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Unternehmer Andreas Barner: „Der Glaube ist mein Kompass, die richtige Richtung zu finden“

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Die westfälische Präses Annette Kurschus wurde am Mittwoch zur neuen Ratsvorsitzenden der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) gewählt. Die 58-Jährige übernimmt damit die Nachfolge von Heinrich Bedford-Strohm. Im 15-köpfigen Rat der EKD ist auch der Top-Unternehmer Prof. Dr. Andreas Barner zu finden, der von 2009 bis 2016 als Vorsitzender der Unternehmensleitung die Geschicke des Pharma-Riesen Boehringer Ingelheim leitete. Daraus, dass ihn sein Christ-Sein prägt, machte der 68-jährige Mathematiker und Arzt, der heute als Mitglied im Gesellschafter Ausschuss Boehringer Ingelheim und Vorsitzender des Aufsichtsrats der Frankfurter Allgemeinen Zeitung tätig ist, auch als Wirtschaftsboss kein Geheimnis.

So titelte die WirtschaftsWoche im August 2011 mit der prägnanten Headline „Arbeitstier vor dem Herrn“. Mit folgenden Worten wurde der Artikel eingeleitet: „Es geht ihm nicht um kurzfristige Rendite, sondern um zielorientierte Forschung. Boehringer-Chef Andreas Barner betet vor wichtigen Entscheidungen.“

Das christliche Medienmagazin Pro berichtete dazu u.a. wie folgt: „Wenn der Chef des zweitgrößten Pharma-Unternehmen Deutschlands vor wichtigen Entscheidungen betet, ist das der ‚Wirtschaftswoche‘ eine zweiseitige Geschichte wert.“

Im WiWo-Artikel ist zu erfahren, dass Barner die Grundlagen des Glaubens und seines humanistisch-christlichen Weltbildes, in seinem Elternhaus in Freiburg, wo er mit sechs Geschwistern aufwuchs, vermittelt bekam. Auch wurde ihm von seinen Eltern gelehrt, die Feiertage zu heiligen. Zu seinem Leben im Glauben erklärte der Arzt und Mathematiker, dass er in den Gottesdienst gehe, sich aber auch gerne in eine leere Kirche setze, um Kraft zu tanken. Dazu sagte der evangelische Christ:

„Der Glaube ist für mich ein Ort der Ruhe und der Stille.“

Dabei betonte er, dass ihm ein Glaube aus Angst oder Zwang fremd sei.

Auch auf seine Sichtweise vom wirtschaftlichen Handeln hat sein Glaube einen Einfluss, was Barner etwa auf dem Ökumenischen Kirchentag 2010 in München zum Ausdruck brachte, indem er sagte:

„Wir müssen weg von dieser Fixierung auf Quartalsberichte.“

Weiter erklärte er, dass er Börsenkurse sogar für den „schwächsten Indikator für die Zukunftsfähigkeit eines Unternehmens“ hält.

Diese nachhaltige Perspektive wirtschaftlichen Handelns betonte Andreas Barner auch im Jahr 2015 in seiner Funktion als Präsident des Evangelischen Kirchentages. Mit Blick auf das Kirchentags-Motto “damit wir klug werden” verwies Barner auf die Notwendigkeit der Langfristigkeit des Handelns angesichts der Endlichkeit des Lebens. Dazu sagte er:

„Zu bedenken, dass wir sterben müssen, das ist eine Voraussetzung dafür, klug zu sein“.

Weil die Tage gezählt seien, sei es besonders wichtig, das Leben – und damit auch die Entscheidungen eines Managers – auf Langfristigkeit auszurichten. Weiter betonte Barner, dass es ihm als Christ wichtig ist, Entscheidungen zu treffen, die ethisch vertretbar seien. In einem Familienunternehmen wie Boehringer Ingelheim sei es seiner Ansicht nach „gut möglich, ethische Prinzipien und Erhalt und Weiterentwicklung des Unternehmens in Einklang zu bringen“. Zur Wirkung seines Glaubens auf sein berufliches Schaffen erklärte er damals weiter:

„Der christliche Glaube ist für mich und meine Familie sehr wichtig. Dazu gehört auch das berufliche Leben, das kann man nicht teilen. Er bildet ein schützendes Dach. Ich bete z. B. dafür, dass ich mit der richtigen Geisteshaltung an meine Arbeit gehe. Dass ich Dinge sorgsam mache, darauf achte, Prinzipien nicht zu verletzen, die mir wichtig sind. (…) Es geht darum, richtige Maßstäbe zu setzen und gute Rahmenbedingungen zu schaffen, die sich an der Werteorientierung des Glaubens ausrichten.“

Bereits im Juni 2011 berichtete das christliche Online-Portal Livenet, dass Andreas Barner die 10 Gebote auch auf seine Arbeit in der Wirtschaft beziehe. Damals erklärte der Arzt und Mathematiker, dass es eine große Chance, aber auch eine große Verpflichtung sei, Gott zu folgen. So reiche es nicht, wirtschaftliches Handeln daran auszurichten, dass alles gemacht werden könne, was nicht verboten sei. Mit Blick auf die 10 Gebote betonte Barner, dass er diesen nicht aus Zwang oder Angst, sondern aus der Freiheit eines Christenmenschen heraus folge. Wer diese Gebote nicht beachte und nicht der Liebe Gottes folge, lebe auf Dauer selbstzerstörerisch, zeigte sich Barner gewiss.

Im Dezember 2015 war Andreas Barner einer der drei Protagonisten eines Reports der Süddeutschen Zeitung mit dem Titel „Im Geschäft mit Gott“. Neben einer muslimischen Unternehmerin und einem jüdischen Unternehmer schilderte er als christlicher Unternehmer, wie die Art, wie er seine Geschäfte führt, sehr viel mit seinem Glauben, mit Gott zu tun habe. Im Juni 2015 berichtete das Online-Portal pharmainside.at mit der Schlagzeile „Pharma-Boss mit Gottes Segen“ über das Besondere im wirtschaftlichen Agieren von Andreas Barner.

Ein wichtiges Aufgabenfeld in seinem Tun als EKD-Ratsmitglied sieht der ehemalige Firmenchef in der Ökumene und im interreligiösen Dialog, wie er im Fragebogen zur Ratswahl darlegte. Die Ökumene lebt er selbst seit mehr als 40 Jahren in seiner Ehe mit der Chirurgin Susanne Barner. Wie das christliche Medienmagazin Pro im Mai 2021 berichtete, konzentrieren sich der evangelische Ex-Chef des Pharmaunternehmens Boehringer und seine katholische Frau Susanne auf das Verbindende zwischen den Konfessionen und nicht auf das Trennende. Dazu betont Susanne Barner: „Wir beten alle das gleiche Glaubensbekenntnis, das ist das gemeinsame Fundament, auf dem wir stehen.“ 

Andreas Barner sagte zudem, dass es ihm wichtig sei, sich seines Glaubens immer wieder neu zu versichern. Seinen Glauben bezeichnet er als Kompass dafür, „die richtige Richtung zu finden“.

Bereits im Jahr 2017 berichteten die Barners gegenüber kirchenzeitung.de über den Alltag eines konfessionsverbindenden Ehepaares. Seinerzeit erklärten sie:

„Wir haben denselben Glauben.“

Im April 2021 gaben Susanne und Andreas Barner ein Interview zur Ökumene als festen Bestandteil ihres Ehealltags, das auf der Webseite evangelisches-dekanat-ingelheim-oppenheim.de veröffentlicht wurde. Darauf angesprochen, dass er einmal gesagt habe, dass er die Auseinandersetzung mit ganz unterschiedlich Denkenden spannend finde, verbunden mit der sich anschließenden Frage, welche Auswirkungen die unterschiedliche Konfession auf die Partnerschaft habe, erklärte der ehemalige Böhringer-Chef:

„Wir sind beide von derselben großen Akzeptanz der jeweils anderen Religion geprägt. Das war wichtig, denn es geht in einer konfessionsverbindenden Ehe nicht nur darum zu sagen, ‚Ich bin tolerant, ich habe nichts gegen meine katholischen bzw. evangelischen Kirchengeschwister‘, sondern es geht darum, dass man in der jeweils anderen Religion etwas findet, von dem man glaubt, ‚Mensch, das machen die richtig gut.‘ Das hat uns, glaube ich, beide geprägt.“

Dabei legten sie ihr Hauptaugenmerk auf die Qualitäten der jeweils anderen Konfession. So habe ihn die Feierlichkeit des katholischen Gottesdienstes, der „das Herz und alle Sinne“ anspreche, sowie die Achtsamkeit, in der die Eucharistie zelebriert wird, fasziniert. Seine Frau Susanne schätzt besonders die Rolle der Frau in der Evangelischen Kirche und die Bedeutung des Wortes im Glauben und im Gottesdienst in der Evangelischen Kirche. Dies sei ihr durch „den wechselseitigen Besuch von evangelischen und katholischen Gottesdiensten richtig bewusst geworden“. Dazu erklärte sie weiter: „Die selbständige und gottesdienstunabhängige Beschäftigung mit der Bibel habe ich als sehr wertvoll angenommen.“ Nach Meinung von Susanne und Andreas Barner lernen beide Kirchen dazu, wenn sie „offen und wertschätzend ökumenisch unterwegs sind“.

Wenn beide Kirchen diese Worte der Barners in Zukunft stärker beherzigen, dürfte darin die Chance liegen, die Andreas Barner in seiner Funktion als Präsident des Evangelischen Kirchentages im Jahr 2015 wie folgt formulierte:

„Ich bin mir sicher, dass mittelfristig wieder mehr Menschen hinterfragen, warum sie eigentlich auf der Welt sind, was es ist, was sie hier machen – und das ist eine große Chance für die Kirche.“

Quellen: ekd.de (1), ekd.de (2), jesus.de, wiwo.de, pro-medienmagazin.de (1), abendblatt.de, faz.net, livenet.ch, stuttgarter-zeitung.de, pro-medienmagazin.de (2), kirchentag.de, sueddeutsche.de, pharmainside.at, kirchenzeitung.de, pro-medienmagazin.de (3), evangelisches-dekanat-ingelheim-oppenheim.de, evangelisch.de

Zu seinem Glauben bekannte sich Andreas Barner im Zuge des Reformationsjubiläums 2017 u.a. mit folgenden Worten:

„Ich bin Christ, weil ich ins Christentum hineingeboren wurde, weil ich getauft wurde und weil ich diese Religion, diesen Gott, der erschienen ist in der Gestalt Jesus Christus, für eine ganz besonders überzeugende, mich überzeugende Religion halte.“

„Ich fühle mich als Protestant. (…) Im Sinne von freiheitlichen Denken, Neues wagen, kritisch die Gegenwart betrachten. All das sind Eigenschaften, die ich im Protestantismus sehe, wobei ich auch viele ganz moderne Katholiken kenne, die ganz ähnlich denken.“

Anbei seine Worte im Video:

 

Hier die Vorstellungsworte von Prof. Dr. Andreas Barner auf der EKD Synode im Jahr 2015, in der seine Werteeinstellung zum Ausdruck kommt: