Foto: Capitol CMG (Universal Music Group), NF photo 2016, CC BY-SA 4.0

Rapper NF: „Ohne die Kirche wäre ich ein Mensch mit einem schlechteren Urteilsvermögen“

Der amerikanische Rapper Nathan John Feuerstein, der unter seinem Künstlernamen NF weltbekannt ist, gehört mit über 31 Milliarden Streams und zwei Nummer-Eins-Alben in den US-Billboard-Charts zu den erfolgreichsten und faszinierendsten Hip-Hop-Künstlern seiner Generation. Nun hat er sein neues Album mit dem vielsagenden Titel Hope veröffentlicht, das direkt auf Platz 6 der deutschen Album-Charts einstieg. NF ist gläubiger Christ.

Sein neues Album ist von einer positiven und hoffnungsvollen Grundstimmung geprägt. In den Singles „Hope“ und „Motto“, mit denen er bereits einen Vorgeschmack auf das Album gab, thematisiert der 32-Jährige seinen Heilungsprozess, nach jahrelangen mentalen Problemen und seinen Erfolgsweg. Die Webseite magdeburg-klickt.de formuliert zum neuen NF-Album treffend: „Das neue Studioalbum „HOPE“ ist vom Thema, Vibe und der Atmosphäre (und natürlich vom Albumtitel) deutlich positiver und hoffnungsvoller als die beiden letzten Werke. Es scheint fast so, als ob NF ein neues Kapitel beginnt, das nicht weniger eindringlich und intensiv ist, aber der Blick nach vorne von einer anderen Perspektive aus geschieht. Im Herbst kommt NF auf Deutschland-Tour!“

Im Song Hope schildert NF, dass er eine verlorene Seele ohne Hoffnung am Scheideweg war, ihm aber der Perspektivwechsel in der Zeit, als er Vater wurde, gelang und er das Verlangen spürte, sein bestes Selbst zu sein.

 

 

Im März 2020 titelte die Wochenzeitung Die Zeit über einen Artikel zu NF mit der Headline „Christlicher Hip-Hop – Rapper Dämonen und Götter“. Über das künstlerische Wirken des Rappers war seinerzeit folgendes zu lesen: „So gut und so freudlos: Nathan Feuerstein alias NF ist ein Superstar des christlichen US-Hip-Hops. Auch in Europa füllt er Hallen mit Texten über Glauben und Depression.“

Nun scheint den Sänger die frohe Botschaft erreich zu haben, eine Botschaft der Hoffnung, die sich im Titel seines aktuellen Albums niederschlägt.

Daraus, dass der Glaube an Gott für ihn eine wichtige Orientierung ist, machte NF nie einen Hehl. Im Gegenteil entschied er sich bereits zum Beginn seiner Karriere auf „strong language“ zu verzichten – weil es für einen Christen nicht notwendig ist. Mit seiner Musik möchte er aber nicht nur Christen inspirieren. Wie das You-Magazin 2017 berichtete, erklärte NF diesbezüglich:

„Ich mache bloß Musik. Da rede ich über das Leben, da rede ich über meinen Glauben. Ich mache aber keine Musik für Christen. Ich mache Musik für jeden. Ich mache Musik für die Massen. Ich möchte, dass Menschen auf der ganzen Welt meine Musik hören und sich damit identifizieren können und es fühlen können, so wie ich es fühle.“

NF hat nicht die Intension, mit seinen Texten eine besonders fromme Fanbase zu erreichen, so dass er in engen christlichen Milieus sogar dafür kritisiert wurde, dass er für einen Christen viel zu dunkle Themen behandele. Wie die Webseite pipedream.online berichtete, sagte NF dazu einmal folgendes:

„Ich bin Christ, aber ich mache keine christliche Musik. Du erreichst nicht jeden, wenn du nur einen Standpunkt hast. Ich schreibe über Dinge, die mich tatsächlich beschäftigen. Du musst kein Christ sein, um dich damit identifizieren zu können.“

Mit genau dieser Grundeinstellung sprengt NF die Rap-Stereotype. Er verzichtet auf ein Image voller Frauen, Geld und Partys und spricht in seinen Songs ohne frommen Schleier über seine Ängste, geistige Gesundheit und darüber, sich selbst zu akzeptieren. Genau das macht ihn ungewöhnlich und interessant.

Bereits 2017 erklärte NF:

„In meiner Musik mache ich mir keine Gedanken darüber, unverblümt zu sein.“

Das sei schon immer so gewesen, ohne dass er sich das erklären könne. Weiter führte er fort:

„Zur Musik kann ich immer kommen. Wenn ich wütend bin, dann klingt ein Song wütend, weil ich das so empfand, als ich ihn geschrieben habe.“

Seine Lebenserfahrungen, die ihn wütend machen, wie etwa die Trennung seiner Eltern oder der Tod seiner Mutter, die an einer Überdosis Pillen starb, verwandelt er aber in etwas Positives. Während vieler andere Künstler im Rap-Business in ihren Texten Drogen verherrlichen, macht er im Song „How Could You Leave Us“ (Wie konntest du uns verlassen) aus dem Album „Therapy Session“ die Drogen für den Tod seiner Mutter verantwortlich. Wie die Online-Plattform jesus.ch berichtet, erklärte NF zu seiner Intension dabei:

„Etliche junge Menschen sagten mir, dass ihre Eltern oder sie selbst süchtig nach Pillen oder Drogen sind. Wenn sie meine Songs hören, bringt das sie zum Nachzudenken darüber, wie sie in eine andere Richtung gehen könnten. Jeder ist süchtig nach etwas oder hat ein Problem mit irgendetwas.“

Weiter sagte er:

„Es gibt etliche coole Geschichten, wo Leute sagen, dass meine Songs einen Einfluss auf sie hatten und sie aufhörten und clean werden wollten. Sie wollen ihre Familie nicht verletzen.“

Im Interview mit rap.de betonte NF 2017, dass die negativen Erfahrungen im Leben, ihn zu dem Menschen werden ließen, der er jetzt ist, und dass er diese Erfahrungen zum Guten hin nutzen möchte, was er wie folgt beschrieb:

„Die Probleme haben mich zu dem gemacht, was ich jetzt bin und meine Musik resultiert daraus.“

Dass sein Style so ganz anders als in der Rapszene üblich ist und er gar ein Außenseiter in dieser Szene voller Kraftausdrücken ist, machte er 2017 in seinem Song „Outcast“ selbst zum Thema, in dem er folgende Zeile rappte: „I guess I don’t fit the mold of rap, cause I’m respectin‘ women.“ Im Interview mit rap.de wurde er darauf bezugnehmend gefragt, was ihm durch den Kopf gehe, wenn er höre wie andere Rapper in ihren Tracks von Sidechicks reden und Frauen „Bitches“ nennen. Dazu erklärte NF:

„Ich möchte gar nicht darüber urteilen oder irgendjemanden damit beleidigen. Ich wollte mit diesem Song und der von dir genannten Passage einfach nur zeigen, dass ich mein eigenes Ding mache und nicht wirklich weiß, was der Rest so treibt. Ich will Musik machen, die mich mit den Menschen, die sie hören, verbindet.“

Orientierung gibt ihm dabei der Glaube an Gott, zu dem er durch die Kirche eine lebendige Beziehung fand. Das brachte er auch in seinem Song „10 Feet Down“ zum Ausdruck, in dem er rappte, dass er in der Kirche Gott gefunden habe. Gegenüber rap.de berichtete NF, dass er nicht wisse, wie sein Leben verlaufen wäre, wenn die Kirche kein Teil seines Lebens geworden wäre. Während er als Teenager auch Phasen gehabt habe, in denen er „nicht an die Existenz von Gott geglaubt“ habe, glaube er heute fest an Gott, den er auch in der Natur fühle und darin erkenne, „wie wir als Menschen funktionieren und was alles dahinter steckt“. Zur Bedeutung der Kirche für seine Entwicklung im Glauben betonte NF:

„Ich denke ohne die Kirche wäre aus mir ein Mensch mit einem schlechteren Urteilsvermögen geworden. Es gibt nämlich mehr als nur Ja/Nein, Richtig/Falsch und Schwarz/Weiß, so einfach ist es nicht und das habe ich in der Kirche gelernt.“

Einfach gut, wenn Hip-Hop mit good vibes daherkommt und auf diese Weise Menschen inspiriert.

Quellen: magdeburg-klickt.de, regioactive.de, zeit.de, youmagazin.com, jesus.de, jesus.ch, rap.de

Hinweis: Einen lesenswerten Artikel zur christlichen Dimension in den Texten von NF gibt es unter:

die-tagespost.de

Anbei NF’s Song „Motto“ aus seinem aktuellen Album, in dem er besingt, was für ihn im Leben zählt: