Foto: Vergo, VladimirVitaliy, cropped, CC0 1.0

Wladimir und Vitali Klitschko bekannten vor Jahren: „Wir tragen Gott im Herzen“

, ,

Der heutige Bürgermeister von Kiew Vitali Klitschko und sein jüngerer Bruder Wladimir errangen früher große Erfolge als Profi-Boxer und wurden beide Weltmeister im Schwergewicht. Heute sind sie erneut täglich in den Schlagzeilen. Der Anlass ist ein trauriger: Nach dem Angriff Russlands, verteidigen sie ihr Land und die Demokratie in der Ukraine. Orientierung und Kraft gibt ihnen dabei auch der christliche Glauben, wie sie in früheren Interviews bekannten.

Nach seinem Rücktritt vom Boxsport sprach Waldimir Klitschko im Sommer 2018 in einem ausführlichen Interview mit t-online.de über seine Karriere und sein Karriereende. Dabei nahm der orthodoxe Christ an zwei Stellen auch Bezug zu seinem Glauben (wir berichteten). Ein Jahr nach seiner Niederlage in seinem letzten Kampf gegen Anthony Joshua sagte er, dass er diese Niederlage noch immer nicht verstehe, weil er überzeugt sei, der bessere Boxer zu sein und er zudem  – „sehr gut“ auf diesen Kampf vorbereitet gewesen sei. Auf die anschließende Frage, welche Schlüsse er daraus gezogen habe, sagt Klitschko, auf Gott blickend, über sein Karriereende:

„Ich glaube, der ‚Superman‘ da oben oder wie man ihn nennen mag, gab mir in den 100 Tagen meiner Entscheidungsfindung ein Zeichen: ‚Du hast es irgendwie nicht mehr drauf. Auch wenn du glaubst, dass es anders ist‘. Ich wusste, dass es nicht lief, wie es laufen sollte. Aber trotz der Niederlage bin ich im Frieden, meine sportliche Karriere zu beenden.“

Zudem äußerte der Box-Weltmeister überraschend, dass er kein geborener Boxer sei und das Boxen im Gegensatz zu seinem Bruder Vitali nicht geliebt habe. Auch an dieser Stelle nahm er Bezug auf den Schöpfer. Dazu, dass sein Bruder Vitali „ein geborener Kämpfer“ und immer in Kampfsportarten wie Karate, Kickboxen und Boxen aktiv gewesen sei, betonte Wladimir:

„Er war derjenige, der dafür geschaffen wurde, von Geburt an. Ich wurde dazu gemacht.“

 

Im März 2012 wurde ihm im Interview mit der Berliner Morgenpost die Frage gestellt, ob er Atheist sei. Dies verneinte Wladimir Klitschko und fügte hinzu:

„Ich glaube an eine Superkraft, die Gott genannt wird.“

 

Bereits im Jahr 2006 bekannten Vitali und Wladimir Klitschko im Interview mit der Münchner Abendzeitung, dass sie orthodoxe Christen sind und sich erst als Erwachsene taufen ließen. Wie die Rheinische Post damals dazu berichtete, erklärten die Brüder, dass sie nicht ständig in die Kirche gingen, aber im regelmäßigen Dialog mit Gott stünden. Diesbezüglich sagten sie:

„Du musst bereit sein, ihm zuzuhören, denn sprechen tut er stets mit dir.“

Weiter erklärten die Klitschkos, dass sie sich gewiss seien, dass es Gott gebe und das Christsein für sie bedeute, ein offenes Herz zu haben. Zudem betonten die beiden, dass die Zehn Gebote tief im täglichen Leben verwurzelt seien und dementsprechend etwa der Respekt vor Älteren oder der Respekt vor dem Leben und dem Eigentum anderer auf der Bibel fundierten, was sie wie folgt weiter darlegten:

„Wir bemerken es oft gar nicht mehr, aber unsere ganze Kultur, unser ganzes Zusammenleben ist vom Christentum durchdrungen.“

Zu ihrem persönlichen Glauben bekannten sie:

„Wir tragen Gott in unserem Herzen.“

 

Als im Jahr 2011 der Dokumentarfilm „Klitschko“ des deutschen Regisseurs Sebastian Dehnhardt in die Kinos kam, erklärte Vitali Klitschko gegenüber der BILD-Zeitung:

„Wer diesen Film gesehen hat, erkennt das Geheimnis unseres Erfolgs: Träume, Disziplin, Familie und Glauben an sich selbst und Gott.“

 

Im Februar 2012 sprach Vitali Klitschko im Interview mit der Münchner TZ über das besondere Verhältnis zu seinem Bruder Wladimir, der für ihn nicht nur Bruder, sondern gleichzeitig auch enger Freund ist. Seiner Dankbarkeit dafür verlieh er mit folgenden Worten Ausdruck:

„Ich danke dem lieben Gott, ich danke meinen Eltern, dass ich einen Bruder habe.“

 

Im März 2011 äußerte sich Vitali Klitschko im BILD-Interview ausführlicher über seinen Glauben. Damals besuchte er vor seiner Titelverteidigung gegen den Kubaner Odlanier Solis den Kölner Dom. Zu seinen Eindrücken sagte er:

„Das Bauwerk fasziniert mich. Es hat sehr viel erlebt, die Wände haben sehr viel gesehen. Man spürt hier eine magische Kraft.“

Darüber hinaus berichtete der weltbekannte Boxer, dass er trotz seines Aufwachsens in der atheistischen UdSSR gläubig sei. Dazu erklärte er:

„Ich bete schon seit Jahren regelmäßig, bin russisch-orthodox. Der Glauben hat in meinem Leben immer eine große Rolle gespielt. Er ist einer der wichtigsten Stützen, die man haben kann.“

Er bete für seine Gesundheit und die seiner Familie. Für Siege bete er aber nicht. Den Grund dafür legte er wie folgt näher dar:

„Es macht keinen Sinn für Siege zu beten – dafür muss man hart arbeiten. Wer es nur mit Beten probiert, der kann gleich zu Hause bleiben.“

 

Gegenüber der Welt am Sonntag äußerte sich Vitali Klitschko, der 41 seiner 47 Profi-Wettkämpf durch K.O. gewann und „Dr. Steelhammer“ genannt wurde, im März 2011 zu seinem Umgang mit Angst und wählte Worte, die heute sehr präsent erscheinen. Seiner Meinung nach habe jeder Mensch Angst. Jemand der sage, dass er keine Angst habe, würde lügen oder habe „nicht alle Tassen im Schrank“. Die entscheidende Frage sei vielmehr, wovor man Angst habe. So sollte man als Boxer besser „gar nicht erst in den Ring steigen“, wenn man sich vor dem Gegner fürchtet.

Er fürchte sich persönlich vor einer Niederlage, vor Schmerzen, Verletzungen, persönliche Enttäuschung sowie davor, der Verantwortung für seine Familie nicht mehr gerecht zu werden. Angst im gesundem Maß sieht Vitali Klitschko gar als gottgegeben an. Dabei verglich er Furcht mit „einem Schlangengift“, das zum einen den Menschen lähmen könne, auf der anderen Seite aber auch „eine hilfreiche Medizin“ sein könne. Weiter erklärte Klitschko:

„Daher empfinde ich Angst als ein Geschenk Gottes.“

Im Boxkampf sei am Ende derjenige der Sieger, „der am besten mit seiner Angst umgeht“.

 

Auch Waldimir Klitschko gab im April 2014 gegenüber der „Welt am Sonntag“ Auskunft über seinen Umgang mit Ängsten und gab dabei intime Einblicke in seine Seele. So habe er vor der Beerdigung seines Vaters, der im Juli 2011 verstarb, „die schlimmste Angst meines Lebens“ verspürt. Die Angst davor, seinen Vater tot zu sehen, sei „unvorstellbar“ gewesen. Vor seinem eigenen Tod habe er indes keine Angst. Dem Thema Tod habe er in der Mönchsrepublik Athos auf der griechischen Halbinsel Chalkidiki im Gespräch mit einem Priester nachgespürt. Auf die Frage, ob es schlimm sei, dass er keine Angst vor dem Tod empfinde, habe ihm der Priester gesagt, dass das nicht schlimm sei, er aber Respekt vor dem Tod haben sollte. Diesen habe er auch, erklärte Klitschko und schilderte dazu zwei Erfahrungen, in denen er bereits „dem Tod in die Augen geschaut“ habe. Zum einen bei einem Urlaub 2013 in Spanien, als er auf dem Mittelmeer unterwegs war. Näher beschrieb er die zweite Erfahrung, als er im Februar 2014 mit einer Chartermaschine in den USA über die Everglades flog, „als plötzlich wegen eines technischen Defekts die Turbinen des Flugzeugs ausfielen“. Die Notlandung sei „ein wahnsinniger Drahtseilakt“ gewesen, bei dem er und seine Begleiter „keine Sekunde später“ hätten aufsetzen dürfen. Seine Gedanken in diesen Sekunden beschrieb er rückblickend wie folgt:

„Lieber Gott, ich bin noch so jung, ich habe noch so viel vor, warum ich, warum heute?“

 

Heute stehen Waldimir und Vitali Klitschko einer russischen Übermacht gegenüber und sind trotzdem bereit, sich auch unter Todesgefahr für die Freiheit ihres Landes und die damit verbundenen Werte einzusetzen. Als Menschen mit Gott im Herzen dürfen sie sich der Worte gewiss sein, die der Apostel Paulus in seinem 2. Brief an die Korinther im Kapitel 12 wählt und die da lauten: „Viel lieber also will ich mich meiner Schwachheit rühmen, damit die Kraft Christi auf mich herabkommt. Deswegen bejahe ich meine Ohnmacht, alle Misshandlungen und Nöte, Verfolgungen und Ängste, die ich für Christus ertrage; denn wenn ich schwach bin, dann bin ich stark.“

 

Quellen: t-online.de, morgenpost.de, rp-online.de, bild.de (1), tz.de, bild.de (2), welt.de (1), welt.de (2)