Bild von Hisham Almahdi auf Pixabay

Soziologin Jutta Allmendiger: „Gerade in heutigen Zeiten sind die Kirchen so wichtig wie selten“

,

Die Soziologin Jutta Allmendinger, die Präsidentin des Wissenschaftszentrums für Sozialforschung in Berlin ist, sprach kürzlich im Interview mit dem NDR über ihre Prägung im Konfirmationsunterricht und die Relevanz christlicher Werte in ihrem Leben, obgleich sie nicht an Gott glaubt. Dabei betonte sie auch die Bedeutung der Kirchen für den Zusammenhalt in unserer Gesellschaft.

Darauf angesprochen, dass Albert Einstein an Gott geglaubt habe, erklärte Jutta Allmendinger, dass dies „ein kleiner Teil dessen [ist], was uns unterscheidet“. Obgleich sie nicht an Gott glaube, würde sie sich dahingehend als Christin bezeichnen, dass sie „sehr viele“ Werte der christlichen Religion teile. Dazu betonte sie:

„Ich bin in einer gewissen Weise sogar ein gläubiger Mensch dahingehend, dass die Werte mir ganz, ganz wichtig sind.“

Als ihr wichtige Werte nannte sie die Werte der Akzeptanz, des Respekts, der Toleranz, des Miteinander und auch ausgleichenden Miteinanders sowie Werte des gegenseitigen Helfens und der Umverteilung.

Für den Zusammenhalt der Gesellschaft empfindet Allmendinger Gemeinschaft und Zusammengehörigkeit sehr wichtig, weshalb es gelte, „Orte der Begegnung zu schaffen“. Bei ihr sei ein solcher Ort der Konfirmationsunterricht gewesen, wo von einer Jahrgangstufe alle Jugendlichen „egal aus welchen Elternhäusern“ beisammen waren. Das damals Erlebte bezeichnet sie rückblickend als „richtig aufregend“.

Diese Zeit habe sie zur Aufstellung ihres inneren Kompasses „richtig mega geprägt“, erklärte die Soziologin. Neben der Erfahrung von Gemeinschaft unabhängig von Elternhaus und Schulbildung habe sie die dabei auch präsente Glaubensdimension auf gewisse Weise geprägt und dies „nicht nur aufgrund des Inhaltes des Konfirmationsunterrichts, sondern auch auf aufgrund dessen, dass zumindest die Leute, bei denen ich Konfirmationsunterricht lernen dürfte, darauf sehr großen Wert gelegt haben“, so Allmendinger.

Das Erleben von Gemeinschaft sieht Jutta Allmendinger auch als wichtige Aufgabe von Kirche heute, was sie wie folgt darlegt:

„Gerade in heutigen Zeiten, wo ja sehr viel anderes weggebrochen ist, was noch Gemeinsamkeit gestiftet hat, sind die Kirchen meines Erachtens so wichtig wie selten.“

Auch wenn sich die renommierte Soziologin bewusst ist, dass sie für eine solche Aussage, „immer viel Protest von allen Seiten“ bekomme, sei sie der Überzeugung, „dass die Kirche hier immer noch trotz starker, starker Verluste das Potenzial hat, Menschen zu binden, über gemeinsame Wertevorstellungen und vieles mehr und mehr machen könnte, als sie tut“.

Quelle: ndr.de