Oleksandr Usyk: „Gott geht neben mir durchs Leben“
Der ukrainische Box-Profi Oleksandr Usyk hat eine unfassbare Karriere als Boxer bestritten. Seit seinem Sieg über Tyson Fury am 18. Mai 2024 ist Usyk der erste Schwergewichtsweltmeister, der die Gürtel aller fünf Weltverbände auf sich vereinigen konnte. Im Interview mit der Zeitung „Die Welt“ sprach der 37-Jährige aktuell über seinen Weg nach ganz oben. Dabei hob er den christlichen Glauben als Kraftquelle in seinem Leben hervor, die es ihm ermöglicht zu vergeben.
Bevor er 2013 Profiboxer wurde, war der 1987 in Simferopol (Krim) in der damaligen UdSSR geborene Usyk als Amateur 2008 Europameister im Halbschwergewicht sowie Weltmeister 2011 und Olympiasieger 2012 im Schwergewicht. Als Profi wurde er schnell unumstrittener Cruisergewichts-Weltmeister aller vier bedeutenden Verbände (IBF, WBA, WBC, WBO). Nach seinem Wechsel in die Schwergewichtsklasse wurde er dort im September 2021 Weltmeister der Boxverbände IBF, IBO, WBA und WBO. Am 18. Mai 2024 errang er durch den Sieg im sog. „Ring of Fire“ gegen Tyson Fury auch noch den WBC-Gürtel und ist nun unumstrittener Schwergewichts-Weltmeister.
Orientierung auf seinem Weg nach oben gab ihm sein Glauben, was Oleksandr Usyk bereits in früheren Interviews hervorhob. Der orthodoxe Christ bezeichnete seinen Glauben an Jesus Christus u.a. als „das Wichtigste in meinem Leben“ und als „mein geistiges Essen und Trinken“ sowie als „mein Kraftquell“ (wir berichteten).
Im aktuellen Welt-Interview berichtet Usyk, dass er vor jedem Kampf in die Kirche geht, um zu beten, und dabei auch seinen Gegner in seinem Gebet berücksichtigt.
Welchen Einfluss sein Glaube auf sein Wertempfinden hat, bringt der Ukrainer zum Ausdruck, wenn er auf die Frage, wofür er kämpfe, nicht den sportlichen Erfolg, sondern die Werte „Freude, Güte, Licht, Liebe“ nennt. Weiter führt Oleksandr Usyk aus:
„Ich behandle Menschen auch mit Liebe. Nur dadurch lassen sich große Übel überwinden.“
Ganz im Sinne der Maxime der Feindesliebe und der damit verbundenen Aufforderung Jesu „Tut denen Gutes, die euch hassen“ schildert der 37-Jährige, dass er auch den Menschen, nichts schlechtes wünsche, die „meine Güte nicht annehmen“, so Usyk. Diese Haltung gilt für ihn auch im Boxring, wo es seiner Meinung nach „keine Wut, sondern Konzentration“ brauche. Dazu betont er:
„Boxen ist nur ein Sport, nichts Persönliches. Ich danke dem Gegner stets und bitte ihn um Verzeihung.“
Als Grund dafür gibt der Schwergewichtsweltmeister an, dass diese Haltung für ihn „zum elementaren Respekt“ gehöre und er sich darüber bewusst ist, dass die Herausforderung, die sein Wettkampfgegner annimmt, dazu führt, „dass meine Familie, auch dank meines Gegners, von dem Geld leben kann, was ich verdient habe“. In diesem Kontext betont Usyk:
„Zu einem Champion gehört für mich viel mehr, als nur ein hervorragender Boxer zu sein.“
Darauf angesprochen, dass ihm sein Trainer in der Ringpause zur achten Runde im Kampf gegen Tyson Fury das Kreuz seiner Halskette vors Gesicht hielt, welches Usyk daraufhin küsste, schilderte der Box-Star, dass er mit dem Glauben an Gott aufwuchs und dieser ihn schon in Kindertagen im Umgang mit existenziellen Lebenssituationen half. So habe er im Grundschulalter „eine beidseitige Lungenentzündung“ erlitten, die lebensgefährlich war. Die Ärzte hätten seiner Mutter mitgeteilt, „dass ich vielleicht nicht überleben würde“, so Usyk. Weiter berichtete er dazu, dass er damals zwei Monate im Krankenhaus verbringen musste und es insgesamt ein Jahr dauerte, bis er wieder gesund war. Auf diese Zeit zurückblickend erinnert sich Oleksandr Usyk an folgenden, für ihn wichtigen Moment:
„Eines Tages kam ein Priester ins Krankenhaus und verteilte an alle Gebetsbücher. Daraufhin habe ich das ‚Vater unser‘ studiert. Es war das Erste, was mir ins Auge stach.“
Die Ermutigung, die ihm der Priester zusprach, habe ihm bei der Genesung geholfen, zeigte sich Usyk im Welt-Interview gewiss. Als er vom Krankenhaus wieder zuhause war, sei er fortan mit seiner Oma „gerne“ zum Gottesdienst in die Kirche gegangen, was er als „spannend“ empfand. Den Duft von Weihrauch habe er geliebt, berichtet der Box-Champion zu den Eindrücken seiner Kirchenbesuche weiter. Zu seinem ihn tragenden Gottesbild, das er seit dieser Zeit erfahren hat, erklärt Oleksandr Usyk:
„Seitdem geht Gott neben mir durchs Leben. Und wenn ich nicht laufen kann, trägt er mich in seinen Armen.“
Seine Verbindung zu Gott pflegt der 37-Jährige im Gebet, das auch vor seinen Boxkämpfen für ihn wichtig ist. Zum Inhalt dieser Gebete ließ er wissen, dass er seinem Bewusstsein, dass Gott auch in der Vorbereitung bei ihm ist, dankend Ausdruck verleiht und um Kraft bittet, „alle Herausforderungen meistern zu können“. Auch für seinen Kontrahenten erbitte er eine gute Vorbereitung und dass „er gesund zu seiner Familie zurückkehrt“. Selbst für Tyson Fury, der ihn im Vorfeld des Fights teilweise heftig anging, habe er gebetet. Dazu begründete Usyk, dass er solche Äußerungen nicht persönlich nimmt, weil er sich bewusst ist, dass sein Rivale „damit nur seine Schwächen überspielen“ wolle. Dazu betont er:
„Wer von sich überzeugt und in sich gefestigt ist, muss keine großen Töne spucken.“
Zudem zeigt Usyk im Welt-Interview abermals, dass Jesu Gebot der Feindesliebe für seine Orientierung eine Rolle spielt. Schon in seiner Kindheit sei er aufgrund einer Zahnlücke gehänselt worden. Damals wie heute gelte für ihn:
„Ich empfinde keine Feindseligkeit, weil ich Menschen liebe.“
Diese Haltung habe er auch gegenüber Tyson Fury, der sich auch zum christlichen Glauben bekennt (wir berichteten). Dabei richtet Usyk sein Augenmerk nicht auf den heftigen Umgang Furys mit ihm im Vorfeld des Kampfes, sondern erkennt vielmehr, dass Fury „mir sehr geholfen hat, berühmt zu werden“. Dies erfülle ihn mit Dank, schilderte Usyk weiter.
Auch mit Blick auf sein Durchhaltevermögen beschreibt Oleksandr Usyk, dass sein Glaube ihn stets motivierte nicht aufzugeben, obwohl ihm immer wieder prognostiziert worden sei, dass er aufgrund seiner körperlichen Konstitution „kein Champion werden könne“. Darauf zurückblickend sowie im Blick nach vorne erklärt der Schwergewichts-Weltmeister aller Boxverbände:
„Ich glaube an Gott, bete weiter und gehe in die mir vorgegebene Richtung.“
Neben seinem Glauben trage auch sein „bedingungsloses Trainingsregime“ zu seiner mentalen Stärke bei, beschreibt Usyk im Welt-Interview den eigenen Beitrag, um sein Talent zur Entfaltung zu bringen.
Weiter erklärte der Ukrainer, dass ihm sein Glaube auch im Umgang mit dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine hilft. Dieser Krieg habe ihn von einem „ausgelassenen Spaßvogel“ zu einem Menschen verändert, der heute „oft todernst und traurig“ sei. Seine Empfindungen und seine Hoffnung bringt er im Gebet vor Gott, schilderte der 37-Jährige.
Auch seine Zukunft im Boxgeschäft, in dem er alles, was es zu gewinnen gibt, gewonnen hat, legt Oleksandr Usyk in Gottes Hand, was er wie folgt darlegt:
„Solange mein Herz noch so schlägt wie jetzt und Gott mir die notwendige Kraft gibt, mache ich weiter.“
Realistisch erscheinen ihm dabei, zwei bis drei weitere Jahre als Box-Profi, fügte Usyk an.
Quellen: welt.de, wikipedia.org, promisglauben.de