraus, warum Gott Mensch wurde.

Hier (mit freundlicher Genehmigung) die Worte von Pfarrer Schießler, die er auf seiner Facebook-Seite veröffentlicht hat:

Weihnachtswunderland

Wer hat eigentlich festgesetzt, dass Weihnachten unbedingt still und beschaulich, am besten gleich im Zeitlupentempo gefeiert werden muss? Und wenn sich die Hektik davor nicht rechtzeitig abstellen lässt – spätestens am Hl. Abend -, ist dann Weihnachten erledigt?

Als wenn nicht schon das erste Weihnachten Turbulenz pur gewesen wäre: römische Militärkolonnen, eine Volkszählung zur Steuererfassung als reine Schikane der kleinen Leute, an jeder Ecke Partisanenkämpfe und terroristische Anschläge, überfüllte Hotels mit Wucherpreisen, absolut skrupellose Spekulanten und Ausbeuter.

Diese Welt aber, in die Jesus da hineingeboren wird, ist kein Regiefehler Gottes. Sie ist so – bis heute.

Gott ist eben nicht Mensch geworden, um sentimentale Stimmungen unter uns zu unterfüttern, sondern weil er uns in unserer unerträglichen Not begegnen will!

Gott will hinein in unsere Probleme und nicht daran vorbei! Er kommt, gerade weil Familien und ganze Völker vom Hass zerrissen werden. Da brauchen wir nicht plötzlich auf heile Welt machen. Und er kommt, um gegen diesen Hass und diese Schuld zu sterben. Ausgerechnet da, wo uns in unseren zahlreichen Zerrüttungen Heilung angeboten wird, wäre es daher grundfalsch, dies abzulehnen und so zu tun, als sei alles in Ordnung.

Nichts ist in Wahrheit in Ordnung. Wer hat denn nachts die Sensationsmeldung von der Geburt des Erlösers als erstes bekommen? Nicht die feine Gesellschaft in Palästen und Nobelherbergen, sondern ein paar vor der Stadt gestrandete illegale Hirten.

Das Problem der Weihnacht heute sind nicht die Hektik und der Stress, sondern dass wir Christus zu wenig an unsere eigentlichen Probleme heranlassen.

Schuld und Streit unter uns – auch an Weihnachten – sollen eben nicht ausgeklammert werden und dafür ein heiliges „Heitschibumbeitschi“ konstruiert werden. Der Teufelskreis von Hass und Vergeltung, Lüge und Verniedlichung, Gewalt, Schuld und Resignation soll aufgesprengt werden und die gegenseitige Vergebung eine neue Chance bekommen.

Wir beklagen uns, dass diese Welt so viele und große Probleme hat. Aber genau deswegen ist doch Weihnachten passiert.

Dieser Jesus sucht keine Welt eines ewigen „Süßer-die-Glocken-nie-klingen-Gesäusel“, sondern uns – mittendrin in dem ganzen Schlamassel von verlorenen Träumen und vergifteten Stimmungen, Hoffnungslosigkeiten und Niedertracht. Genau da hinein kommt er als das zerbrechlichste, liebenswerteste, schützenswerteste und überzeugendste Argument schlechthin: als kleines Kind. Um uns zu heilen und zu verwandeln.

 

Hier ein schöner Song, der das von Pfarrer Schießler Dargelegte sehr schön musikalisch zum Ausdruck bringt: