Pater Christoph Kreitmeir: „Bescheidene Menschen werden geliebt“
Seine Auslegung zur Sonntagslesung (Sir 3, 17-18.20.28-29)zum Sonntagsevangelium (Lk 14, 1.7-14) stellt unser geistlicher Begleiter Pater Christoph Kreitmeir unter die Überschrift: „Selbstgefälligkeit stößt ab“
Anbei die Worte seiner Predigt als Audio-Datei und anschließend im Textformat:
Bescheidenheit, Demut, Sich-Klein-Machen …
Wer so etwas heute noch predigt, der macht sich verdächtig, ob er an der Realität dieses Lebens vorbei lebt oder eine Scheinwelt installieren will, mit der man in dieser Welt nicht zurechtkommen kann, denn ein altes Sprichwort sagt schon lange: „Bescheidenheit ist eine Zier, doch besser lebt man ohne ihr.“
Was soll ich also predigen, denn die heiligen Texte von heute sprechen von dieser Zier der Bescheidenheit, die einen Menschen – wenn er sich wirklich und ehrlich so verhält – sympathisch und anziehend macht?
Unsere Realität heute scheint aber eine ganz andere zu sein: In Wirtschaft und Gesellschaft haben wir es immer mehr mit Rücksichtslosigkeit und gezielter Hochmut zu tun. Es gilt immer mehr die sog. Radfahrermentalität: „Nach oben buckeln, nach unten treten.“ Und von Anfang an Sich-selbst-herausstellen und nicht hintanstellen. Sich darstellen und nicht verstecken. Sich aufplustern und nicht ducken. Die Psychologie spricht ganz deutlich von den immer mehr werdenden Narzissten in unserem Land und weltweit. Narzisstische Menschen sind komplizierte Zeitgenossen. Nur an sich selbst interessiert, machen sie anderen oft das Leben schwer. So eine Haltung wird immer mehr von klein auf gleichsam „gezüchtet“ und dann … dann sollen wir heute den Weisungen der Bibel folgen und klein, demütig und bescheiden auftreten?
JA, eindeutig JA, denn die Bibel gibt uns Worte der „Frohen Botschaft“, Worte, die uns zu einem besseren und gelungenerem Leben verhelfen. Wer arrogant, selbstgefällig und prahlerisch auftritt, macht sich nicht beliebt. Im besten Falle ist er gefürchtet, aber auf jeden Fall wird er gemieden.
Bescheidene Menschen dagegen werden geliebt.
Diese Bescheidenheit muss aber eine aufrichtige und nicht eine geheuchelte sein.
Wenn ich neuere Veröffentlichungen aus Managerseminaren sichte, dann finde ich Erstaunliches. Es ist nämlich erkannt worden, dass echte Bescheidenheit den Aufstieg auf der Karriereleiter beschleunigen kann. Das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ zitiert z. B. eine Bonner Studie an 340 Absolventen von Universitäten und Fachhochschulen, die Folgendes sagt: „Wir wollten herausfinden, wie Berufsanfänger auftreten sollten, um das Wohlwollen höherer Führungskräfte zu finden“, erklärte der Psychologe Blickle. Und wer als Anfänger allzu selbstgefällig auf die Pauke haut, findet der Studie zufolge schwerer einen Mentor. Solche Mentoren aktiv zu suchen, sei aber wichtig, um im Berufsleben schneller voranzukommen.
Wenn ich als Christ, der die Lehre Jesu und das heute gehörte Evangelium ernst nehmen will, diese neueren Erkenntnisse der Wirtschaft auf mein Leben umsetze, dann kommt für mich folgendes heraus: „Hochmut kommt vor dem Fall“ und echte Bescheidenheit siegt über Arroganz, Lautstärke und Sich-Vordrängeln.
Irgendwie sind wir alle immer wieder Berufsanfänger im Glauben. Wer auch im Glauben allzu selbstgefällig auftritt, der kommt auch hier nicht weiter.
Besser ist es, sich einen guten Mentor zu wählen, der einen im Leben und im Glaubensleben weiterbringen kann. Da gibt es viele, der beste aber ist JESUS CHRISTUS selbst. Mit ihm an der Seite komme ich weiter und finde echten Erfolg, Ansehen und Glück.
Mit IHM an meiner Seite bleibe ich hellhörig, wenn der Aufruf zur Bescheidenheit gerne von den sog. Mächtigen missbraucht wird. Mit IHM an der Seite geht es immer mehr darum, die eigene Position im Verhältnis zu Gott im Blick zu behalten. JESUS, der mir und Dir den Rat zur aufrichtigen Bescheidenheit gibt, ist selbst den Weg von der Höhe in die Tiefe des Lebens gegangen und hat v. a. denen am Rande, den Zurückgebliebenen und Getretenen gezeigt, was wirkliches Leben ist.
Von den Protzern, Narzissten und Selbstdarstellern ist nach einer gewissen Zeit keine Rede mehr.
Von JESUS ist seit 2000 Jahren die Rede und sie wird bleiben, weil er echt und authentisch war.
So möchte ich mit einem Gebet von Pfarrerin Sylvia Bukowski meine Predigt schließen:
„Allwissender Gott,
du lässt dich nicht täuschen
von schönen Fassaden.
Du kennst die Wahrheit,
die wir manchmal selbst
nicht wahrhaben wollen.
Nach außen geben wir uns gern bescheiden,
aber insgeheim sehen wir auf andere herab,
wissen besser, was sie tun oder lassen sollten,
und bilden uns ein,
wir hätten Recht mit unseren Urteilen.
Vielleicht merken wir gar nicht,
wie überheblich wir sind!
Aber du, Gott,
entlarvst auch den geheimen Hochmut
und widerstehst
aller krankhaften Selbstgerechtigkeit.
Wir bitten dich:
Löse uns gnädig
aus unserer Selbsttäuschung
und gib uns den Mut
zu echter Demut
und zu gesundem Stolz.“
Amen.
Anbei ein zu den Worten von Pater Kreitmeir passendes Statement vom Hotelmanager Bodo Janssen, der sich den Benediktinerpater Anselm Grün als Mentor suchte:
Unseren Artikel über den Perspektivwechsel des Hotelmanagers Bodo Janssen gibt es: