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Psychoanalytiker Dr. Werner Huth: „Gott kann man auf vielerlei Weisen spüren“

Der Münchner Psychoanalytiker und Autor Dr. Werner Huth, der von 1973 bis 1991 an der Hochschule für Philosophie der Jesuiten lehrte und insgesamt neun Bücher geschrieben hat, sprach aktuell im Interview mit der Münchner Abendzeitung über die Fehler der Kirchen im Umgang mit pädophilen Priestern und dringend notwendige Reformen. Dabei äußerte sich der 92-jährige Facharzt für Psychiatrie und Neurologie auch zu seinem Glauben.

Neben einem Umdenken beim Zölibat verwies Huth mit Blick auf große Theologen des letzten Jahrhunderts wie Dietrich Bonhoeffer und Karl Rahner auf eine neue Form von Frömmigkeit, die das Christentum entwickeln müsse, um wieder attraktiver zu werden. Jede Religion brauche neben einem „dogmatischen Bein“ auch ein „Erfahrungsbein“, wobei beide gleichermaßen ausgeprägt sein sollten. Seiner Meinung nach sei in unseren Breiten „das dogmatische Bein immer dicker“ und „das Erfahrungsbein immer dünner“ geworden, währenddessen in den USA zu beobachten sei, wie der Glauben ohne Dogmen „zu einem bloßen ‚feel me, love me, touch me'“ verkommen sei. Bei uns hingegen mangele es „vielen Geistlichen“ an spiritueller Kompetenz, weshalb Huth studiumsbegleitend eine „meditative Schulung“ vorschlägt.

Zudem sei eine Verkündigung nötig, die die „revolutionären Entwicklungen der Neuzeit, speziell der Astrophysik und der Evolutionsbiologie“ berücksichtigt. Stattdessen würde die Kirche aber vielmehr „mit Vorliebe an Nebenfronten wie dem Zölibat“ unterwegs sein, kritisiert der renommierte Psychoanalytiker.

Die Gretchenfrage, ob er er eigentlich an Gott glaube, bejahte Huth, auch wenn er einschränkte, dass er sich in seiner Rolle als Naturwissenschaftler schwer mit der Frage nach der Existenz Gottes tue. Dies habe er einst in einem Gespräch mit dem großen Theologen Karl Rahner (1904-1984) einmal geäußert, woraufhin ihm Rahner erklärt habe, dass er auch nicht wisse, ob es Gott gäbe, aber dass er sich gewiss sei, dass „ein unsagbares Geheimnis“ existent sei, „vor dem ich niederknien und das ich anbeten muss“. Darauf bezugnehmend betont Werner Huth:

„Dieses Geheimnis kann man intellektuell weder beweisen noch widerlegen – aber man kann es auf vielerlei Weisen spüren. Deshalb glaube auch ich an Gott.“

 

Dieses Geheimnis, das Christen in Jesus Christus erfahren, beschrieb einmal der irische Musiker Bono, Frontmann der Band U2, mit bewegenden Worten, indem er erklärte, dass er allein darin „eine göttliche Kraft“ erkenne, „dass hunderte Millionen von Leben – ja die halbe Erde – während 2000 Jahren von Jesus berührt und inspiriert wurden“. Er selbst habe „kein Problem mit Wundern“ und glaube, dass Jesus göttlich ist und dass Jesus physisch vom Tod auferstanden ist. Über das Weihnachtsfest sagte der U2-Sänger einmal:

„Allein der Gedanke, dass eine Macht der Liebe und Logik für die Entstehung des Universums verantwortlich ist, überwältigt einen. Aber der Gedanke, dass es genau diese Liebe und Logik war, die sich uns in einem Baby vorstellt, das in Stroh und Armut geboren wurde, zwingt mich förmlich auf meine Knie! Ich staune einfach darüber. Das ist der Grund, warum ich glaube.“

Sätze, die mit denen von Karl Rahner und Werner Huth einhergehen.

Quellen: abendzeitung-muenchen.de, promisglauben.de